"I've seen places, faces,
And smiled for a moment."
(From Russia With Love, Matt Monro)
Bond-Marathon #002: FROM RUSSIA WITH LOVE (1963)
Nach der Besprechung zu DR. NO geht es nun endlich weiter mit FROM RUSSIA WITH LOVE (Liebegrüße aus Moskau) von 1963 - in diesem Jahr immerhin 55 Jahre alt. Zum Film hatte ich anlässlich des goldenen Jubiläums vor 5 Jahren schon mal eine Besprechung veröffentlicht. Auch diesen Film habe ich auf Bluray im Originalton angeschaut und werde ihn nach einer 15-Punkte-Bewertungsskala einordnen. Zwei Bewertungs-Elemente habe ich noch hinzugenommen: Drehorte und Helfer.
FROM RUSSIA WITH LOVE kulinarisch
Eine der kulinarisch berühmtesten Szenen gibt es hier. "Ein Engländer trinkt nie roten Wein zum Fisch, das hätte mir eine Warnung sein müssen." Es sind Dinge wie diese, die Bond von jedem anderen Actionhelden abheben. Auch sonst ist Liebesgrüße eins der reizvollsten Bondabenteuer für den Gaumen, sowohl als Buch wie als Film. Schon auf dem Flug nach Istanbul gönnt sich Bond mehrere Americanos, um sein ganz mieses Gefühl bei dieser Sache zu betäuben.
In der Bosporus-Metropole ordert er dann "Grüne Feigen, weißen Joghurt, schwarzen Kaffee". Sowohl geschmacklich wie farblich eine interessante Kombination, auch wenn der türkische Joghurt im Roman eher tiefgelb ist. Hierfür habe ich Kürfez Yogurt aus dem Supermarkt verwendet, der im Vergleich zum herkömmlichen Joghurt angenehm wenig süß und chemisch schmeckt. Dazu Kaktusfeigen.
Später mit Kerim Bey gibt es Raki, ein aus Weintrauben oder Rosinen gebrannter Anisée - 'filthy stuff', mit dem man es nicht übertreiben sollte.
Und im Buch dann sogar etwas so profanes wie Döner Kebap. Allerdings dann doch nicht das Zeug, das man an jeder Straßenecke bekommt: Sehr junges Lamm, über Holzkohle gegrillt, mit Reis und vielen Zwiebeln gefüllt. Zugunsten des Lammes - dem ich es sehr gut nachfühlen kann, nicht aufgespießt werden zu wollen - habe ich hierfür eine vegetarische Alternative verwendet.
Im Vorfeld: Auf welche Elemente freue ich mich? Auf welche nicht?
Beim Titel 'Liebesgrüße aus Moskau' habe ich als erstes die Montage der rasenden Zugräder mit der Landkarte im Sinn, zusammen mit John Barrys vorwärtstreibender Musik. Diese Thriller-Atmosphäre, die unaufhaltsam auf die Konfrontation Bond-Grant zustrebt, ist immer wieder grandios!
Was ich immer etwas weniger gelungen fand ist, dass nach diesem phänomenalen Duell im Zug noch zwei Actionszenen angehangen werden, die diese Intensität nicht mehr erreichen. Dann kommt der oft vorherrschende eher düstere und ernste Ton hinzu, der nicht ganz so viel Spaß macht wie spätere Bondwerke.
Wie ist das Verhältnis von positiven zu eher negativen Elementen unmittelbar nach dem Film?
Das Gute fasziniert wesentlich mehr als das weniger Gute auffällt. Wie es sich für einen Klassiker gehört. Im Fazit mehr dazu.
Bewertungen:
Einführungssequenz / Vortitelsequenz: 11/15
Titelmusik: 12/15
Titelanimation: 13/15
Symbiose aus Musik und Animation: 13/15
Die erste richtige Vortitelsequenz der Bondgeschichte. Noch eher schlicht, aber doch wirksam und gut inszeniert. Wobei ich sagen muss, dass ich die Idee mit der Gummimaske etwas zu konstruiert finde. Welchen Mehrwert sollte die bei einer Übung bringen?
Das Motiv des scheinbaren oder stellvertretenden Todes von Bond wurde später noch sehr oft in Teasern aufgegriffen.
Einführungsszene von Bond: 12/15
Einführungsszene des Haupt-Bondgirls: 11/15
Einführungsszene des Gegenspielers: 13/15
Einführungsszene des Haupt-Henchman: 14/15
Hier kann man sich natürlich streiten, ob Bond nicht bereits in der Vortitelsequenz eingeführt wird, denn er wird ja hier schon von Sean Connery verkörpert. Seine erste Szene als echter Bond ist dagegen eher unspektakulär, was aber natürlich zur Story passt. Er soll angesichts der Verschwörung möglichst entspannt und nichtsahnend erscheinen. Ihn in seinem Alltag mit Freundin zu sehen hat sogar einen gewissen Reiz.
Auch Donald 'Red' Grant wird sehr sorgfältig eingeführt und aufgebaut. Beim Haupt-Gegenspieler kann man sich natürlich streiten, da Blofeld völlig im Hintergrund bleibt. Insofern könnte man Klebb hier als Hauptgegner sehen.
Darstellung von James Bond: 15/15
Noch vor GOLDFINGER für mich Connerys beste Leistung als James Bond.
Gibt es Szenen, in denen Bond weniger sympathisch erscheint? Hier ist mir in diesem Film nichts aufgefallen.
Darstellung des Gegenspielers: 11/15
Hier sehe ich wie gesagt eher Klebb als Blofeld.
Henchman: 15/15
Robert Shaw ist höchst-wahrscheinlich der beste Henchman der gesamten Reihe. Ein Großteil von allem, was nach ihm kam, war mehr oder weniger gelungene Kopie.
Bondgirl: 12/15
Die ehemalige Miss Rom Daniela Bianchi steht in der Tradition von Bondgirls, deren Hauptaufgabe es war, gut auszusehen. Da Tanya im Film selbst aber auch hauptsächlich nach Aussehen für den Auftrag ausgewählt wird und nur eine Figur im großen Spiel ist, wirkt das hier ganz stimmig. (Man könnte dem Film hier sogar - vor allem in der Szene zwischen Tanya und Klebb - eine gewisse ironische Selbstreflektion in Bezug auf den Castingprozess der Bondgirls attestieren.)
Helfer: 14/15
Kerim Bey ist ähnlich wie Red Grant schwer zu übertreffen.
Briefing-Szene: 13/15
Moneypenny-Szene: 14/15
Q-Szene: 13/15
Erster Auftritt des echten Q. Noch etwas sachlich, aber schon Kult.
Dramaturgische Struktur
Ist das auslösende Ereignis stark und interessant genug? 14/15
Man erfährt nur, dass es ein Plan ist, Bond zu töten und den MI6 zu demütigen, aber dadurch wird sehr wirksam Spannung aufgebaut.
Hält der Film durchgehend eine gewisse Grundspannung aufrecht? 14/15
Finale allgemein: 13/15
Wenn man den Kampf im Zug nimmt, wäre es eine klare 15, aber durch die Hubschrauber- und Boots-Action wirkt es auf mich etwas episodenhaft.
Gibt es eine Steigerung des Sensationswertes bis hin zum Finale, das alles andere überschattet?
13/15
Endkampf Bond - Henchman: 15/15
Perfekt. Mehr geht nicht.
Endkampf Bond - Schurke: 14/15
Der berühmte Giftschuh-Tanz. Ikonisch.
Wirkt die Auflösung nach dem Finale befriedigend? 14/15
Ist Bonds ermittlerische Vorgehensweise glaubwürdig und zielführend? 13/15
Das ist bei diesem Film nicht so leicht zu beurteilen, denn Bonds Auftrag besteht ja hauptsächlich darin, dem Honigtopf scheinbar auf den Leim zu gehen, in der Hoffnung, die Hintermänner zu entlarven oder zumindest die Lector zu bekommen.
Allgemein
Bond-Feeling: 13/15
Fleming-Feeling: 14/15
Humor: 11/15
Spannung: 14/15
Logik/Schlüssigkeit der Story: 14/15
Im Rahmen der Bondfilme kann ich hier guten Gewissens 14 Punkte vergeben. Der Plan von SPECTRE ist insgesamt realistisch und gut ausgeführt. Im Gegensatz zu anderen eher realistisch und geerdet daherkommenden Schurkenplots leidet hier auch nicht im Geringsten die Spannung darunter.
Produktions-Design: 13/15
Verglichen mit DR. NO oder GOLDFINGER gibt es hier nicht diese krass herausstechenden Kulissen, aber Syd Cain leistet trotzdem eine sehr gute Arbeit. Erwähnt sei hier beispielsweise nur die Austragungsstätte des Schachturniers.
Spezialeffekte: 8/15
Stunts: 13/15
Hier ragt natürlich der Zugkampf heraus, aber auch die Szenen auf den brennenden Booten gegen Ende.
Bildgestaltung: 14/15
Drehorte: 13/15
Wie schon bei DR. NO sind die Drehorte allein schon wegen der Atmosphäre der Früh-Sechziger sehenswert. Istanbul ist dazu noch eine der interessantesten und geschichtsträchtigsten Städte der Welt. Die Szenen in der Hagia Sophia, der Cisterna Basilica oder auch im etwas höher gelegene Büro von Rosa Klebb sind faszinierend.
Venedig besteht dagegen hauptsächlich aus mäßigen Rückprojektionen oder gemalten Ansichten vor den Fenstern des Hotelzimmers (was auf Bluray noch stärker auffällt).
Lokalkolorit: 14/15
Hier sind die Sechziger-Bonds schwer zu übertreffen. Die Darstellung der 'gipsy culture' kann man natürlich klischeehaft sehen, und daher mit all den schicken, modernen -Ismen behaften. Nichtsdestotrotz finde ich sie sehr respekt- und liebevoll, und ich denke, darauf kommt es an.
Kombination: 14/15
Istanbul und Venedig sind als Kombination an sich sehr stimmig, zumal es durch die Zisterne das verbindende Element der Bootsfahrt gibt. Auch die Schauplätze der finalen Verfolgungsjagden funktionieren.
Musik
John Barrys erste eigenständige Arbeit für einen Bondfilm ist bereits so beeindruckend, dass die Verpflichtung für ein Dutzend zukünftiger Bondfilme schon ab hier wenig überraschend wirkt. Ein großer Teil der romantischen und spannungsgeladenen Atmosphäre des Films ist der Musik geschuldet.
Als wollte er im Urheberstreit um das Bondthema nochmal ein Ausrufezeichen setzen, schuf Barry mit dem 007-Theme ein alternatives Bondthema, das ich in all seinen Variationen liebe! Man kann es treibend schnell spielen, wie hier, oder auch eher langsam und majestätisch wie in MOONRAKER. Im Gegensatz zum offiziellen Bondtheme klingt es weniger gefährlich, eher schwelgerisch-positiv und abenteuerlich. Man hörte es in vier Bondfilmen noch einmal - Und seitdem leider nie wieder.
Titelsong: 8/15
Matt Monros Interpretation steht in der Tradition damaliger Titelsongs, wie beispielsweise Luis Bacalovs Django. In diesem Sinne ist sie solide und ich mag sie, sie setzt aber auch keine echten Akzente. In der instrumentalen Version gefällt es mir fast besser.
Allgemein: 14/15
Fazit - Gewonnen oder verloren?
Leicht gewonnen. Nur leicht deshalb, weil ich ihn eh schon als sehr gut ansehe. Der Film ist unheimlich gut aufgebaut und inszeniert, mit teilweise wunderbaren kleinen Einfällen, wie das genau vor der Zugtür haltende Schild von Zagreb oder die Zuggeräusche, die den ersten Wortwechsel zwischen Bond und Grant übertönen. Diese Bahnromantik und die genüsslich aufgebaute Falle sind absolut einmalig.
Aber wie oben schon angesprochen ist nach dem grandiosen Zugkampf ein bisschen die Luft raus, und anders als im Buch muss hier noch etwas Action zelebriert werden. Die Sequenz mit dem Hubschrauber ist dabei auch mehr als offensichtlich an NORTH BY NORTHWEST angelehnt. Ich fand immer, der Film macht sich dadurch als "Wannabe-Hitchcock" kleiner als er ist, denn er ist wirklich meisterhaft inszeniert. Und ich muss auch zugeben, dass mich Rosa Klebb diesmal als Schurkin nicht in gleicher Weise überzeugt hat wie etwa Goldfinger, Dr. No oder OHMSS-Blofeld.
Aber das ist natürlich Jammern auf sehr hohem Niveau. Im Gesamteindruck ein faszinierender Film, der für mich immer wieder dadurch gewinnt, dass er sich selbst ernst nimmt und auf seine Dramaturgie und seine Darsteller vertraut. Terence Young war für mich am stärksten, als er noch nicht das von Guy Hamilton etablierte selbstironische Spektakel einbauen musste.
Gefühlt: 13/15
Errechnet: 12,97/15
Also 85 % und eine 1-: Die Leistungen entsprechen den Anforderungen in besonderem Maße.
And smiled for a moment."
(From Russia With Love, Matt Monro)
Bond-Marathon #002: FROM RUSSIA WITH LOVE (1963)
Nach der Besprechung zu DR. NO geht es nun endlich weiter mit FROM RUSSIA WITH LOVE (Liebegrüße aus Moskau) von 1963 - in diesem Jahr immerhin 55 Jahre alt. Zum Film hatte ich anlässlich des goldenen Jubiläums vor 5 Jahren schon mal eine Besprechung veröffentlicht. Auch diesen Film habe ich auf Bluray im Originalton angeschaut und werde ihn nach einer 15-Punkte-Bewertungsskala einordnen. Zwei Bewertungs-Elemente habe ich noch hinzugenommen: Drehorte und Helfer.
FROM RUSSIA WITH LOVE kulinarisch
Eine der kulinarisch berühmtesten Szenen gibt es hier. "Ein Engländer trinkt nie roten Wein zum Fisch, das hätte mir eine Warnung sein müssen." Es sind Dinge wie diese, die Bond von jedem anderen Actionhelden abheben. Auch sonst ist Liebesgrüße eins der reizvollsten Bondabenteuer für den Gaumen, sowohl als Buch wie als Film. Schon auf dem Flug nach Istanbul gönnt sich Bond mehrere Americanos, um sein ganz mieses Gefühl bei dieser Sache zu betäuben.
In der Bosporus-Metropole ordert er dann "Grüne Feigen, weißen Joghurt, schwarzen Kaffee". Sowohl geschmacklich wie farblich eine interessante Kombination, auch wenn der türkische Joghurt im Roman eher tiefgelb ist. Hierfür habe ich Kürfez Yogurt aus dem Supermarkt verwendet, der im Vergleich zum herkömmlichen Joghurt angenehm wenig süß und chemisch schmeckt. Dazu Kaktusfeigen.
Später mit Kerim Bey gibt es Raki, ein aus Weintrauben oder Rosinen gebrannter Anisée - 'filthy stuff', mit dem man es nicht übertreiben sollte.
Und im Buch dann sogar etwas so profanes wie Döner Kebap. Allerdings dann doch nicht das Zeug, das man an jeder Straßenecke bekommt: Sehr junges Lamm, über Holzkohle gegrillt, mit Reis und vielen Zwiebeln gefüllt. Zugunsten des Lammes - dem ich es sehr gut nachfühlen kann, nicht aufgespießt werden zu wollen - habe ich hierfür eine vegetarische Alternative verwendet.
Im Vorfeld: Auf welche Elemente freue ich mich? Auf welche nicht?
Beim Titel 'Liebesgrüße aus Moskau' habe ich als erstes die Montage der rasenden Zugräder mit der Landkarte im Sinn, zusammen mit John Barrys vorwärtstreibender Musik. Diese Thriller-Atmosphäre, die unaufhaltsam auf die Konfrontation Bond-Grant zustrebt, ist immer wieder grandios!
Was ich immer etwas weniger gelungen fand ist, dass nach diesem phänomenalen Duell im Zug noch zwei Actionszenen angehangen werden, die diese Intensität nicht mehr erreichen. Dann kommt der oft vorherrschende eher düstere und ernste Ton hinzu, der nicht ganz so viel Spaß macht wie spätere Bondwerke.
Wie ist das Verhältnis von positiven zu eher negativen Elementen unmittelbar nach dem Film?
Das Gute fasziniert wesentlich mehr als das weniger Gute auffällt. Wie es sich für einen Klassiker gehört. Im Fazit mehr dazu.
Bewertungen:
Einführungssequenz / Vortitelsequenz: 11/15
Titelmusik: 12/15
Titelanimation: 13/15
Symbiose aus Musik und Animation: 13/15
Die erste richtige Vortitelsequenz der Bondgeschichte. Noch eher schlicht, aber doch wirksam und gut inszeniert. Wobei ich sagen muss, dass ich die Idee mit der Gummimaske etwas zu konstruiert finde. Welchen Mehrwert sollte die bei einer Übung bringen?
Das Motiv des scheinbaren oder stellvertretenden Todes von Bond wurde später noch sehr oft in Teasern aufgegriffen.
Einführungsszene von Bond: 12/15
Einführungsszene des Haupt-Bondgirls: 11/15
Einführungsszene des Gegenspielers: 13/15
Einführungsszene des Haupt-Henchman: 14/15
Hier kann man sich natürlich streiten, ob Bond nicht bereits in der Vortitelsequenz eingeführt wird, denn er wird ja hier schon von Sean Connery verkörpert. Seine erste Szene als echter Bond ist dagegen eher unspektakulär, was aber natürlich zur Story passt. Er soll angesichts der Verschwörung möglichst entspannt und nichtsahnend erscheinen. Ihn in seinem Alltag mit Freundin zu sehen hat sogar einen gewissen Reiz.
Auch Donald 'Red' Grant wird sehr sorgfältig eingeführt und aufgebaut. Beim Haupt-Gegenspieler kann man sich natürlich streiten, da Blofeld völlig im Hintergrund bleibt. Insofern könnte man Klebb hier als Hauptgegner sehen.
Darstellung von James Bond: 15/15
Noch vor GOLDFINGER für mich Connerys beste Leistung als James Bond.
Gibt es Szenen, in denen Bond weniger sympathisch erscheint? Hier ist mir in diesem Film nichts aufgefallen.
Darstellung des Gegenspielers: 11/15
Hier sehe ich wie gesagt eher Klebb als Blofeld.
Henchman: 15/15
Robert Shaw ist höchst-wahrscheinlich der beste Henchman der gesamten Reihe. Ein Großteil von allem, was nach ihm kam, war mehr oder weniger gelungene Kopie.
Bondgirl: 12/15
Die ehemalige Miss Rom Daniela Bianchi steht in der Tradition von Bondgirls, deren Hauptaufgabe es war, gut auszusehen. Da Tanya im Film selbst aber auch hauptsächlich nach Aussehen für den Auftrag ausgewählt wird und nur eine Figur im großen Spiel ist, wirkt das hier ganz stimmig. (Man könnte dem Film hier sogar - vor allem in der Szene zwischen Tanya und Klebb - eine gewisse ironische Selbstreflektion in Bezug auf den Castingprozess der Bondgirls attestieren.)
Helfer: 14/15
Kerim Bey ist ähnlich wie Red Grant schwer zu übertreffen.
Briefing-Szene: 13/15
Moneypenny-Szene: 14/15
Q-Szene: 13/15
Erster Auftritt des echten Q. Noch etwas sachlich, aber schon Kult.
Dramaturgische Struktur
Ist das auslösende Ereignis stark und interessant genug? 14/15
Man erfährt nur, dass es ein Plan ist, Bond zu töten und den MI6 zu demütigen, aber dadurch wird sehr wirksam Spannung aufgebaut.
Hält der Film durchgehend eine gewisse Grundspannung aufrecht? 14/15
Finale allgemein: 13/15
Wenn man den Kampf im Zug nimmt, wäre es eine klare 15, aber durch die Hubschrauber- und Boots-Action wirkt es auf mich etwas episodenhaft.
Gibt es eine Steigerung des Sensationswertes bis hin zum Finale, das alles andere überschattet?
13/15
Endkampf Bond - Henchman: 15/15
Perfekt. Mehr geht nicht.
Endkampf Bond - Schurke: 14/15
Der berühmte Giftschuh-Tanz. Ikonisch.
Wirkt die Auflösung nach dem Finale befriedigend? 14/15
Ist Bonds ermittlerische Vorgehensweise glaubwürdig und zielführend? 13/15
Das ist bei diesem Film nicht so leicht zu beurteilen, denn Bonds Auftrag besteht ja hauptsächlich darin, dem Honigtopf scheinbar auf den Leim zu gehen, in der Hoffnung, die Hintermänner zu entlarven oder zumindest die Lector zu bekommen.
Allgemein
Fleming-Feeling: 14/15
Humor: 11/15
Spannung: 14/15
Logik/Schlüssigkeit der Story: 14/15
Im Rahmen der Bondfilme kann ich hier guten Gewissens 14 Punkte vergeben. Der Plan von SPECTRE ist insgesamt realistisch und gut ausgeführt. Im Gegensatz zu anderen eher realistisch und geerdet daherkommenden Schurkenplots leidet hier auch nicht im Geringsten die Spannung darunter.
Produktions-Design: 13/15
Verglichen mit DR. NO oder GOLDFINGER gibt es hier nicht diese krass herausstechenden Kulissen, aber Syd Cain leistet trotzdem eine sehr gute Arbeit. Erwähnt sei hier beispielsweise nur die Austragungsstätte des Schachturniers.
Spezialeffekte: 8/15
Stunts: 13/15
Hier ragt natürlich der Zugkampf heraus, aber auch die Szenen auf den brennenden Booten gegen Ende.
Bildgestaltung: 14/15
Drehorte: 13/15
Yerebatan-Zisterne (wikipedia) |
Venedig besteht dagegen hauptsächlich aus mäßigen Rückprojektionen oder gemalten Ansichten vor den Fenstern des Hotelzimmers (was auf Bluray noch stärker auffällt).
Lokalkolorit: 14/15
Hier sind die Sechziger-Bonds schwer zu übertreffen. Die Darstellung der 'gipsy culture' kann man natürlich klischeehaft sehen, und daher mit all den schicken, modernen -Ismen behaften. Nichtsdestotrotz finde ich sie sehr respekt- und liebevoll, und ich denke, darauf kommt es an.
Kombination: 14/15
Istanbul und Venedig sind als Kombination an sich sehr stimmig, zumal es durch die Zisterne das verbindende Element der Bootsfahrt gibt. Auch die Schauplätze der finalen Verfolgungsjagden funktionieren.
Musik
John Barrys erste eigenständige Arbeit für einen Bondfilm ist bereits so beeindruckend, dass die Verpflichtung für ein Dutzend zukünftiger Bondfilme schon ab hier wenig überraschend wirkt. Ein großer Teil der romantischen und spannungsgeladenen Atmosphäre des Films ist der Musik geschuldet.
Als wollte er im Urheberstreit um das Bondthema nochmal ein Ausrufezeichen setzen, schuf Barry mit dem 007-Theme ein alternatives Bondthema, das ich in all seinen Variationen liebe! Man kann es treibend schnell spielen, wie hier, oder auch eher langsam und majestätisch wie in MOONRAKER. Im Gegensatz zum offiziellen Bondtheme klingt es weniger gefährlich, eher schwelgerisch-positiv und abenteuerlich. Man hörte es in vier Bondfilmen noch einmal - Und seitdem leider nie wieder.
Titelsong: 8/15
Matt Monros Interpretation steht in der Tradition damaliger Titelsongs, wie beispielsweise Luis Bacalovs Django. In diesem Sinne ist sie solide und ich mag sie, sie setzt aber auch keine echten Akzente. In der instrumentalen Version gefällt es mir fast besser.
Allgemein: 14/15
Fazit - Gewonnen oder verloren?
Leicht gewonnen. Nur leicht deshalb, weil ich ihn eh schon als sehr gut ansehe. Der Film ist unheimlich gut aufgebaut und inszeniert, mit teilweise wunderbaren kleinen Einfällen, wie das genau vor der Zugtür haltende Schild von Zagreb oder die Zuggeräusche, die den ersten Wortwechsel zwischen Bond und Grant übertönen. Diese Bahnromantik und die genüsslich aufgebaute Falle sind absolut einmalig.
Aber wie oben schon angesprochen ist nach dem grandiosen Zugkampf ein bisschen die Luft raus, und anders als im Buch muss hier noch etwas Action zelebriert werden. Die Sequenz mit dem Hubschrauber ist dabei auch mehr als offensichtlich an NORTH BY NORTHWEST angelehnt. Ich fand immer, der Film macht sich dadurch als "Wannabe-Hitchcock" kleiner als er ist, denn er ist wirklich meisterhaft inszeniert. Und ich muss auch zugeben, dass mich Rosa Klebb diesmal als Schurkin nicht in gleicher Weise überzeugt hat wie etwa Goldfinger, Dr. No oder OHMSS-Blofeld.
Aber das ist natürlich Jammern auf sehr hohem Niveau. Im Gesamteindruck ein faszinierender Film, der für mich immer wieder dadurch gewinnt, dass er sich selbst ernst nimmt und auf seine Dramaturgie und seine Darsteller vertraut. Terence Young war für mich am stärksten, als er noch nicht das von Guy Hamilton etablierte selbstironische Spektakel einbauen musste.
Gefühlt: 13/15
Errechnet: 12,97/15
Also 85 % und eine 1-: Die Leistungen entsprechen den Anforderungen in besonderem Maße.
James Bond will return in
GOLDFINGER