Der vierte James-Bond-Darsteller Timothy Peter Dalton wird heute 70 Jahre. Er steuerte zwar "nur" zwei Beiträge zum Bond-Universum bei, aber es sind zwei, die es in sich haben. Dalton ist der Bond der Widersprüche. Die breite Masse der Kinozuschauer kennt oft noch nicht einmal seinen Namen, und in TV- und Filmzeitschriften fällt meist nur als Kommentar, dass er beim Publikum nicht besonders gut ankam. Er gilt eher als Fußnote, als unsicherer Übergang zwischen Moore und Brosnan. Dagegen ist sein Ansehen bei den Fans ungleich höher. Gerade der Umstand, dass er seine Rolle verhältnismäßig ernst nahm, kommt bei vielen Fans, die Bond ja ebenfalls ernster nehmen als Durchschnittszuschauer, sehr gut an. Aber auch zwischen seinen beiden Bondfilmen gibt es Widersprüche. THE LIVING DAYLIGHTS zeigt vielleicht den 'most sophisticated' Bond überhaupt. Einen, der klassische Musik genießt und gute Restaurants in Karachi kennt.
LICENSE TO KILL wirkt dagegen so US-amerikanisch, wie DAYLIGHTS europäisch wirkt. Wo der eine eher auf Shakespeare, Mozart und Klassiker wie DER DRITTE MANN zurückgreift, steht der andere eher in der Tradition von DEATH WISH oder Sergio Leones erstem Film der Dollar-Trilogie. Shakespeare-Bond im Rambo-Land sozusagen. (Was nicht notwendigerweise negativ gemeint ist, denn das sind sehr gute Filme.)
Ära, wem Ära gebührt
Die beiden Filme stellen damit eine Transition innerhalb der Reihe dar, wie sie andere Darsteller nicht mit mehr Filmen geschafft haben. Daltons Bond in THE LIVING DAYLIGHTS wirkt zwar schon erheblich von der Selbstironie befreit, die Sean Connery und vor allem Roger Moore etablierten, aber in seiner Verspieltheit unterscheidet sich der Film noch nicht wirklich von den früheren Filmen. Mit Film Nummer 16 wird die Figur Bond dagegen sozusagen erwachsen.
Der Unterschied zeigt sich auch im Umgang mit Quartiermeister Major Boothroyd. In THE LIVING DAYLIGHTS ist das Verhältnis noch vom typischen 'Grow up, 007!' geprägt. In LICENSE TO KILL behandelt Q Bond zum ersten Mal wirklich als 'Grown-up'. Sie operieren auf Augenhöhe, als Partner.
Die Ära Dalton stellt den Übergang von der klassischen Ära zur post-klassischen dar, in der Bonds Handeln und Status nicht mehr als selbstverständlich angesehen werden. (Siehe dazu auch hier.)
Mehr als nur ein Proto-Craig
Wenn Daltons Leistung als Bond anerkannt wird, was immer noch viel zu selten geschieht, heißt es meistens, dass er Daniel Craigs Bond zu einer Zeit vorweggenommen hat, als das Publikum noch nicht reif dafür war. Dabei war er mehr als das. Daltons Bond erscheint am wenigsten von allen Darstellern als 'blunt instrument' der Regierung. Er wirkt am ehesten so, als ob er so etwas wie einen eigenen Geschmack und ein Leben nach Dienstschluss hat. Seine moralischen Entscheidungen werden nicht ausschließlich an einem Schreibtisch in London getroffen. Freundschaft ist bei ihm mehr als nur Kollegialität, weshalb er als "Tötungswerkzeug" der britischen Regierung auch ein schwieriges Eigenleben zeigt. (Insofern wirkt es fast konsequent, dass seinem Bond die LICENSE nach seinem Alleingang nicht erneuert wurde.)
Schon in seinem Debüt zweifelt er den Tötungsauftrag von M bezüglich des KGB-Chefs Pushkin an und lässt ihn eigenmächtig am Leben. Hier deutet sich bereits der Konflikt an, der im nächsten Film thematisiert wurde. Daltons Bond hinterfragt sein Tun bereits zu einem Zeitpunkt, als der Kalte Krieg noch gar nicht vorbei war, und lange bevor das in Agentenfilmen zur Mode wurde. Damit war er seiner Zeit eher voraus.
Daniel Craigs Bond wirkt dagegen viel mehr wie ein hocheffizientes tödliches Werkzeug, mit einer größeren physischen Bedrohlichkeit, dafür aber weniger 'sophisticated'. In diesem Aspekt sehe ich Dalton und Craig fast an entgegengesetzten Enden eines Spektrums.
Die beiden Filmen mit Timothy Dalton haben ihre Daseinsberechtigung und Wichtigkeit auch in ihrer Zeit. Es sind zwei wunderbare Beiträge, die ich nicht missen möchte!
LICENSE TO KILL wirkt dagegen so US-amerikanisch, wie DAYLIGHTS europäisch wirkt. Wo der eine eher auf Shakespeare, Mozart und Klassiker wie DER DRITTE MANN zurückgreift, steht der andere eher in der Tradition von DEATH WISH oder Sergio Leones erstem Film der Dollar-Trilogie. Shakespeare-Bond im Rambo-Land sozusagen. (Was nicht notwendigerweise negativ gemeint ist, denn das sind sehr gute Filme.)
Ära, wem Ära gebührt
Die beiden Filme stellen damit eine Transition innerhalb der Reihe dar, wie sie andere Darsteller nicht mit mehr Filmen geschafft haben. Daltons Bond in THE LIVING DAYLIGHTS wirkt zwar schon erheblich von der Selbstironie befreit, die Sean Connery und vor allem Roger Moore etablierten, aber in seiner Verspieltheit unterscheidet sich der Film noch nicht wirklich von den früheren Filmen. Mit Film Nummer 16 wird die Figur Bond dagegen sozusagen erwachsen.
Der Unterschied zeigt sich auch im Umgang mit Quartiermeister Major Boothroyd. In THE LIVING DAYLIGHTS ist das Verhältnis noch vom typischen 'Grow up, 007!' geprägt. In LICENSE TO KILL behandelt Q Bond zum ersten Mal wirklich als 'Grown-up'. Sie operieren auf Augenhöhe, als Partner.
Die Ära Dalton stellt den Übergang von der klassischen Ära zur post-klassischen dar, in der Bonds Handeln und Status nicht mehr als selbstverständlich angesehen werden. (Siehe dazu auch hier.)
Mehr als nur ein Proto-Craig
Wenn Daltons Leistung als Bond anerkannt wird, was immer noch viel zu selten geschieht, heißt es meistens, dass er Daniel Craigs Bond zu einer Zeit vorweggenommen hat, als das Publikum noch nicht reif dafür war. Dabei war er mehr als das. Daltons Bond erscheint am wenigsten von allen Darstellern als 'blunt instrument' der Regierung. Er wirkt am ehesten so, als ob er so etwas wie einen eigenen Geschmack und ein Leben nach Dienstschluss hat. Seine moralischen Entscheidungen werden nicht ausschließlich an einem Schreibtisch in London getroffen. Freundschaft ist bei ihm mehr als nur Kollegialität, weshalb er als "Tötungswerkzeug" der britischen Regierung auch ein schwieriges Eigenleben zeigt. (Insofern wirkt es fast konsequent, dass seinem Bond die LICENSE nach seinem Alleingang nicht erneuert wurde.)
Schon in seinem Debüt zweifelt er den Tötungsauftrag von M bezüglich des KGB-Chefs Pushkin an und lässt ihn eigenmächtig am Leben. Hier deutet sich bereits der Konflikt an, der im nächsten Film thematisiert wurde. Daltons Bond hinterfragt sein Tun bereits zu einem Zeitpunkt, als der Kalte Krieg noch gar nicht vorbei war, und lange bevor das in Agentenfilmen zur Mode wurde. Damit war er seiner Zeit eher voraus.
Daniel Craigs Bond wirkt dagegen viel mehr wie ein hocheffizientes tödliches Werkzeug, mit einer größeren physischen Bedrohlichkeit, dafür aber weniger 'sophisticated'. In diesem Aspekt sehe ich Dalton und Craig fast an entgegengesetzten Enden eines Spektrums.
Die beiden Filmen mit Timothy Dalton haben ihre Daseinsberechtigung und Wichtigkeit auch in ihrer Zeit. Es sind zwei wunderbare Beiträge, die ich nicht missen möchte!