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Drehbuchautor Christopher Wood verstorben

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Drehbuchautor Christopher Wood (Moonraker)
Christopher Wood mit Barbara Bach (mi6.hq.com)
Eine traurige Nachricht für die Bondwelt: Der Autor Christopher Wood ist heute verstorben. Er war der Drehbuchautor der beiden Bondfilme THE SPY WHO LOVED ME (Der Spion, der mich liebte, 1977) und MOONRAKER (1979). Außerdem schrieb er zu beiden Filmen Romane, die noch vor John Gardner den literarischen Bond von Ian Fleming in die Siebziger transportierten. In Deutschland erschienen die Bücher unter den Titeln James Bond und sein größter Fall und Moonraker - streng geheim. Seine Erahrungen mit den Bondfilmen schilderte er zudem in seiner Autobiogaphie James Bond, The Spy I Loved. (Hier ein Interview mit Christopher Wood auf MI6-HQ.com)

Roger Moore schrieb zu der Nachricht auf Twitter: How sad to hear Bond screenwriter Christopher Wood has died. He wrote two of my best.

Erste Pressereaktionen: "Vielleicht sogar besser als SKYFALL"

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SPECTRE Poster mit Daniel Craig und Lea SeydouxNach der ersten Pressevorführung von SPECTRE in London sind im Netz die Reaktionen zu lesen. Und sie sind fast durchweg positiv bis begeistert! Einige finden ihn besser als SKYFALL, sogar als besten Bondfilm überhaupt. Nachfolgend einige Artikel: James Bond is back, stylish, camp, and sexily pro-Snowden (The Guardian, leichte Spoiler enthalten), Perhaps even better than Skyfall (Evening Standard, keine Spoiler), A swaggering show of confidence (The Telegraph, ernsthafte Spoiler), Bond is back - and with a bang - in a movie that warrants ALL the hype with 007 returning to his murderous, glamorous best (Mail Online, leichte Spoiler), Exciting action and laugh out loud funny (ITV, geringe Spoiler), An exhilarating James Bond spectacle that really didn't need to add depth (The Independent, kleinere Spoiler), James Bond is back with a brutal blast as SPECTRE is rated best EVER (The Mirror, leichte Spoiler) und Varity (leichte Spoiler).

Hier einige Reaktionen einzelner Journalisten auf Twitter.

Live-Stream zur Weltpremiere von SPECTRE aus London

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Am heutigen Montag-Abend findet in der Londoner Royal Albert Hall die Weltpremiere von SPECTRE statt, in Anwesenheit Hauptdarsteller des Films, Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ben Whishaw, Naomie Harris, David Bautista, Monica Bellucci und Ralph Fiennes, statt. Die Schauspieler werden zusammen mit Regisseur Sam Mendes und den Produzenten Michael G. Wilson und Barbara Broccoli über den roten Teppich gehen.

Auch deutsche Bond-Fans können live mit dabei sein und die Weltpremiere im Internet verfolgen, via Livestream auf MSN! Der Stream startet um 18 Uhr und endet gegen 20:20 Uhr. Nach einer fünfminütigen Pause wird er 24 Stunden lang wiederholt.

SPECTRE-Gewinnspiel!

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Mit freundlicher Genehmigung von Sony Pictures und Medianetworx verlost BOND& BEYOND drei offizielle SPECTRE-Merchandising-Artikel: Ein Cap, ein Regenschirm und das Plakat zum Film!

Zur Teilnahme liken Sie einfach unsere Facebookseite und beantworten die folgende Frage: Wo befinden sich die Grabmale der Vorfahren von Ernst Stavro Blofeld? Schicken Sie die richtige Antwort zusammen mit Ihrem Namen und Adresse an gewinnspiel@bondandbeyond.de. Teilnahmeschluss ist am 5. November 2015. Viel Glück!


SPECTRE Deutschlandpremiere in Berlin

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Spectre Deutschland-Premiere Berlin, Potsdamer PlatzAuf dem Potsdamer Platz fand gestern abend die feierliche Premiere des neuen James-Bond-Films SPECTRE statt, in Anwesenheit der Produzentin Barbara Broccoli und der Hauptdarsteller Daniel Craig, Christoph Waltz und Naomie Harris. Deutsche Darsteller wie Detlef Bothe, Werner Dehn, Victor Schefé sowie Clemens Schick (CASINO ROYALE), Anatole Taubmann (QUANTUMOF SOLACE) und Bonds deutsche Stimme Dietmar Wunder waren ebenso vor Ort und in Interview-Laune.




Spectre Deutschland-Premiere Berlin, Potsdamer Platz
Christoph Waltz stellt sich den Fans

Spectre Deutschland-Premiere Berlin, Potsdamer Platz
Barbara Broccoli beim Selfieschießen...

Spectre Deutschland-Premiere Berlin, Potsdamer Platz
...und beim Autogramme geben

Spectre Deutschland-Premiere Berlin, Potsdamer Platz
Anatole Taubmann (QOS)

Spectre Deutschland-Premiere Berlin, Potsdamer Platz
Clemens Schick und Werner Dehn

Spectre Deutschland-Premiere Berlin, Potsdamer Platz

Spectre Deutschland-Premiere Berlin, Potsdamer Platz
Craig, Naomie Harris, Christoph Waltz
Spectre Deutschland-Premiere Berlin, Potsdamer Platz
Naomie Harris in einem sehr schönem Kleid
Spectre Deutschland-Premiere Berlin, Potsdamer Platz
Eine der Attraktionen: Bonds neue Edelkarosse
Spectre Deutschland-Premiere Berlin, Potsdamer Platz
'Lone Gunman' Detlef Bothe, er kam sehr offen und sympathisch rüber
Spectre Deutschland-Premiere Berlin, Potsdamer Platz
Bonds deutsche Stimme Dietmar Wunder

Spectre Deutschland-Premiere Berlin, Potsdamer Platz
Jürgen Vogel
Spectre Deutschland-Premiere Berlin, Potsdamer Platz


Blofelds alter Diamantenlaser-Satellit war passenderweise auf die Premiere gerichtet. Zum Glück hat er nicht den DB10 verdampft.



Spectre Deutschland-Premiere Berlin, Potsdamer Platz












Spectre premiere Berlin
'I saw a spectre at your shoulder'



Bildrechte bei Sony Pictures und Bond & Beyond. Verwendung nur nach Erlaubnis!

Bond schreibt Geschichte

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SPECTRE pulverisiert Box Office Rekorde in fast jedem Land, in dem der Film schon gestartet ist - Erfolgreichster UK-Kinostart aller Zeiten

Albert R. Broccolis EON Productions, Metro-Goldwyn-Mayer Studios und Sony Pictures Entertainment gaben gestern bekannt, dass SPECTRE in fast jedem Land, in dem der Film bisher schon angelaufen ist, Box Office Rekorde gebrochen hat, angeführt von einem historischen Einspielergebnis in Großbritannien. 

In den sechs Märkten, in denen der Film bisher an den Start gegangen ist, hat er insgesamt 80,4 Mio. Dollar umgesetzt, darunter 67,7 Mio. Dollar in Ländern, in denen Sony Pictures Releasing International (SPRI) für den Vertrieb verantwortlich war, und 12,7 Mio. Dollar von Ländern, in denen MGM der Verleih war. 


In Großbritannien brachte es SPECTRE in seinen ersten sieben Tagen auf geschätzte 41,7 Mio. Pfund (63,8 Mio. Dollar) und stellte damit einen neuen Rekord auf für den erfolgreichsten britischen Kinostart aller Zeiten. 

SPECTRE brach den Startrekord von „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“, der ebenfalls an einem Montag mit 23,882 Mio. Pfund in die Kinos kam. SPECTRE stellte außerdem einen Rekord auf für das höchste Sieben-Tage-Einspielergebnis in der Geschichte der britischen Kinos und überholte damit den letzten James Bond Film SKYFALL

Das 24. James Bond Abenteuer SPECTRE setzt die am längsten laufende und erfolgreichste Filmreihe der Kinogeschichte fort. Der Film lief in Großbritannien und Irland in 647 Kinos auf 2.500 Leinwänden an, was dem größten Release aller Zeiten entspricht. 

Doch Großbritannien brach nicht allein Rekorde, denn in nahezu jedem Land, in dem SPECTRE schon an den Start ging, handelte es sich um den erfolgreichsten Kinostart aller Zeiten. 

In den Niederlanden spielte SPECTRE 3,3 Mio. Euro (3,7 Mio. Dollar) ein, brach damit den Rekord von SKYFALL und setzte inklusive Previews 3,9 Mio. Dollar um. 

In den skandinavischen Ländern, in denen MGM für den Vertrieb verantwortlich war, spielte SPECTRE insgesamt 12,7 Mio. Dollar ein und stellte damit in Finland und Norwegen neue Startrekorde auf. Beide Länder überholten damit das Ergebnis von SKYFALL. Finland spielte 2,35 Mio. Euro (2,63 Mio. Dollar) und Norwegen 24,4 Mio. Kronen (2,88 Mio. Dollar) ein. Der Film stellte auch einen neuen Rekord in Dänemark auf für das beste Drei-Tage-Startergebnis aller Zeiten, spielte 28,1 Mio. Kronen (4,21 Mio. Dollar) ein und überholte damit ebenfalls SKYFALL. In Schweden kam SPECTRE auf 24,95 Mio. Kronen (2,97 Mio. Dollar) – ein spektakuläres Ergebnis, das über 30% über dem Startergebnis von SKYFALL liegt. 

Außerdem stellte SPECTRE einen neuen IMAX-Rekord auf, indem der Film im Durchschnitt pro Leinwand das höchste Einspielergebnis der IMAX-Geschichte erzielte und es als erster Film auf ein Ergebnis von über 100.000 Dollar brachte, mit 105.000 Dollar in 47 IMAX-Locations. 

Die Produzenten Michael G. Wilson und Barbara Broccoli kommentierten den Nummer-eins-Start in Großbritannien wie folgt: “Wir sind all unseren James Bond Fans und den britischen Kinogängern ungeheuer dankbar, dass mit dem Start von SPECTRE in Großbritannien Box-Office-Geschichte geschrieben wurde.“ 

“Wir alle bei MGM sind unglaublich begeistert zu sehen, wie James Bond seinen Fans auch weiterhin so viel Vergnügen bereitet. Die rekordbrechende Unterstützung der britischen Kinogänger für unseren 24. Bond-Film ist nichts weniger als fantastisch. Wir können es kaum abwarten, bis auch der Rest der Welt SPECTRE sehen kann“, sagte Gary Barber, MGM Chairman und CEO. 

Peter Taylor, Managing Director Sony Pictures UK, fügte hinzu: “Wir freuen uns sehr, dass sich das Publikum in Großbritannien und Irland auch weiterhin so für die Geschichten einer unserer größten und besten kulturellen Ikonen begeistert. Dieses Startergebnis beweist einmal mehr, dass die Filmwelt von James Bond die Kinogänger anspricht wie keine andere.“

(Quelle: Sony Pictures Deutschland)

Der Große Bruder ist überall

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SPECTRE: Der erste Eindruck

Mit leichter Verspätung möchte ich hier mal meine Meinung zu SPECTRE kundtun. Da die Premieren und das Startwochenende bereits hinter uns liegen, enthält der Artikel einige Spoiler.

Der jeweils vierte Film eines Bonddarstellers ist ein besonderes Vergnügen, in dem sich die jeweiligen Stärken, aber auch Schwächen seiner Ära deutlich abzeichnen. Der Darsteller kann in seiner vierten Inkarnation den Charakter so mühelos überstreifen wie ein Dinner Jacket. Wie ein erfahrener Pianist schafft er es mit zwei, drei Noten das Bondtheme anklingen zu lassen. Hier eine Geste, dort ein Blick. 


Das "verflixte" vierte Mal

Ich denke da beispielsweise an Sean Connerys Geste am Spieltisch in THUNDERBALL, Roger Moores süffisanten "Etwas verfrüht, finden Sie nicht" in MOONRAKER oder das kurze Lächeln, mit dem Pierce Brosnan einem Diamantenhändler in DIE ANOTHER DAY die Sonnenbrille abnimmt. Schon die Bilder von Daniel Craig auf den Premieren von SPECTRE lassen ihn so bondig und lässig wie nie zuvor erscheinen. Daniel Craig IST James Bond. Weiterentwickeln kann er die Figur vor allem in den humorvollen Szenen. Wirkte er da bisher auf mich immer etwas bemüht, präsentiert er hier Oneliner und Situationskomik, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Das macht großen Spaß.

Aber gerade in dieser Vertrautheit liegt auch bereits der Schatten des Endes. Schauspieler suchen Herausforderungen. Eine Rolle, die schon zu einem guten Teil mit der eigenen Persönlichkeit verwachsen ist, wird schnell langweilig und sogar gefährlich.

Im ersten Film ist die Herausforderung noch riesig. Im zweiten gab man dem Darsteller dann mehr zu tun. TOMORROW NEVER DIES und QUANTUM OF SOLACE sind deshalb Actionfeuerwerke. Im dritten Film taucht der große ernsthafte Gegner auf; und im vierten dann kennt der Zuschauer seinen Reisebegleiter so gut, dass man mit ihm in wildere und gewagtere Gewässer navigieren kann. Zudem es gibt eine erste Rückschau und Reflektion des bisher gezeigten. Und hier zeigt sich dann oft bereits die Schattenseite der Ära. Connerys müheloses Machismo und der mechanische "Even Bigger"-Drang, die Tendenz zur Albernheit bei Moore, das richtungslose Mäandern zwischen den Welten bei Brosnan, es wirkte sich jeweils negativ auf die Dramaturgie des Films aus.

Bei Daniel Craig ist es die Beschäftigung mit dem Innenleben und der Vergangenheit des Helden sowie ein Bestreben, die bekannten Klischees zu kontrastieren, die hier erstmals aufgesetzt und unbefriedigend gelöst wirken. Timothy Dalton sagte einmal, dass Bond der klassische Fremde aus dem Western ist, der in die Stadt kommt, die Gangster erledigt und wieder in den Sonnenuntergang reitet.

Mit Craig ist Bond nicht mehr dieser Fremde. Man weiß, wann und wo er geboren wurde. Man weiß, wo, wie und mit wem er aufwuchs; welche Ereignisse seine Kindheit prägten, wer seine Eltern waren, wie sie hießen. Man weiß, wer ihn aufzog, mit wem er als Kind spielte. Wie er als Kind aussah. Man kennt seine große Liebe und wie er seinen Doppelnull-Status bekam. Die wichtigsten Ziele dieser Reisen in die Vergangenheit sind abgehakt. Natürlich könnte man jetzt noch seine Tante Charmain oder sadistische Lehrer in Eaton thematisieren, aber der Reiz ist mittlerweile überschaubar. Wird der nächste Darsteller nach Craig überhaupt noch dieser faszinierende Fremde sein können?

Am Ende von SPECTRE spürt man den Drang der Macher, kein beliebiges Ende mit Belohnungsbeischlaf und flottem Spruch abzuliefern. Es muss immer die große Geste sein. Aber es wirkt mittlerweile nicht mehr so faszinierend wie das "Bond. James Bond" in CASINO ROYALE, oder auch die Schlusszenen von QUANTUMOF SOLACE oder SKYFALL.

George Orwell lebt nur zweimal in Dr. Mabuses Kabinett in Casablanca

Bei der Berlinale 2014 saßen Barbara Broccoli und Christoph Waltz zusammen in der Jury. Ich könnte mir gut vorstellen, dass während dieser Zusammenarbeit die obligatorische Frage auftauchte, ob Waltz nicht mal einen Bondschurken spielen möchte. Waltz, der in Interviews oft betont, dass er jedes Rollenangebot erst einmal skeptisch betrachtet, sagte vielleicht nicht ganz im Ernst: "Aber nur, wenn ich Blofeld spielen darf, einen Mao-Anzug, eine weiße Katze und ein Versteck in einem Krater habe, und die Weltherrschaft anstrebe". Broccoli nahm vielleicht überraschend an, und beide merkten dann, dass sie sich mit diesem Deal nicht unbedingt einen Gefallen getan haben.

Tatsächlich hakt SPECTRE fast alle Blofeld-Klischees bis auf die Glatze ab, und die Modernisierung wirkt nicht immer geglückt. Nachdem EON 2013 die Rechte an der Figur erworben hatte, hatte ich hier mal einen Artikel zu einer möglicher Blofeld-Rückehr geschrieben. Mein Fazit damals:


Aber prinzipiell fehlt dem Charakter Blofeld etwas das Einmalige und Besondere. Vielleicht war das auch der Grund, warum man ihm so markante äußerliche Markenzeichen verpassen musste. Für das Phantomhafte, Ungreifbare ist er durch seine Organisation zu gebunden. Andererseits ist er auch nicht überdurchschnittlich wahnsinnig oder genial. Und damit stellt sich die Frage: Für was steht er, wofür ist er eine gute Metapher?

Bei aller Kritik am Film muss ich zugeben, dass man in diesem Punkt einen interessanten Dreh gefunden hat. Blofeld ist die Fleischwerdung von George Orwells berühmt-berüchtigtem "Watching Big Brother". Er ist der buchstäbliche Große Bruder, der alles sieht und überall ist. Und der alte Spectre-Octopus lebt ein zweites mal als Datenkrake. Das ist eine zeitgemäße und relativ glaubhafte Modernisierung. Vor allem wird es den literarischen und filmischen Vorbildern von Blofeld wie Fantômas oder Dr. Mabuse gerecht. Der wie immer wunderschöne Titel von Daniel Kleinman zeigt sogar ein direktes Zitat eines Motivs aus Fritz Langs DIE TAUSEND AUGENDES DR. MABUSE von 1960.

George Orwell wird im Film sogar direkt erwähnt, und die Ironie der Geschichte ist, dass Orwell selbst jahrelang vom britischen Geheimdienst beobachtet wurde. Das hätte man in den Dialog einbauen können. "George Orwells schlimmster Albtraum." - "Und es war übrigens der britische Geheimdienst, der ihn ihm bescherte."

Sehen und verschwinden lassen

Dieses Motiv der Überwachung im digitalen Zeitalter verbindet den Film thematisch mit dem Vorgänger und gibt vielen Szenen eine interessante Hintergründigkeit. Während es in QUANTUMOF SOLACE um das Motiv des Trinkens ging (siehe hier), ist hier das Sehen, Nichtsehen und Augen an sich in verschiedenen Formen präsent. Handlanger Hinx zerquetscht seinen Opfern die Augen. Krähen hacken dem toten Mr. White die Augen aus. Madeleine sitzt sozusagen im Glashaus und benutzt Jalousien, um nicht gesehen zu werden. Später sagt sie im Rausch, dass sie Bond zweimal sehe. (and twice is the only way to see... ;) "Sieh nicht hin", sagt Bond zu ihr später. Und Blofeld büßt am Ende ein Auge ein.

Die Szene mit der Maus spielt auf das umgangssprachliche "Bei denen möchte ich mal Mäuschen spielen" an, was dank sozialer Netzwerke und Hackern ja mittlerweile ohne weiteres möglich ist. (Interessanterweise bezeichnet sich Bond auch selbst als Micky Maus.) Big Brother möchte die natürlichen Sichtweise der Menschen sozusagen zerquetschen und sie durch seine manipulierten Informationen ersetzen. Was vor allem im Zusammenhang mit Terroranschlägen und den Nachrichten darüber sehr interessant, fast schon subversiv ist. (Wenn Blofeld im nächsten Film ein künstliches Auge hätte, wäre die Metapher wohl perfekt.) Letztlich möchte er sich buchstäblich direkt in die Hirne der Menschen hinein bohren und ihr Denken und ihre Identität für immer verändern.

Die Anfangsszene mit dem Tag der Toten könnte man in diesem Zusammenhang als eine makabre Metapher auf die Gegenwart oder das Internet sehen, in der wir alle schon als digitale Zombies mit Blick auf das Smartphone durch die Welt stolpern, und in dem alle trotz der sozialen Inszenierung doch Masken tragen. 

Allerdings muss ich sagen, dass sich Blofelds Sinn in dieser buchstäblichen Big-Brother-Verkörperung auch schnell erschöpfen könnte. Das Thema der digitalen Kontrolle gab es jetzt zweimal hintereinander. Das Problem ist auch, dass es als Bedrohungsszenario nur beschränkt funktioniert. Wen stört eine Weltherrschaft, bei der alle freiwillig mitmachen?

Und wenn die Symbolik erschöpft ist, bleiben wieder nur die Klischees und das alte Katz-und-(Micky)-Maus-Spiel. Dieses Spiel könnte Christoph Waltz genau so schnell ermüden wie Daniel Craig. Im schlimmsten Fall könnte sich die Erschaffung eines bösen Stiefbruders auch als der ultimative Haisprung der Reihe erweisen, denn im Gegensatz zu Tsunami-Ritts oder unsichtbaren Autos ist es nicht so leicht wieder rückgängig zu machen.

Die Überwachungs-Thematik hat auch gewisse ungewollte Ironien. Angefangen damit, dass Produktionsfirmen selbst alle sozialen Kanäle für die Promotion nutzen. Desweiteren spiegelt sich das Interesse für die Privatsphäre der Anderen, die die sozialen Netzwerken beherrscht, ja auch gerade in der Craig-Ära wider, wie schon erwähnt. Craigs Bond ist der, dessen private Seite am meisten erforscht wurde. Vom Zuschauer gleichermaßen wie von Blofeld. Insofern schließt sich hier ein Kreis. Und das Ende hat aus dieser Perspektive ebenfalls eine gewisse Ironie. Bond zieht sich ins Privatleben zurück, dessen Eroberung ja gerade das Ziel von Big Brother ist.

Einer flog übers Kuckucksnest

SPECTRE versucht neben der Neu-Interpretation von Blofeld auch etwas, was ich an sich sehr schätze: Die Verbindung der zum Teil noch losen, roten Fäden von CASINO ROYALE und QUANTUMOF SOLACE. Da man das aber nicht lückenlos leisten kann, rettet man sich auf eine etwas augenzwinkerndere Ebene. Leider bezieht man auch deutlich SKYFALL ein, der für sich sehr rund wirkte und gar keine losen Enden hatte, die es zu beantworten gilt. Was aber wohl vor allem der thematischen Verbindung geschuldet ist. 

Und es fügt sich letztendlich auch alles ganz gut ein. Sowohl in CASINO ROYALE, QUANTUMOF SOLACE als auch SKYFALL ging es um Macht durch Terror. Le Chiffre streut Terror, um daran zu verdienen, Greene (Der grüne König?) erzeugt Unruhen durch Rohstoffverknappung und Silva nutzt Terroranschläge, um den MI6 zu schwächen. Das alles würde einem Plan von umfassender Überwachung und Datenspeicherung in die Hände spielen. 

Trotzdem wirkt es am Ende von SPECTRE etwas gewollt und unrund. Das Problem ist meines Erachtens, dass man sich nicht sicher war, ob dieser Film die Craig-Ära abschließen oder Potential für weitere Filme liefern soll. Beides würde funktionieren, aber leider auch nicht so richtig. Im ersten Fall hätte Bond den großen Drahtzieher nicht ausgeschaltet, im zweiten müsste man in irgendeiner Form das Happy End zerstören.

Quo Vadis, 007?

Ich selbst bin da etwas zwiegespalten. Ich würde Craigs Bond nach all seinen körperlichen und psychischen Strapazen ein Ankommen wirklich von Herzen gönnen. Dann müsste der Nachfolger aber auch wirklich wieder bei Null starten. Andererseits würde ich weitere Filme mit Craig sehr gern sehen, jetzt wo er wirklich Bond ist.

Falls man mit Craig weitermacht, bieten sich mehrere Varianten an, die ich abschließend noch ansprechen möchte. Die naheliegendste wäre wohl die OHMSS-Lösung. Madeleine wird am Anfang von Bond 25 von Blofeld ermordet, wie Tracy in OHMSS oder vergleichsweise Marie in THE BOURNE SUPREMACY. Das würde mir nicht gefallen, aus den oben angesprochenen Gründen und weil CASINO ROYALE dieses Drama bereits perfekt geliefert hat. Denkbar wäre auch eine sanfte Variante davon, eine freiwillige oder unfreiwillige Trennung. Das könnte etwas von CASABLANCA haben, der in SPECTRE mit dem Hotel L'Americain ja eindeutig zitiert wird. Der heroische Verzicht auf die große Liebe zugunsten des Kampfes gegen das Böse. All das würde aber SPECTRE und seinen "Mut zum Happy End" nachträglich schwächen. Dann hätte man das lieber gleich in diesem Film zeigen sollen und Craig dann wirklich erst im letzten Film ein Happy End gönnen. Toll wäre hier ein Zweiteiler mit Cliffhanger gewesen, wie es ursprünglich wohl mal geplant war.

Letztendlich schwächeln sowohl die nachträglich übergestülpte Kontinuität als auch das Ende des Films ein wenig unter einer längerfristigen Perspektivlosigkeit der Produzenten. Auch in diesem Punkt steht das Franchise nach SPECTRE wohl an einem Scheideweg. Will man auf der einen Seite die große, mehrteilige 'epic journey', die mit ihren sorgfältig aufgebauten Fandoms und Showdowns Franchises wie HUNGER GAMES oder dem 'Marvel Cinematic Universe' regelmäßig Box-Office-Hits beschert, oder sollen Bondfilme für sich stehende, in sich abgeschlossene Events bleiben. Folgt man der aktuellen Hollywood-Strategie oder der Tradition. Beides zusammen harmoniert nicht so ganz, wie SPECTRE zeigt.

Dieser etwas zwiegespaltene und skeptische Eindruck ist aber wie eingangs erwähnt nur der erste. Daniel Craig sagte kürzlich in einem Interview: "Ich habe das Recht, meine Meinung zu ändern", und das beanspruche ich auch. Vielleicht wirkt SPECTRE beim dritten, vierten oder zwanzigsten Mal wesentlich runder und überzeugender. Denn letztlich ist alles eine Frage der PerSPECTive.

Deutschland 83

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Deutschland 83, Jonas Nay und Sonja Gerhardt
© Ufa Fiction
Beim Stichwort Deutschland 83 denken Bondfans wohl zuerst an Roger Moore im Clownskostüm und den Plan, eine Atombombe in einer Basis der US-Army in der Bundesrepublik zu zünden. Der Bondfilm OCTOPUSSY war 1983 erstaunlich nahe an der Realität, in der Reagans 'Reich des Bösen'-Rhetorik und NATO-Übungen wie Able Archer die Welt an den Rand eines Atomkriegs führten.

Zur Zeit läuft mit Deutschland 83 eine Miniserie im Fernsehen, die diese Zeit auf sehr spannende Weise aus deutscher Sicht zeigt. Seit ihrer Erstausstrahlung auf der Berlinale wurde sie weltweit mit großem Interesse und Kritikerlob wahrgenommen.



So lief sie in den Staaten schon vor dem Deutschlandstart, und Stars wie Tom Hanks schwärmen davon in Interviews. Für Variety ist es eine der 20 besten Serien 2015. Vom Format her eine horizontal erzählte Drama-Serie, wie sie spätestens seit Breaking Bad zu einem Zeitgeist-Phänomen geworden sind, erzählt sie ihre Geschichte aber nie mit einer übertriebenen Düsternis oder der auf Authentizität und Ernsthaftigkeit getrimmten 'Think Small'-Mentalität, die man sonst aus deutschen Landen kennt.

Bisher liefen auf RTL sechs Folgen, die man hier online anschauen kann. Leider mit eher enttäuschenden und sinkenden Einschaltquoten, weshalb ich hier auch ein bisschen Werbung dafür machen möchte. Ich finde es sehr schade, wenn gut gemachte deutsche Filme und Serien nicht ihr Publikum finden und der immer wieder erhobene Vorwurf "Deutsche Sachen sind langweilig" zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung wird.

Die Handlung um einen in die Bundeswehr eingeschleusten Agenten basiert auf dem realen Spion Rainer Rupp, der von der Stasi angeworben und unter dem Decknamen Topas geführt wurde. Rupp nahm später für sich in Anspruch, tatsächlich einen Atomkrieg verhindert zu haben.

Das bisher gesehene hat mir sehr gut gefallen. Es gibt eine Prise Nostalgie, die mir als Eighties-Fan sehr zusagt. Trotzdem ist die Thematik nicht ohne eine gewisse Aktualität. Immerhin wurde erst im September bekannt, dass die hierzulande stationierten US-Atomwaffen mit deutschen Steuergeldern erneuert werden.

Wer sich für Geschichte und die Spionagetätigkeit während des Kalten Krieges interessiert, sollte hier auf jeden Fall reinschauen. Aber auch wer einfach nur gut unterhalten werden möchte. Also für Bondfans grundsätzlich zu empfehlen. Der Vorspann mit Projektionen auf einem Körper greift immerhin spielerisch ein klassisches Bondmotiv auf. Ich hoffe mal, dass die Miniserie auf DVD und Bluray mehr Zuschauer findet. Zumal die klassische Fernsehaustrahlung mit festem Sendetermin ja eh nicht mehr heutigen Sehgewohnheiten entspricht.

Der Sprung in die Neunziger

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20 Jahre GOLDENEYE

Dezember 1995. James Bond ist zurück! Endlich! Zum ersten Mal in seiner Geschichte erschien ein Bond nicht mit der gemütlichen Regelmäßigkeit gewisser Feiertage, sondern drohte eine zeit lang überhaupt nicht mehr zu erscheinen. Und es gab auch nicht wenige Stimmen, die seine Tage tatsächlich für gezählt hielten. Nicht nur wegen des Endes des Kalten Krieges. In den Achtzigern war die Reihe mit einen stetigen Abwärtstrend der Einspielergebnisse konfrontiert, der mit LICENSE TO KILL in einem Negativ-Rekord mündete. Andere Kinohelden waren mühelos an der einstigen Ikone vorbeigezogen und schienen den Zeitgeist besser zu treffen. 007 spürte den Hauch des Todes, und auf GOLDENEYE lag nicht nur die enorme Vorfreude der Fans, sondern auch die große Skepsis der Kritiker.



Good Bye, Lenin - Der geniale Titel von Daniel Kleinman
In der Presse gab es Überschriften wie "Was ist dran am alten Mann?" und Lesermeinungen wie "Lasst ihn doch jetzt ruhen, seine Zeit ist over". In Frage gestellt war Bond als Mythos und Held allgemein, GOLDENEYE musste also auch dem Mythos insgesamt gerecht werden. Insofern war es nur konsequent, dass Pierce Brosnan möglichst viele Facetten von James Bond ansprach - wie Connerys Coolness, Moores Humor, Lazenbys Menschlichkeit und Daltons Härte. Diese Aufgabe meisterte Pierce Brosnan mit Bravour. Einer Legende in ihrer allgemeinen popkulturellen Wahrnehmung möglichst nahe zu kommen ist als Aufgabe sicher nicht weniger schwer als seine eigene darstellerische Nische zu finden.

Auch dass GOLDENEYE nacheinander fast alle Standards der Bondformel abhakt ist in diesem Zusammenhang nur konsequent. LICENSE TO KILL war von vielen Zuschauern als eine Amerikanisierung von Bond wahrgenommen worden, als ein Downsizing und eine Abkehr von der überlebensgroßen Leichtigkeit früherer Tage. (Und ich muss gestehen, dass ich LICENSE TO KILL beim ersten Sehen auch so empfand.) Der Martini konnte daher nicht genug geschüttelt werden; das Publikum sollte die Rückkehr von James Bond in jeder Hinsicht feiern.

Das Konzept von GOLDENEYE, Bond als sich selbst treu bleibenden Charakter mit dem veränderten Zeitgeist zu konfrontieren, ist zur Blaupause für die gesamte Post-Cold-War-Ära geworden. (Bond selbst wurde nie völlig dem Zeitgeist unterworfen, weshalb es auch schwachsinnig wäre, aus ihm eine Multikulti-Projektion zu machen.) Aspekte davon finden sich bis heute in den Bondfilmen:


Was damals das Ende der Ost-West-Konfrontation war, ist heute das Ende der analogen Agententätigkeit durch Trojaner und Drohnen. Zum Symbolbild für den MI-6, der sich aus der geheimhalterischen Defensive in die Publicity-Offensive begab, wurde das neue SIS-Hauptquartier am Vauxhall Cross. Die Tage, in denen der Geheimdienst geflissentlich die Fassade von 'Universal Exports' irgendwo am Regent's Park aufrechterhielt, waren gezählt. Jetzt weiß jeder Londoner und jeder Tourist, wo die Spione sitzen. Seit 2005 gibts sogar eine eigene Internetpräsenz - zu Zeiten des Kalten Krieges absolut undenkbar.

Dabei tat man sich mit der sperrigen Architektur des Hauptquartiers von Anfang an etwas schwer. Martin Campbell photographierte es in GOLDENEYE nur nachts, wenn es durch eine effektvolle Beleuchtung eleganter und eindrucksvoller erscheint. Ebenso in DIE ANOTHER DAY. In TOMORROW NEVER DIES und QUANTUMOF SOLACE wich man auf andere Gebäude aus, in CASINO ROYALE sieht man es ebenfalls nicht. In THE WORLD IS NOT ENOUGH und SKYFALL wird es angegriffen, in SPECTRE schließlich ganz zum Abschuss frei gegeben.

Dieser große Themenbogen des 'neuen, transparenteren Geheimdienstes', der mit GOLDENEYE und dem Vauxhall-Cross-Gebäude etabliert wurde, wurde mit SKYFALL und SPECTRE nun abgeschlossen. Die "Lego-Burg" ist kaputt, die Spione spielen wieder im Schatten.


Ein Thema, das fast automatisch aus dem "transparenten Geheimdienst" resultiert. Aus dem unscheinbaren Mann mit der Nuklearwaffe im Koffer bei Fleming wurde der unscheinbare Mann, der irgendwo per Knopfdruck ein Atomkraftwerk sabotiert.

Das Interessante ist, dass sich in Michael France' ersten Drehbuch-Entwurf zu GOLDENEYE in gewisser Weise bereits der Verweis auf 9/11 findet, der sowohl in CASINO ROYALE als auch SKYFALL und SPECTRE wieder auftaucht - und das noch in Bezug auf das erste World-Trade-Center-Attentat 1993 (siehe hier). Antagonist Trevelyn hackt bereits hier die Computer im Finanzzentrum des WTC nach diesem Anschlag.

So zeitgemäß, wie das Thema spätestens seit den Neunzigern ist, so problematisch ist es allerdings auch im Film. Es scheint, als ob das Medium Film mit der Darstellung der vernetzten Online-Welt überfordert ist und an seine Grenzen kommt. Die dargestellten 'Hacker' wirken fast immer wie nervige, zweidimensionale Klischees, und die entsprechende Tätigkeit, die so essentiell für die Handlung ist, wirkt fast immer überzogen und unglaubwürdig. Man sieht riesige Bildschirme und komische Muster, wie in SKYFALL. Dass Bond in GOLDENEYE den Hacker durch einen Kugelschreiber überlistet oder in SKYFALL den Namen einer alten U-Bahnstation in der sich psychedelisch windenden Verschlüsselungsanimation sieht, wirkt ein bisschen wie der trotzige Versuch der Drehbuchautoren, das Nicht-Verstehen ihres Themas in bedeutungsschwangere Bilder zu übersetzen.

Insofern hoffe ich ehrlich gesagt, dass das ganze Thema Cyber-Terrorismus und -Überwachung mit SPECTRE tatsächlich durch ist, denn es wirkt im Film nie so bedrohlich wie es in Realität sein mag.


Mit der Publicity-Offensive nach dem Fall der Mauer wurde auch bekannt, dass eine Frau das Sagen hat: Stella Rimington, die heute Spionagethriller schreibt. (Wobei man der Richtigkeit halber anmerken muss, dass sie die Chefin des Inlandsgeheimdienstes MI-5 war.) Auch darauf regierte man mit den Filmen und besetzte M mit der renommierten Shakespeare-Mimin Judi Dench - der Beginn einer wundervollen Beziehung.

Eine Frau als M war auf jeden Fall eine der besten Ideen von GOLDENEYE, Bond mit der Postmoderne zu konfrontieren. Bonds Loyalität gegenüber seinem Boss wird damit mit seinem machistischen Frauenbild in Konflikt gestellt. Sahen sich Bond und M anfangs noch als Dinosaurier und Zahlenhexe, kämpften sie in SKYFALL schließlich Seite an Seite und achteten ihre jeweiligen Stärken. Auch damit wurde ein Themenkomplex abgeschlossen, der in Brosnans Debüt begründet wurde. SKYFALL ist in mehrerer Hinsicht das Gegenstück zu GOLDENEYE.


In den Romanen und den frühen Bondfilmen waren die Gegenspieler negativ überzeichnete, steinreiche Vaterfiguren. In Michael France' erstem Entwurf zu GOLDENEYE war der Schurke Augustus Trevelyan auch noch ein väterlicher Mentor für Bond, und eher noch ein dunkles Spiegelbild von M. Er war ein früherer Chef des MI-6 und der Doppelnull-Sektion, der zu den Sowjets übergelaufen war und sich jetzt durch einen Coup seine Rente sichern will. (Eine Story, die stark dem 1996 erschienenen ersten MISSION: IMPOSSIBLEähnelt, wo aus Jim Phelps ein Schurke wurde.)

Daraus wurde eine Art Anti-007. Ein Doppelnull-Agent, der die Seiten wechselt. Ein Thema, das auch SKYFALL noch einmal aufgegriff und weiterspann. In beiden Fällen geht es um Loyalität, die Kontrahenten treffen sich auf dem Trümmerplatz ihrer früheren Weltbilder. Sowohl in Brosnans viertem als auch Craigs viertem Bondfilm wurde diese Dunkles-Spiegelbild-Thematik auf surreale Weise überstrapaziert. In DIE ANOTHER DAY lässt der Schurke seine Gene nach dem Bilde Bonds neugestalten, in SPECTRE ist er buchstäblich Bonds dunkler Bruder. Dass sich Bonds alte Nemesis als heimlicher Bruder entpuppt, übersetzt zumindest konsequent und endgültig die alten Vaterfiguren in die neuen Bruderfiguren. Und dürfte damit ebenfalls einen großen Themenkomplex final abrunden, den GOLDENEYE begann.


Die Bondfilme mit Timothy Dalton zeigten einen Bond, der als Mensch glaubwürdiger und gefühlsechter war, ohne sich jedoch ernsthaft mit seiner Tätigkeit als lizenzierter Killer auseinander zu setzen. Erst das Ende des Kalten Krieges machte es möglich, die psychologischen Schattenseiten dieses Jobs zu thematisieren.

In gewisser Weise funktioniert GOLDENEYE auch als Neustart des Franchise. Brosnans Bond war bis zu den Ereignissen aus der Vortitelsequenz offenbar nicht der einsame, erfahrene Wolf, den Timothy Dalton in THE LIVING DAYLIGHTS darstellt; der fast froh darüber wäre, sollte M ihn feuern. Im Drehbuch war ursprünglich auch eine Referenz an Tracy enthalten, die jedoch gestrichen wurde. Brosnans Bond verband eine Freundschaft mit einem gewissen Alec Trevelyan, von dem man in den Filmen bis 1989 nie etwas gehört hatte. Während der Verlust von echter Liebe Bond in CASINO ROYALE zu dem Mann macht, den man kennt, ist es im 'soft reboot' GOLDENEYE dagegen der Verlust von echter Freundschaft. In beiden Fällen geht es darum, diesen Verlust zu verarbeiten und nicht zu jemanden zu werden, der in seinem Panzer völlig vereinsamt und seinen Schattenseiten freien Lauf lässt. (Interessanterweise ist Bond in GOLDENEYE buchstäblich in einem Panzer unterwegs, während Vesper in CASINO ROYALE nur von seinem Panzer spricht.)

Mit der Thematisierung von Bonds dunkler Seite und seiner Tätigkeit, die seiner Seele dauerhaften Schaden zufügt, taucht in GOLDENEYE auch das Thema der Liebe auf, das seine Seele retten könnte. Wenn Bond zu Ourumov sagt "Töten Sie sie, denn sie bedeutet mir nichts", kann man das nicht nur als Taktik für den Moment sehen, sondern auch für Bonds bisheriges Leben. Die 'übliche Vorgehensweise'. Erst als sie ihm wirklich mehr bedeutet, kann er seinen Schatten in Form von Alec buchstäblich loslassen, für sich und nicht für England. (Diese Szenen in GOLDENEYEähneln interessanterweise der Schlussszene in SPECTRE: Sowohl Natalya als auch Madeleine beobachten Bonds finale Entscheidung über das Leben seines Widersachers, und sind jeweils so zufrieden damit, dass sie mit ihm in eine gemeinsame Zukunft starten).

Während die nachfolgende Bondfilme mit Pierce Brosnan diese Thematik nicht weiter erforschten, konkretisierte sie Regisseur Martin Campbell in faszinierender Weise mit CASINO ROYALE. Sie durchzog die Craig-Filme, und mit SPECTRE entscheidet sich Bond nun endgültig für die 'Erfahrung der Liebe', scheinbar ohne dass ihm das Schicksal diese Entscheidung schnell abnimmt. So schließt sich auch hier der mit GOLDENEYE begonnene Kreis.


Letztlich zeigt sich, dass die Bondmacher mit der Ära Pierce Brosnan nicht alles falsch machten, was sie mit der Ära Craig dann richtig machten - so wie es viele Fans heutzutage leider sehen. Vielmehr haben beide ihre Berechtigung in ihrer Zeit. Die eine folgt logischerweise aus der anderen, und wäre ohne die andere so nicht möglich. Der Bond, den nicht interessiert, ob sein Wodka Martini geschüttelt oder gerührt ist, war die konsequente Antwort auf den Bond, der als steifärschiger Brite auf der geschüttelten Variante bestand. (Der wiederum die konsequente Antwort auf einen Bond war, dem langsam die Zuschauer davonliefen.)

Als ich im Dezember 1995 GOLDENEYE endlich im Kino sah, war ich zugegebenermaßen etwas enttäuscht. Was aber aufgrund der extremen Vorfreude und Erwartung auch fast vorprogrammiert war.

Im Laufe der Jahre stieg GOLDENEYE allerdings stetig in meiner Bewertung, und ich sehe ihn heute ausgesprochen gern - Ein moderner Klassiker, der Bond nicht nur erfolgreich in die Neunziger brachte, sondern auch fit für das neue Jahrtausend machte.

Bond & Beyond wünscht...

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Auf 2016!
...einen angenehmen Jahresausklang und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2016! Mit 2015 geht ein klassisches Bondjahr zu Ende, dass uns nicht nur Bond, Blofeld und Spectre zurückbrachte, sondern auch Pussy Galore und Smersh.

GOLDENEYE im Kino

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2015 markiert das 20. Jubiläum von GOLDENEYE. Zu diesem Anlass ist im Rahmen des 7. James Bond Dinners Hannover dieser Bondstreifen von 1995 noch einmal im Kino zu sehen, am 21. Juni. Das James Bond Dinner ist ein Treffen von Bondfans in Hannover, der Kinobesuch ist nur darüber und über die entsprechende Facebookseite möglich.

Neue Gardner-Buchcover

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Michael Gillette hat auf Facebook die neusten Illustrationen zu neuen Ausgaben von John Gardners Scorpius und No Deals, Mr. Bond vorgestellt. Letzterer trägt den deutschen Titel Das Spiel ist aus, was meiner Meinung nach ein guter Titel ist, im Vergleich zum recht gewöhnlichen Original. Die Cover sind wie immer wunderbar elegant und sexy. Einen Starttermin für die Bücher gibt es noch nicht. Eine Frage der Ehre und Niemand lebt ewig erscheinen am 27.07.

Apropos Grafik: Die Seite Artistic Licence Renewed hat eine sehr interessante Übersicht über Illustrationen von George Almond zu From Russia, With Love.

CD-Tipp: Rock meets Classic

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"Rock meets Classic" CD Bond SongsKlassische Orchester, die etwas anderes spielen als Klassik, sind zur Zeit sehr angesagt. Besonders beliebt sind Filmmusik und Pop- und Rockmusik. Ein Trend, der mir persönlich sehr zusagt. Rock meets Classic gab es bisher acht mal live seit 1993. Die gleichnamige Doppel-CD von 2013 ist für Bondfans besonders interessant, da auf ihr gleich drei der besten Bondtitelsongs orchestral interpretiert werden: GoldenEye von den Wiener Symphonikern, Live And Let Die von The International Classic Rock Orchestra und A View To A Kill von V.S.O.P. (Vienna Symphonic Orchestra Project). Die GoldenEye-Version ist besonders interessant, da es in der offiziellen Filmmusik keine Interpretation des Stücks gab.

Mir gefallen alle drei Stück sowohl von der Orchestrierung als auch von der Klang-Qualität sehr gut. Weitere Highlights der CD sind A Design For Life, Space Oddity, Brothers in Arms, Bohemian Rhapsody oder Hotel California, interpretiert von unter anderen David Garrett, Nigel Kennedy, BOND und Apocalyptica.

Young-Bond-Romane mit neuen Covern

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Anlässlich des im Oktober erscheinenden neuen Young-Bond-Romans bringt der Arena-Verlag die fünf bisher erschienenen Bücher der Reihe Young Bond am 1. Juli mit neuen Covern heraus, hier auf der Verlagsseite zu sehen. Die fünf Romane von Charlie Higgson erzählen von Bonds Zeit als Teenager am Eton College.

Am 22. Oktober erscheint im Fischerverlag der Roman Shoot to Kill unter dem deutschen Titel Der Tod stirbt nie. Die von Steve Cole erzählten Handlung dreht sich um den 15jährigen Bond, der nach dem Rauswurf aus Eton einer Verschwörung auf die Spur kommt, die nach Hollywood führt.

(Quelle: The Book Bond)

Zurück auf der Themse

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James Bond und Madeleine Swann im Boot auf der Themse
(imgur.com)
Helikopter über dem MI-6-Gebäude
(imgur.com)
Die ersten Bilder der Dreharbeiten von SPECTRE zeigten Mitte Dezember 2014 Daniel Craig mit Rory Kinnear mit einem Speedboat über die Themse fahren. (Siehe hier.) Nun, fast gegen Ende der Dreharbeiten, gibt es sehr ähnliche Bilder von einem Boot auf der Themse, diesmal mit Léa Seydoux und verfolgt von einem Helikopter.

 Videos und Bilder gibt es auf dailymail, mi6-hq, youtube sowie auf der finnischen Seite 007Travelers und der brasilianischen James Bond Brasil.

SPECTRE Clapperboard Pushing the Boat outDas letzte veröffentlichte Klappenbild auf 007.com zeigte unter dem Titel "Pushing the boat out" außerdem Boote in einem Dock. Ist es das Innere des Gebäudes, in das Bond und Tanner in den im Dezember gedrehten Szenen hineinfahren?










Bond bald nicht mehr bei Sony?

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Einer Meldung von Variety zufolge endet mit Erscheinen des neuen Bondfilm SPECTRE am 5. November der Vertrag zwischen Verleiher Sony Pictures und Produktionsfirma MGM. Die Rechte am Bond-Franchise wären damit auf dem Markt, und MGM könnte einen neuen Verleih den Zuschlag geben. Laut Variety könnten vor allem Warner Bros. (Heimat von Batman, Bugs Bunny und Harry Potter) durch die guten Beziehungen beider Chefs gute Chancen haben. Sony-Pictures-Chef Tim Rothman, der die kürzlich wegen des Sony-Hacks zurückgetretene Amy Pascal beerbte, bestätigte gegenüber Variety, dass man auf jeden Fall mitbieten und versuchen werden, die Rechte wiederzuerwerben. Bond ist Sonys stärktes Zugpferd zusammen mit Spiderman. SKYFALL war der bisher umsatzstärkste Film für Sony Pictures. (Siehe auch darkhorizons und Filmstarts.)

Keine Sternstunde für das Empire

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"Verrat an den Kosaken bei Lienz" (Sergej Korolkoff)
Vor sechzig Jahren ereignete sich die Lienzer Kosakentragödie, bei der die Briten über 20.000 Kosaken samt Familien nahe des österreichischen Lienz durch Verrat an die stalinistische Sowjetunion auslieferten und damit den grausamen Tod von Männern, Frauen und Kindern ermöglichten. Ein wenig bekanntes Kapitel des zweiten Weltkriegs, das ausgerechnet durch einen James-Bond-Blockbuster erstmalig filmisch thematisiert wurde und damit Eingang in die Populärkultur fand: Im 17. von Eon produzierten Bond-Abenteuer GOLDENEYE entpuppt sich der Gegenspieler als Sohn eines Lienzer Kosaken, der nach dem Verrat kollektiven Selbstmord beging. Ein Schicksal, das es so tatsächlich mehrfach gab.




In der Konferenz von Jalta im Februar 1945 wurde vereinbart, dass alle sich in westalliiertem Gewahrsam befindlichen Sowjetbürger an die Sowjetunion "repatriiert" werden sollten. Die Kosaken hatten auf Seiten der Deutschen gegen Stalin gekämpft, aber sie waren gemäß dem britischen Historiker Nicholas Bethell eigentlich gar als zu Repatriierende gemäß Jalta-Abkommen zu zählen, da sie Russland bereits um 1920 herum verlassen hatten. Bethell schreibt in seinem Buch "The Last Secret", dass sie den Briten lästig waren, weil sie ihrem Verbündeten so gefällig wie möglich sein wollten.

Die Briten entwaffneten die Kosaken mit der Lüge, dass sie für ihre Waffen keine Munition hätten. Anschließend wurden sie gewaltsam auf Lkw's und Eisenbahnwaggons getrieben und der Roten Armee ausgeliefert. Auf diesen Verrat hin spielten sich erschütternde Szenen ab. Flüchtlinge wurden von den Briten erschossen. Angesichts der zu erwartenden Vergeltung des Stalin-Regimes nahmen sich zahlreiche Offiziere samt ihrem Familien das Leben. Die Überlebenden wurden dann größtenteils tatsächlich von Exekutionskommandos hingerichtet.

Auch wenn man von einer Schuld der Kosaken-Offiziere ausgeht, da sie auf Seiten der Deutschen kämpften, nahmen die Briten unter Churchill hier aus reinem politischen Kalkül den grausamen Tod von tausenden Frauen und Kindern in Kauf. Ihr Verbündeter und Partner Stalin hatte sich zu diesem Zeitpunkt ebenso wie Hitler längst als massenmordender Psychopath entpuppt. Der in GOLDENEYE vom ehemaligen KGB-Agenten Zukovsky angefügte beschwichtigende Satz "Skrupellose Menschen, die verdient haben, was sie bekamen" trifft nicht auf Kinder zu. Es sei denn, man stimmt der stalinistischen Sippenhaftung zu.

Obwohl GOLDENEYE oft der Vorwurf eines zu glatten und steifen Blockbusters trifft, muss man sagen, dass man hier zum ersten Mal den Mut hatte, Bond mit den zahlreichen, wenig glorreichen Episoden des Empires zu konfrontieren. Bonds Reaktion "Nicht gerade eine unserer Sternstunden" zeigt eine Selbstreflexion, die man sich offenbar erst nach Ende des Kalten Krieges leisten konnte.

Leider ist der Hintergrund von Trevelyan nicht ganz schlüssig. Ursprünglich sollte er wesentlich älter und ein früherer Mentor von Bond sein. Es wäre glaubwürdiger und wirksamer gewesen, wenn Trevelyan das Massaker an der Drau als Kind selbst miterlebt hätte, und damit auch die Beteiligung der britischen Soldaten. Sean Bean ist allerdings erst 1959 geboren, 14 Jahre später. Deshalb deichselte man es so, dass Trevelyans Eltern Stalins Exekutionskommando überlebten, der Vater sich dann aber später aus Scham zusammen mit seiner Frau umbrachte. Wobei fragt man sich schon fragt, wieso Trevelyan dann nicht wenigstens einen der Satelliten über Moskau zündet.

Sir Christopher Lee verstorben

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Sir Christopher Frank Carandini Lee ist im Alter von 93 Jahren in London an Herzversagen verstorben. Lee verkörperte 1974 in THE MAN WITH THE GOLDEN GUN einen der ikonischsten Bondwidersacher, den berühmten Auftragskiller Francisco Scaramanga. Berühmt wurde der Brite vor allem durch seine zehnmalige Dracula-Darstellung. Zudem veredelte er zahlreiche andere Franchises, wie STAR WARS, LORD OF THE RINGS und THE HOBBIT. Der fast zwei Meter große, charismatische Brite spielte seit Mitte der 1940er Jahre in mehr als 280 Filmen und TV-Episoden mit. Er verkörperte neben Dracula auch Frankensteins Kreatur und die Mumie, Sherlock Holmes, dessen Bruder Mycraft sowie insgesamt fünfmal Dr. Fu Manchu (Fu Manchu war das Vorbild für Dr. No, und Lees Cousin Ian Fleming schlug ihn auch für die Rolle des No vor).

Der ausgebildete Opernsänger lieh seine markante Stimme auch zahlreichen Filmen und Computerspielen, darunter GoldenEye: Rogue Agent. In Around the World in 80 Days spielte er neben Pierce Brosnan, in THE GOLDEN COMPASS neben Daniel Craig.

Commander Jamaica

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Wie aus 007 beinahe eine Fernsehserie wurde

Der neue James-Bond-Roman Trigger Mortis - Der Finger Gottes, der in Deutschland am 8. September erscheint (siehe hier), basiert zum Teil auf unveröffentlichtem Material von Ian Fleming. Es handelt sich um die Folge Murder on Wheels (Mord auf Rädern), die Fleming in den 1950ern für eine geplante Fernsehserie schrieb. Was war das für eine Serie, was genau schrieb Ian Fleming dafür und was wurde aus diesen Entwürfen?




Seine Frau Anne brachte Ian Fleming 1957 mit dem Millionär und Filmproduzenten Henry Morgenthau, III zusammen, mit dem sie befreundet war. Morgenthau hatte Kontakte zur jamaikanischen Regierung und wollte eine lokale Filmindustrie dort aufbauen. Den Anfang sollte eine für das US-Fernsehen produzierte Serie bilden. Somit beauftragte Morgenthau Fleming mit einem Konzept für eine erste, halbstündige Folge mit dem Arbeitstitel Commander Jamaica.

Hauptfigur sollte ein US-amerikanischer Agent sein, der zuerst tatsächlich Jamaica heißen sollte, später dann aber in James Gunn umbenannt wurde.

James Gunn - Secret Agent

Die Bahamas-Insel Inagua
Kurz zuvor hatte Ian Fleming zusammen mit seinem Freund Ivar Bryce sowie Vertretern des amerikanische Naturgeschichte-Museums und eines Flamingo-Schutzvereins die Insel Great Inagua im Süden der Bahamas besichtigt. Im Inneren der Insel befindet sich ein See, den Fleming furchtbar fand, mit "der Farbe einer Leiche". An diesem See und den umgebenden Mangrovensümpfen waren zahlreiche rosa Flamingos beheimatet. Fleming, Bryce und die beiden Wissenschaftler erkundeten dieses Gebiet mit einem Sumpffahrzeug, einem Land Rover mit übergroßen Reifen.

All diese Eindrücke verarbeitete Fleming zu einer Geschichte mit dem Titel James Gunn - Secret Agent. Er erfand die Basis eines chinesisch-deutschen Agenten namens Dr. No, der von einer Station auf Turks Island im jamaikanischem Gebiet aus die Starts von US-Weltraumraketen stört. James Gunn kommt ihm auf die Schliche, zusammen mit der schönen Halbchinesin Pearl.

Die 28-seitige Pilotfolge lieferte er Ende August 1957 ab. Er sollte dafür 1000 Dollar erhalten, und 2000 zusätzlich, falls sie realisiert werden sollte. Fleming schlug Drehorte rund um seinen Wohnsitz Goldeneye vor, sowie bestimmte Nachbarn für kleinere Rollen. Als Titelmelodie empfahl er den Calypso Mary Ann. (Hier eine ältere Aufnahme davon.)

Nach der enttäuschenden TV-Version von Casino Royale und geplatzten Plänen für eine Verfilmung von Moonraker hatte Fleming wenig Illusionen für diese Serie. "Interessant, aber nicht gerade eine Goldmine", war seine Meinung dazu.

Rosa Löffler, oder Löffelreiher
Und wie befürchtet konnte Morgenthau keine Geldgeber für James Gunn auftreiben. Ian Fleming hatte sich jedoch vertraglich zusichern lassen, dass er die Rechte an der Geschichte im Falle einer nicht zustande kommenden Realisierung behielt. Und so verarbeitete er den Piloten zu seinem sechsten Bondroman. Arbeitstitel war The Wound Man, später benannte er ihn nach dem markanten Schurken Doctor No, für den er sich von Dr. Fu Manchu hatte inspirieren lassen. Seine Erlebnisse auf Inagua flossen in den Aufhänger der Romanhandlung ein, die sich um rosa Flamingos und den Naturschutz dreht, sowie in Dr. Nos "Drachen".

Interessanterweise wurde über diesen Umweg aus der Pilotfolge für eine TV-Serie vier Jahre später der erste Film der Kinoreihe.

Damit ist die Geschichte um eine bond-ähnliche Fernsehserie allerdings noch nicht zu Ende, und die Geschichte um Murder on Wheels noch nicht erzählt!

Bond trifft 'Nicky the Greek'

1958 kamen Hubell Robinson, Programmchef bei CBS, und William Paley, CBS-Chef, auf Ian Fleming zu und beauftragten ihn mit einer dreizehnteiligen Fernsehserie. Diesmal nicht um einen US-Agenten namens Gunn, sondern direkt um seine Kreation James Bond. Fleming hatte genaue Vorstellungen, wie Bond als Charakter umgesetzt werden sollte: "Not too much stage Englishness. [...] No monocles, moustaches, bowler hats, bobbies or other 'Limey' gimmicks. [...] The secret service should be presented as a tough, modern organisation".

Um auf 13 Episoden zu kommen, verarbeitete Fleming Teile seiner bereits geschriebenen Romane sowie Ideen der James-Gunn-Serie. Aber er schuf auch sieben neue Episoden. Eine davon war die auf dem deutschen Nürburgring spielende Murder on Wheels.

Eine andere Episode spielte in Monte Carlo. Kurz zuvor hatte Fleming dort Aristoteles Onassis getroffen und einen Film über das Spielerparadies geplant, der jedoch wieder einmal scheiterte. Die Eindrücke von Monte Carlo flossen in diese Episode ein. Kurz vor seinem Lebensende begann Fleming eine unvollendeten Kurzgeschichte, in der Bond die Spielerlegende Nicolas Zographos trifft, auch 'Nicky the Greek' genannt. Da Fleming drei der TV-Episoden später in Kurzgeschichten für seine Sammlung For Your Eyes Only umwandelte, ist es sehr wahrscheinlich, dass er für diese Kurzgeschichte die Monte-Carlo-Episode verarbeitete. (Da Zagrophas schon 1953 verstarb, musste Fleming Bond damit noch mal in die Zeit vor Casino Royale zurückkehren lassen. Er schrieb sozusagen an einem Prequel...)

Zographos war ein Ingenieur, der erstmals eine mathematische Strategie für Baccarat entwickelte. Zusammen mit anderen Spielern bildete er das sogenannte Griechische Syndikat, das in den 1920ern und 30ern die Casinos der französischen Riviera dominierte. Zu ihren Klienten gehörten die Politik-, Wirtschafts- und Showgrößen der damaligen Zeit, darunter Charles Chaplin, Josephine Baker, Autotycoon André Citroën sowie verschiedene Rothschilds. Fleming hatte sie in Deauville und Le Touquet erlebt und bewunderte den eiskalt und beherrscht spielenden Griechen, der als einer der besten Spieler aller Zeiten gilt.

Bei sieben neuverfassten Episoden abzüglich der drei zu Kurzgeschichten umgeschriebenen sowie Murder on Wheels müsste es also noch drei Episoden geben, die zukünftig noch literarisch oder filmisch verarbeitet werden können. Zukünftige Bondromane könnten diese Folgen noch nutzen und Bond beispielsweise auf Nicky the Greek treffen lassen.

Auch diese zweite geplante Serie scheiterte letztlich in der 'development hell' und flimmerte nie über die Bildschirme. Trotzdem sollte Fleming aber noch seine verdienten Spuren in der Fernsehserienwelt hinterlassen: Er schuf einen US-Agenten namens Napoleon Solo für die Serie The Man From U.N.C.L.E., deren Verfilmung noch dieses Jahr in die Kinos kommen wird.


Quellen:

Andrew Lycett: Ian Fleming
Robert Sellers: The Battle For Bond
Henry Chancellor: James Bond. The Man and his World
LIFE Oktober 1966
The National Herald, July 2009

Patrick Macnee verstorben

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Da ich die letzten beiden Wochen im Urlaub war ist die Meldung nicht mehr wirklich aktuell, aber ich möchte ihm hier trotzdem meinen Respekt erweisen: Daniel Patrick Macnee verstarb am Donnerstag im Alter von 93 Jahren. In A VIEW TO A KILL spielte er den Pferdesportexperten Sir Godfrey Tibbett. Wesentlich bekannter wurde er durch die britische Kultserie The Avengers (in Deutschland Mit Schirm, Charme und Melone), in der er neben den späteren Bondgirls Honor Blackman und Diana Rigg auftrat. Mit Roger Moore verband ihn eine langjährige Freundschaft. In SHERLOCK HOLMES IN NEW YORK von 1976 verkörperten sie Holmes und Dr. Watson.
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