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Channel: Bond and Beyond
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Superhelden und Agenten

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Superman, First Edition Cover
Man beachte das versteckte Smiley
Vor achtzig Jahren, im Frühjahr 1938, erschien die erste Ausgabe von Superman. Damit erblickte der erste Superheld das Licht der Welt - ein Konzept, das die Populärkultur entscheidend prägte und bis heute enorm erfolgreich ist. Dass eine relativ naiv und pathetisch wirkende Verschmelzung von fast unbegrenzter Macht mit purem Edelmut ein Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs eine goldene Ära von Superhelden einläutete, verwundert aus heutiger Sicht nicht. Unter G.I.s waren die Geschichten um den stählernen Helden ebenso beliebt wie in Japan, bis hin zu Kaiser Hirohito.

Das Erfolgsrezept von Superhelden ist dabei noch deutlich älter als 80 Jahre  und wird heimlich auch von zahlreichen anderen Helden benutzt. Auch James Bond ist eigentlich ein Superheld!



Mister Glass, Unbreakable
Samuel L. Jackson in UNBREAKABLE,
im Marvel-Universum ein Super-Agent
Die klassischen Vorbilder der Pulp-Recken sind bekannt. Die Erzählungen um Gilgamesch, Herkules oder Siegfried sind eigentlich Superhelden-Origins. Der Idee um Superman voraus ging Philip Wylies Roman Gladiator von 1930, um einen Wissenschaftler, der seinem Kind durch ein Serum Superkräfte verleiht. Interessant ist, dass die Schöpfer der berühmten Superhelden-Comics, Jerry Siegel, Joe Schuster, Will Eisner und später Stan Lee, Kinder jüdischer Immigranten waren. Man kann die Geschichten daher durchaus als eine Übertragung messianischer Hoffnungen in den Bereich der Popkultur betrachten. (Diesen religiösen Aspekt der Comics hat M. Night Shyamalan 2000 in UNBREAKABLE auf geniale Weise herausgearbeitet.)

1978, aus heutiger Gesicht genau in der Mitte von Supermans achtzigjähriger Geschichte, war SUPERMAN dann auch passenderweise die erste wirklich ernstzunehmende, groß angelegte Superhelden-Comic-Verfilmung. Wegweisend sowohl in Bezug auf die Tricktechnik als auch auf das Marketing. Es war einer der ersten "Amphibienfilme", die gleichzeitig für den Kino- und den Fernsehmarkt gedreht wurden; gleichzeitig entstanden bereits Teile der Fortsetzung, so dass das insgesamt gedrehte Material monumentale 180 Minuten umfasst. Marketing und Tricktechnik sind heute mehr denn je die größten Domänen von Superheldenfilmen. Während CGI Franchises wie Bond eher schadet, kann für Superhelden die Tricktechnik nie gut genug sein. Insofern ist für sie im Gegensatz zu Bond der technische Fortschritt fast automatisch auf ihrer Seite.

Clifton James in SUPERMAN (1978)Was mittlerweile eher invasive und heuschrecken-kapitalistische Formen angenommen hat, hatte 1978 und in den Fortsetzungen noch jede Menge Charme, Selbstironie und Klasse. Vor allem SUPERMAN I und II sind großartige und auch heute noch sehr gut funktionierende Film-Feuerwerke. Mit den Auftritten von Shane Rimmer als NASA-Techniker oder Clifton James als Sheriff haben sie amüsante Anspielungen an die Bondfilme.



Bondplakate: Thunderball, You Only Live Twice, Moonraker, Diamonds Are Forever
Die Plakate der Bondfilme erinnern in Stil und Übertreibung oft an Superhelden-Comics. Bond fliegt per Raketenantrieb wie Iron Man, kann ohne Hilfsmittel unter Wasser ebenso kämpfen wie im Weltraum, überwindet die Schwerkraft oder steht wie Ant-Man auf dem zentimetergroßen Greifer eines Mondautos.


Die allgemeine Faszination von Helden mit übermenschlichen Fähigkeiten, die weit über Pulp Fiction hinausgeht, wird in der heutigen Dramaturgie oft unterschätzt. You can't relate to a superhero, to a superman, sagte Timothy Dalton beispielsweise. But you can identify with a real man who in times of crisis draws forth some extraordinary quality from within himself and triumphs but only after a struggle. Generationen von begeisterten Lesern beweisen das Gegenteil. Man kann sich sehr gut in Supermenschen hineinversetzen! Es ist eine andere Art von Empathie als diejenige, die man für Normalmenschen und Underdogs empfindet, aber sie funktioniert genauso gut!


Marc McClure in SUPERMAN (1978)
Marty McFlys großer Bruder Marc McClure
in SUPERMAN (1978)
Das Publikum liebt Helden, die einfach 'klarkommen'. Die Gegner besiegen, eine ausgeglichene Psyche haben und mit überdurchschnittlicher Intelligenz und Erfahrung selbst die unmöglichsten Situationen meistern. Filme wie TAKEN ("deutscher" Titel 96 Hours, 2008) beweisen das. Liam Neesons Charakter gerät hier nur einmal kurz in die Bredouille gegen Ende, aber auch ohne diese Szene wäre der Film ein großer Erfolg gewesen. Es genügt völlig, wenn die Herausforderungen, die der Held meistern muss, rein physischer Natur sind. Marty hat in BACK TO THE FUTURE beispielsweise nur Probleme, die von außen kommen. Eine Szene, die eine Veränderung seines Charakters zeigt, wurde herausgeschnitten, was der bis heute anhaltenden Faszination für diesen Film keinerlei Abbruch tat. (Im Gegenteil. Martys Chicken-Problem wirkt in den Fortsetzungen eher ein bisschen übergestülpt.)

Die Begeisterung für Helden, die für Normalmenschen unmöglich erscheinende Dinge tun, mag ebenso schlicht sein wie Farben und Stil der Comics, die Namen und Dialoge, aber sie funktioniert immer und überall. Und das oft entgegen den Glaubenssätzen vieler Drehbuch-Gurus. Bonds "So does England" steht ebenso wie Dirty Harrys "Make my day" im Gegensatz zu der modernen Überzeugung, dass der Held zu Beginn unbedingt ein Kätzchen retten sollte, um sympathisch zu wirken. 


Sir Roger Moore und Christopher Reeve
Zwei Nasen tanken Super
Leider hat diese Vorstellung, dass in einem guten Film der Held ein großes Trauma überwinden muss, das zu Beginn möglichst schick in schwarzweißen Flashbacks präsentiert wird, mittlerweile Comic-Verfilmungen ebenso geprägt wie Bondfilme. Der Vorteil liegt aber auch hier bei den Superhelden, die selbst in ihrer gebrochenen Form fast automatisch trotzdem die Faszination überdurchschnittlicher Kompetenz bedienen.

Bond spiegelt diese Faszination ebenfalls wider, aber eher in subtiler Form. Wenn man bedenkt, dass Figuren wie Bruce Wayne oder Tony Stark, die außer Intelligenz, Willen und Training keine übernatürlichen Eigenschaften mitbringen, nur dank genialer Gadgets zu den Superhelden zählen, dann kann Bond auch ohne weiteres als Superheld bezeichnet werden. Natürlich nur, solange er selbige auch benutzt. Aber auch Bonds Omnipotenz, seine magnetische Wirkung auf praktisch das gesamte andere Geschlecht oder seine Fähigkeit, durch Intelligenz, Witz und Technik selbst den tödlichsten Situationen zu entgehen bedienen das Verlangen des Publikums nach Superhelden. (Und auf einer Meta-Ebene natürlich auch seine ewige Jugend, bedingt durch das Schlüpfen in verschiedene Verkörperungen, die aber alle denselben Charakter bilden. Eigentlich ist es diese filmhistorische Superkraft, die ihn zu einem wahren Superhelden macht.)

Leider gilt all das bei Bondfilmen als negativ und als Haschen nach flüchtigem Erfolg. Dabei sind genau das eigentlich die Mittel, durch die er in einer von 'Cinematic Universes' beherrschten Welt bestehen könnte.

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