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Channel: Bond and Beyond
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A Nightmare on Bond Street

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                                           "The formula is safe with old double-o-seven.
                                       He's got a red-head in his arms."
                                                                                      (Herb Alpert, Casino Royale)


Bond-Marathon #005,5: CASINO ROYALE (1967)

35-mm-Schmalfilm-Version von CASINO ROYALE
CASINO ROYALE von 1967 gilt für den Großteil der Zuschauer und Fans nicht als echter James-Bond-Film. Und das, obwohl die einzelnen Zutaten sehr hochwertig sind. James Bond 007 wird hier vom oscar-prämierten David Niven verkörpert, der als britischer Gentleman schlechthin galt. Niven wurde von Ian Fleming persönlich für die Rolle vorgeschlagen und sogar in einem seiner Romane verewigt. Und er diente im Krieg in einer Spezialeinheit und war an der Rettung von Marlene Dietrich beteiligt. Den Gegenspieler gibt kein Geringerer als Orson Welles, der auch als Goldfinger im Gespräch war, aber sich als zu teuer erwies. Dazu kommt eine selten übertroffene Riege an Stars, eine wunderschöne Moneypenny, M und Q samt futuristischer Gadgets. Ein Song, der eine Oscar-Nominierung erhielt und nicht zuletzt eine Plakat-Kampagne, die an Kreativität die der letzten drei Bondfilme zusammen übertrifft. Der Film ist völlig übertrieben und eher eine Parodie, aber sind das etwa MOONRAKER oder DIE ANOTHER DAY nicht auch?

Ein zweiter Blick auf den verrücktesten Bondfilm aller Zeiten.






Die Entstehungsgeschichte hinter dem Film ist ähnlich wie bei NEVER SAY NEVER AGAIN (Sag niemals nie, 1983) ein Abenteuer für sich. Casino Royale ist wie Thunderball eine von Ian Flemings 'rogue novels', bei denen die Verfilmungsrechte nicht bei Eon Productions lagen. 1954 wurde der Roman schon einmal für das US-Fernsehen verfilmt, siehe hier.

Nachdem Produzent und Rechte-Inhaber Charles K. Feldman sich weder mit den Produzenten der etablierten Filmreihe noch mit Sean Connery als Darsteller einigen konnte, machte er aus der Not eine Tugend und beschloss, die Reihe zu parodieren. Das lag für Feldman sogar näher als ein ernsthafter Bondfilm, denn obwohl er mit Howard Hawks RED RIVER (1948) oder A STREETCAR NAMED DESIRE (Endstation Sehnsucht, 1951) hochwertiges Oscar-Material produziert hatte, lagen seine jüngeren Erfolge bei Komödien, wie THE SEVEN YEAR ITCH (Das verflixte 7. Jahr, 1955), mit der Marilyn-Monroe-Szene schlechthin, oder WHAT'S NEW PUSSYCAT? (1965), dem Schauspiel- und Drehbuch-Debüt von Woody Allen.

Letzterer Film, in dem neben Allen auch Peter Sellers und Ursula Andress mitwirkten, war ein Überraschungserfolg, deshalb wollte Feldman Woody Allen auch als Drehbuchautor für CASINO ROYALE. Doch Allen schrieb nur die Dialoge seiner eigenen Szenen. Letztendlich versuchten sich eine handvoll Autoren an dem Film, darunter sogar Billy Wilder, und insgesamt sechs Regisseure. Val Guest drehte die Szenen mit Woody Allen, Ken Hughes den Berlin-Teil, John Huston die Szenen auf Bonds und Ms Anwesen, Joseph McGrath und Robert Parrish einige der restlichen Szenen und Richard Talmadge schließlich ohne besondere Nennung im Abspann das Finale.

Peter Sellers & Britt Ekland 1964
Sellers mit Britt Ekland 1964
Dementsprechend liefen die Dreharbeiten auch völlig aus dem Ruder. Peter Sellers galt aufgrund seelischer Probleme mittlerweile als sehr schwierig und war nicht gut auf Orson Welles zu sprechen. Er verwandelte wohl seine Unsicherheit ihm gegenüber in eine Apathie. Welles hingegen war sprachlos über diese unprofessionelle Art, und letztendlich wollten beide ihre Szenen nicht gemeinsam drehen. Schließlich bekam Sellers das Gefühl, dass sich der von ihm mitgebrachte Regisseur Joseph McGrath mit Welles gegen ihn verbündet hatten, obwohl sich beide letztlich nur auf einer kreativen Ebene gut verstanden. Er verließ Hals über Kopf das Set und musste vorzeitig aus dem Film entfernt werden. Auch Woody Allen soll nach sechs untätigen Monaten in London entnervt das Handtuch geworfen haben und noch im Dr.-Noah-Kostüm in einen Flieger nach New York gestiegen sein.

Ein Kritiker bezeichnete CASINO ROYALE als den Film, der versucht habe, Hollywood zu töten. Man hat zumindest oft das Gefühl, als wollte Feldman die Marken James Bond und 007 möglichst lächerlich machen und 'verbrennen'. Der Name und der Code werden im Film völlig willkürlich verliehen und sogar auf die Stirn von Indianern gemalt. Ein ganzer Film als Bondbösewicht. Damit musste er natürlich scheitern. CASINO ROYALE beendete nicht nur die Karriere von Charles K. Feldman. Er starb kurz darauf an einem Magentumor.

Zu einem großen Teil scheiterte der ganze Film wohl tatsächlich an den persönlichen Problemen von Peter Sellers, die in dem sehr sehenswerten Biopic THE LIFEAND DEATHOF PETER SELLERS geschildert werden. Mit einem stringenten Drehbuch und einem Peter Sellers auf der Höhe seiner Kunst als schüchternen Kartenspezialisten, der gegen einen Superschurken antreten muss, hätte CASINO ROYALE wirklich gut sein können. So ist der Film aber letztlich weniger als die Summe seiner an sich sehr beeindruckenden Teile, auch wenn er als Pop-Art-Extravaganza durchaus Spaß machen kann.

In seiner hemmungslosen Absurdität erinnert er mich an Träume - vor allem die Albträume, die man als Fan manchmal vor Erscheinen eines neuen Bondfilms hat. Was wiederum eine echte Qualität ist. Viele Filme versuchen, diese Irrationalität des entfesselten Unterbewusstseins einzufangen, sind dabei aber selten so konsequent.

Dabei hat CASINO ROYALE auch einige magische Momente. Die erotik-geladene Szene zwischen Sellers und Ursula Andress zu The Look of Love beispielsweise. (Eine Szene, die Steven Spielberg in CATCH ME IF YOU CAN zitierte, und die Mike Myers zu der wunderbaren Bondparodie AUSTIN POWERS inspirierte. Überhaupt die Musik von Burt Bacharach, der übrigens dieses Jahr im Alter von 91 live in Hamburg zu hören sein wird.) Oder auch der Moment, als Le Chiffre am Spieltisch seine Niederlage erkennt. Nicht zuletzt auch, das Ur-Bondauto, den Bentley Blower, mal in Action zu erleben. Und sogar einige Gags zünden. Etwa wenn Tremble und Vesper Lynd Le Chiffe hinter einer Scheibe beobachten. "Don't worry, this is one-way mirror glass." - "Which way?" - "This way."

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