Vor eineinhalb Wochen verstarb Sir Roger Moore, der über die Jahre zu meinem Lieblings-Bonddarsteller wurde. In diesem Artikel möchte ich meine Lieblingsszenen aus seinen sieben Bondfilmen vorstellen - die Momente, die für mich den ungeheuren Reiz seiner Darstellung ausmachen, die sie definieren und die Quintessenz von Mr. James Bond darstellen. Die Gründe, warum er sich meiner Meinung nach nicht (nur) mit Witz, Selbstironie und gehobener Augenbraue durch ein, von jemand anderem ein für alle Mal definiertes Männerbild "mogelte", sondern selbiges aktiv prägte, um einige Dimensionen erweiterte, und in manchen Aspekten sogar ein funktionierendes Gegenbild schuf, das James Bond durch kommende Generationen hindurch rettete.
Beim Zusammenstellen dieser Momente fielen mir gewisse Grundmuster auf. Ich mag Roger Moores Bond vor allem dann, wenn er auf Girls und Erzschurken trifft - okay, zugegeben keine echte Überraschung, immerhin werden genau darin neue Darsteller getestet. (Auch wenn Roger Moore der bisher einzige Bonddarsteller ist, der keine derartigen Probe-Aufnahmen absolvieren musste) Aber es gibt auch ein Muster, das sich bei Connery und Lazenby so nicht findet: Das ebenso ironische wie respektvolle Grüßen des Gegners kurz vor dem physischen Aneinandergeraten.
Es zeugt von einer gegenseitigen Anerkennung, trotz entgegengesetzter Seiten und Weltbilder. Bond und Beißer auf den Gondeln in Rio de Janeiro; Bond und die Drax-Girls, bevor er in die buchstäbliche Schlangengrube entsorgt werden soll; Bond und die PS-stärkeren Verfolger in F
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NLY... Und nicht zuletzt das Aufeinandertreffen mit Gogol, dem Chef des "Reiches des Böses" schlechthin in selbigem Film. In seiner Philosophie der Begegnung mit dem Gegner wirkt Roger Moores Bond moderner und entspannter als der von Sean Connery. Mittlerweile hat man sich von diesem weltbilder-übergreifenden Respekt oft ja leider auch schon wieder verabschiedet.
Es fällt bei seinen Filmen auch schwer, sich auf eine überschaubare Anzahl von Lieblingsszenen zu reduzieren. In Filmen wie T
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OONRAKER gibt es Unmengen davon. Hier meine Favoriten:
LIVE AND LET DIE: Hier kommen natürlich als erstes die Bootsjagd oder die Szene in den Sinn, als Bond in einem See voller Krokodile gefangen ist. Oder auch die witzigen Elemente, wie die Verführung von Solitaire mit gezinkten Karten.
Oft sind es aber auch die kleinen, eher unscheinbaren Momente, die in Erinnerung bleiben. Ich mag beispielsweise, wie Bond am Flughafen in New York ankommt. Nachdem er in seinem Zuhause im Bademantel eingeführt wurde, sieht man ihn hier in einem sehr stylishen Outfit mit Mantel. Roger Moore wirkt schon hier, als ob er nie jemand anders war als James Bond.
Stilistisch setzt auch das Finale Akzente. Bond im schwarzen Rollkragenpullover mit Revolver-Halfter - ein Look, der auch heute noch gut aussieht, siehe das Teaserplakat von S
PECTRE. Die Begegnung mit Kananga in seinem Höhlenversteck ist überhaupt sehr stilvoll. Bis auf die groteske und auch ziemlich mäßig gefilmte Todesszene, die weder zu Kananga noch zum Finale an sich passt.
Angesichts dessen ist es eigentlich schade, dass Roger Moores Bond so häufig seine Modesünden vorgeworfen werden, wie Schlaghosen oder Safari-Anzüge. Es gibt viele Szenen, in denen er unglaublich cool und weltmännisch aussieht.
THE MAN WITH THE GOLDEN GUN: In diesem Film gibt es für mich ehrlich gesagt die wenigsten magischen Roger-Moore-Momente. Aber auch hier gibt es kleine, aber feine Szenen. Beispielsweise, wenn Bond im nächtlichen Hongkong lässig Zigarre rauchend Gibson beschattet.
Ein weiteres Highlight ist Bonds Flug zur Insel von Scaramanga, nicht zuletzt durch die musikalische Untermalung von John Barry. Nachfolgend natürlich auch hier wieder das Gespräch mit dem Widersacher beim Diner.
THE SPY WHO LOVED ME: Für mich der quintessentielle Roger-Moore-Bond, in vieler Hinsicht sogar auch bond-allgemein. Hier gibt es klassische Momente galore. Schon die Eröffnung ist legendär und genial:
But I need you, James! - So does England!Sehr schön auch, wenn Roger in Royal-Navy-Uniform aus dem Helikopter steigt und gebrieft wird. Cool, professionell, 'The Man'.
Hier der kurze eisige Blick, als Anya auf seine einzige Ehefrau zu sprechen kommt, dort das kurze Zucken, wenn sie beim romantischen Näherkommen nach der Attacke von Beißer seinen verletzten Arm berührt. Die wunderbar süffisant-sarkastischen Bemerkungen zur "Frau am Steuer", oder die ebenso abgeklärte wie ehrliche Entgegnung auf den Tod von Anyas Liebhaber. Roger Moore schafft in diesem Film eine perfekte Balance zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit, zwischen Spiel und Professionalität. Seine Nachfolger mögen die kaltblütige Härte eines Sean Connery mehr getroffen haben, die leichte und überlebensgroße Seite gelang ihnen im Gegenzug viel weniger. Aber genau da zeigt sich die ungemeine darstellerische Bandbreite von Sir Roger Moore.
Die großen finalen Schlachten in den Big Bonds sind in gewisser Weise immer auch eine spielerische Re-Inszenierung des D-Day. T
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E ist in diesem Aspekt am glaubwürdigsten. Moores Bond ist hier der todesmutige und gewitzte Anführer, auf den sogar ein U-Boot-Captain respektvoll hört. Da Flemings Bond aus einem Kondensat ebensolcher tollkühnen Weltkriegskämpfer entstand, erweist sich Roger Moore in dem Punkt als sehr nah an der literarischen Vorlage.
Und nicht zuletzt auch hier wieder die finale Begegnung mit Stromberg, in der Bond Härte und Tödlichkeit beweist.
MOONRAKER: In diesem Film verschob sich das Gleichgewicht stark zugunsten des ironischen und spielerischen Elements, was andererseits aber auch einfach riesigen Spaß macht. Auch hier brilliert Moore bereits in den ersten Minuten.
Etwas verfrüht, finden Sie nicht? Im freien Fall einem feindlichen Spion den Fallschirm abzunehmen ist so bad-ass, in diese Kategorie dringen andere Kinohelden auch mit noch so viel Mühe nicht vor.
Trotz des Klamauks gibt es auch in dem Film viele Momente, in denen Bond überlegen und cool, und trotzdem sympathisch wirkt. Wie beispielsweise die Begegnung mit Corinne im Büro von Drax, wo sie ihn unfreiwillig auf das Versteck seines Safes aufmerksam macht, er sich aber letztlich trotzdem bei ihr bedankt. Oder der kurze Moment der Verletzlichkeit, nachdem er der Todesfalle der Zentrifuge entkommen ist.
Einer meiner Lieblingsmomente ist auch das Abschießen der Gift-Globen mit dem in die Erdatmosphäre eintretenden Space-Shuttle.
Halt den Kurs, Holly! Coolness pur.
FOR YOUR EYES ONLY: Spätestens hier hatte Roger Moore seinen Bond intus, und konnte spielend zwischen erhobener Augenbraue und tödlichem Ernst wechseln. Das zeigt sich bereits zu Beginn, wenn er an Tracys Grab steht und nur wenig später Blofeld mit einem süffisanten Lächeln im Schornstein entsorgt.
Aber in Moores fünften Film gibt es die meisten Momente, in denen sein Bond verletzlich wirkt, ohne dabei seine Männlichkeit preiszugeben. Wie etwa während der Skijagd, als er mit dem Skistock versucht, seine verlorene Pistole zu sich heranzuziehen, oder von seinen Häschern eine Sprungschanze hinauf und wieder hinunter gedrängt wird. Andererseits gibt es Szenen, in denen man ihm den Killer abnimmt. Beispielsweise, als er auf Loque schießt und ihn kurz darauf in die Tiefe tritt.
Besonders gefällt mir das erste Treffen mit Columbo. Zwei tödliche Profis, die ihren gegenseitigen Respekt und schließlich ihre Freundschaft gewinnen. Moores Bond ist ähnlich wie der von Lazenby und Dalton fähig zu einer echten Freundschaft auf Augenhöhe, die ich Connerys Bond nicht abnehmen würde. Auch hier zeigt sich eine Nähe zum literarischen Bond.
Ein weiterer Favorit ist die Kiel-Hol-Szene, und Bonds
Wir sind noch nicht tot. Hier zeigt sich Bonds optimistische Einstellung ebenso wie seine Qualitäten als echter Gentleman auch im Angesicht des Endes.
OCTOPUSSY: John Glens zweite Bond-Regie kehrte zu den Albernheiten von M
OONRAKER zurück, die hier allerdings für mich weniger funktionieren. Umso mehr mag ich hier wieder die etwas ernsthaften Szenen, in denen Roger Moore einmal mehr brilliert. Andrew McNess schreibt in seinem Buch
James Bond in our sights - A closer Look at A View To A Kill (siehe Review
hier), dass Roger Moore es schaffte, allein über seine Augen sehr gut auszudrücken, dass sich Bond in großer Gefahr befindet und der Bösen "ihm an die Nierensteine wollte", wie er selbst auszudrücken pflegte.
Regisseur John Glen nutze diesen schauspielerischen Aspekt von Roger Moore mehr und besser als frühere Regisseure. Auch in O
CTOPUSSY gibt es da wunderbare Momente; vor allem im Cold-War-Teil des Films, den ich nicht zuletzt deshalb mehr mag als den bunt-abenteuerlichen. Nicht umsonst baute Glen in all seinen Beiträgen Szenen ein, in denen Bond von einem Tier erschreckt wird.
Bond an der Außenfassade des Monsunpalastes, während Orlovs Hubschrauber landet, oder unter dem Octopussy-Zug. Und natürlich während der minutenlangen Hetzjagd durch Deutschland, um die Atombombe zu stoppen, mit dem finalen Auftritt als Clown.
Eine meiner Lieblingsszenen ist das kurze Aufeinandertreffen mit General Orlov im Zug. Während Bond in den meisten anderen Filmen genug Zeit hat, seinen Widersacher kennenzulernen, ist es hier ein unerwartetes Treffen unter Zeitdruck mit Überraschungsmoment auf beiden Seiten. Es sind Momente wie diese, in denen Moore für mich Bond
ist. Der Charme und die Ironie sind abgeschaltet, und der knallharte Agent kommt zum Vorschein, der sich seiner enormen Verantwortung trotzdem immer bewusst ist. Bonds Gesichtsausdruck, als er Orlovs Plan durchschaut, Orlovs diabolisches Grinsen, der Schuss auf den russischen Soldaten und die anschließende Flucht, die den Auftakt des sehr gelungenen, dritten Aktes darstellt - all das macht diese Szene zu einem absoluten Highlight.
A VIEW TO A KILL: Zu den Highlights des siebten und letzten Bondfilms von Roger Moore zählen ganz klar die Szenen mit dem leider ebenfalls bereits verstorbenen Patrick Macnee. James Bond und John Steed - Englands letzte beiden Gentleman-Agenten mit Old-School-Methoden gegenein psychopathisches Wunderkind.
Eine Szene, die ich sehr mag, spielt kurz nachdem Tibbet ermordet wurde, und Max Zorin seine Maske fallen lässt:
Sie machen mir Spaß, Mr. Bond! - Sie mir nicht unbedingt!Ebenfalls sehr schön ist das Stelldichein mit KGB-Agentin Pola Ivanova (Fiona Fullerton) in einem Whirlpool in Chinatown.
Das sind nur ein paar der unzähligen, wunderbaren Momente, die uns Roger Moore als James Bond bescherte - und für die er unvergessen sein wird.