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Channel: Bond and Beyond
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Ein Held ist nicht genug?

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Versammlung von 00-Agenten in THUNDERBALL
Man kann darüber streiten, was spektakulärer ist: Dass es überhaupt mal wieder ein echtes Gerücht um Bond25 gibt nach der bleiernen Funkstille der letzten Zeit, oder das Gerücht an sich. Es besagt, Eon Productions spiele mit dem Gedanken, das Bond-Franchise zu einem 'Expanded oder Shared Universe' mit Spin-offs etc. pp. auszubauen. Letztendlich basiert das Ganze auf einem Tweet von Jeff Sneider, Filmjournalist bei The Tracking Board. (Allerdings schon am 23. Juni, ist also schon eine Woche alt. Siehe auch hier.) Dort schrieb er: I've heard the Broccolis have caught Universe Fever and would love to explore other corners of the Bond franchise... simultaneously.

In Zeiten, in denen Tweets diplomatische Krisen auslösen können, muss man wohl auch solche Meldungen ernst nehmen. Wäre eine Erweiterung des Bond-Universums um andere Hauptcharaktere und Perspektiven ein sinnvoller und cleverer Weg, das Franchise auch in Zukunft attraktiv und erfolgreich weiterzuführen?




Meine erste Reaktion als langjähriger Fan lässt sich zugegebenermaßen in drei Worte kleiden: Bitte, bitte nicht! Die Probleme fangen schon damit an, wie man das Ganze nennen sollte. Das James-Bond- oder 007-Extended-Universe wäre schon ein Widerspruch in sich, denn es weist im Gegensatz zu Marvel, DC, Star Wars, etc. nicht auf eine Welt, sondern eben einen einzigen Charakter hin. Was dann? The Double-O-Universe? The MI6-Universe? Bewerben müsste man die Ablegerfilme aber letztlich doch mit dem Erfolgslabel Bond.

Problem Nummer Zwei ist, dass es zumindest in der bisherigen Bondwelt keinen anderen Charakter gibt, der sich auf Augenhöhe mit Bond befindet. Moneypenny, Q, M oder Felix Leiter mögen interessant sein - immerhin gibt es Bücher über Moneypenny oder mittlerweile auch Comics mit Leiter als Protagonisten - an die mythische Strahlkraft von James Bond kommen sie bei weitem nicht heran. Was auch nicht weiter stört, denn als Nebenfiguren wurden sie ja konzipiert. Selbst ein jugendlicher Bond steht im übergroßen Schatten seiner erwachsenen Version, wie der eher überschaubare Erfolg der Young-Bond-Bücher zeigt. Mich persönlich würde keiner dieser Charaktere über mehrere Filme hinweg interessieren. Zumal man sie zuletzt auch eher banalisiert hat.

Denkbar wären natürlich auch Origin-Filme um Blofeld und andere Schurken, sowie Spin-offs mit anderen Doppel-Null-Agenten. Letztere könnte man dann als Bond ebenbürtige Helden konzipieren, die ebenfalls regelmäßig die Welt retten. Oder sogar andere, bereits etablierte Charaktere anderer Filme einbringen. Aber letztlich würde man damit auch aussagen, dass Bond gar nicht so außergewöhnlich und toll ist. Man würde eine der erfolgreichsten Filmfiguren überhaupt mit jedem weiteren Helden etwas kleiner und uninteressanter machen; sein bestes Zugpferd systematisch zur Nebenfigur machen. Und da stellt sich die Frage, wie clever das als Geschäftsstrategie ist.

Man könnte einwenden, dass Superman ja beispielsweise auch innerhalb der Justice League noch super ist. Aber ist er das tatsächlich? Macht Henry Cavills Superman noch genauso viel Spaß wie der von Christopher Reeve? Für mich nicht. Ich bin sogar der Meinung, dass man einen so erfolgreichen Charakter wie Batman - der wie Bond eher als einsamer Wolf funktioniert - durch das Kopieren der Marvel-Strategie immer mehr seiner ursprünglichen Faszination beraubt. Der Wert des Außergewöhnlichen besteht nun mal in seiner Seltenheit. In einer Welt wie der des derzeitigen Marvel-Universums wird das Außergewöhnliche immer mehr normal, und damit uninteressant.

Der Reiz bei Bondfilmen ist zudem, dass sie in einer sehr real wirkenden Umwelt spielen. Man kann die Drehorte und Hotels besuchen, die Kleidung, die Autos oder die Uhren kaufen, die Getränke und Gerichte zubereiten. Es gibt keine anderen Planeten oder Dimensionen, keine Superkräfte, keine Roboter oder Mutanten, keine exotischen Phantasiewelten. Das 007-Universum ist zu realistisch, um dazu einzuladen, sich darin zu verlieren. Die Quelle des Außergewöhnlichen ist, vielleicht abgesehen von Qs Gadgets und überlebensgroßen Schurken, vor allem Bond selbst.

Und nicht zuletzt muss man auch sagen, wenn die Broccolis tatsächlich vom 'Universe Fever' angesteckt sind, dann sind sie ganz schöne Spätzünder. Ungehemmte Genre-Parodien wie DEADPOOL und eher düstere Dramen wie LOGAN sind bereits deutliche Kennzeichen einer Spätphase von Marvel. Universals Versuch, mit THE MUMMY ein Monsterverse zu begründen, ist zur Zeit auch eher weniger Erfolg beschieden. 'Shared Universes' sind mittlerweile schon gar nicht mehr das, worauf ein wirklich cleverer Geschäftsmann sein Geld setzen würde.

Man merkt es also bereits: Ich bin eher dagegen. Das heißt allerdings (und leider) nicht, dass ich die Meldung für gänzlich unrealistisch halte. Wenn man die letzten beiden Bondfilme unter diesem Aspekt betrachtet, ergibt der Gedanke durchaus Sinn. Man hat Bonds Kindheit und Jugend etabliert, inklusive einer langjährigen Vorgeschichte von Blofeld, ebenso wie eine private Dimension von M, Moneypenny und Q. Selbst ein nur erwähnter 009 bekommt offenbar einen voll ausgestatteten, neuen Aston Martin. Schon die Craig-Ära würde also für eine Erweiterung grundsätzlich taugen, zumal Bond selbst ja nun offenbar im Ruhestand ist.

Realistischerweise würde die Begründung eines erweiterten Universums wohl auch mit einem Verkauf der Bondrechte und einem Rückzug von Broccoli/Wilson einhergehen, wie das derzeit ebenfalls als Gerücht kursiert. Wenn man schon nur mit Müh und Not alle drei, vier Jahre einen Bondfilm zustande bringt, wird man sich nicht noch weitere derartige Filme aufhalsen. Diese Option halte ich allerdings für mindestens ebenso wenig wünschenswert. Die Bondfilm-Produktion unter Barbara Broccoli und Michael G. Wilson war auch in fragwürdigen Momenten geprägt von dem Respekt gegenüber dem väterlichen Erbe und dem Vermächtnis von Ian Fleming. Im uneingeschränkten Einflußbereich eines US-Studios wäre all das mehr als fraglich.

Andererseits könnte sich alles wie so oft als heiße Luft entpuppen. Es wäre zu hoffen.

Operation Kino

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Dass Geheimdienste Filmprojekte großzügig mit Geld und Equipment unterstützen, die sie in einem guten Licht darstellen, ist mittlerweile allgemein bekannt. Überraschend ist immer wieder das Ausmaß der Einflussnahme, wie jetzt die beiden Autoren Tom Secker und Matthew Alford in ihrem Buch National Security Cinema aufdecken. Sie sichteten dafür rund 4000 Pentagon- und CIA-Dokumente, die durch den Freedom of Information Act zugänglich wurden. Die Autoren gingen anfangs von etwa 200 relevanten Filmproduktionen aus. Eine Zahl, die sie großzügig nach oben korrigieren mussten: Bei über 800 Kino- und über 1000 TV-Produktionen kontrollierten US-Regierungsorganisationen Handlung und Dialoge, bis hin zu TV-Geschichts-Dokus.

Dass Bondfilme potentielle Kandidaten für solche Deals sind, ist grundsätzlich ebenfalls nichts neues. Interessant sind aber auch hier die Zensur-Maßnahmen im Detail. So wurde im Film TOMORROW NEVER DIES beispielsweise ein recht harmlos wirkender Oneliner zensiert und letztlich aus dem Drehbuch gestrichen.




Eine unterschwellige Militarisierung wurde den Bondfilmen seit ihren Anfängen in den 60er Jahren unterstellt. Wobei die Filmreihe das dargestellte Geheimdienst-Milieu eigentlich von Anfang an mit ironisch-übertriebener Distanz und später leiser Selbstkritik dargestellt hat. Anders als in den Filmen von Michael Bay oder den Marvel-Verfilmungen beispielsweise. Aber selbst am Set von IRON MAN kam es zu einem Disput zwischen Regisseur Jon Favreau und dem Hollywood-Beauftragten des Verteidigungsministeriums Phil Strub.

Im Buch erwähnt wird THUNDERBALL, für dessen Produktion ein Flugzeug mit 'Skyhook' vom CIA-Unternehmen Intermountain Aviation zur Verfügung gestellt wurde.

Eine Dialogzeile, die direkt aufgrund des Vetos von Strub aus dem Department of Defense (DOD) gestrichen worden sein soll, stammt aus TOMORROW NEVER DIES (Der Morgen stirbt nie, 1997).

Im Drehbuch sagt Bonds CIA-Kollege Jack Wade, kurz bevor Bond via HALO-Jump aus einem Flugzeug springt und in vietnamesischen Hoheitsgewässern landen soll:

You know what will happen. It will be war, and maybe this time, we'll win. 
(Ihr wisst, was passieren wird. Es wird Krieg geben, und diesmal gewinnen wir ihn vielleicht sogar.)

Sich über die Niederlage des Vietnamkrieges lustig zu machen war offenbar ebenso ungern gesehen wie dessen Erwähnung überhaupt. Strud selbst bestreitet diese Einflussnahme, während die Autoren des Buches darauf verweisen, dass das Verteidigungsministerium im Abspann explizit genannt wird, und ihnen zudem eine Kopie des Kooperations-Vertrages vorliegt, der von der Produktion unterzeichnet werden muss.

Im Lichte dieser Veröffentlichungen wird vielleicht auch die merkwürdige Transformation des Drehbuches zu DIE ANOTHER DAY von einer dunklen, kritischen Reflexion von CIA-Einflußnahmen hin zu einem seltsam überzeichneten Szenario von isolierten Schurken und gleichrangigen NSA-Agenten verständlicher, über die ich in diesem Artikel geschrieben hatte.


Quellen:

Documents Expose How Hollywood Promotes War on Behalf of the Pentagon, CIA and NSA

deutsch: 

Die Propaganda-Fabrik: Wie Pentagon und CIA Hollywood unterwandern

Offiziell: Bond 25 kommt 2019!

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Endlich gibt es ein offizielles Statement zum neuen Bondfilm, das zumindest Licht am Ende des Tunnels bedeutet. Die offizielle Seite 007.com schreibt, wie auch auf ihrer Facebook-Seite:

James Bond will return to US cinemas on November 8, 2019 with a traditional earlier release in the UK and the rest of the world. Bond 25, the next adventure in the long-running action franchise, will be written by Neal Purvis and Robert Wade, long time collaborators and writers on previous Bond films including CASINO ROYALE, QUANTUM OF SOLACE, SKYFALL and SPECTRE. The film will be produced by Michael G. Wilson and Barbara Broccoli. Additional details regarding distribution, including international release dates, the film’s cast and director, will be announced at a later date.

Mr. Whites Hütte

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James Bond - Spectre: Hütte von Mr. White am Altausseer SeeWer die Dreharbeiten zum letzten Bondfilm SPECTRE mit verfolgt hat, erinnert sich bestimmt noch an die Bilder mit den Filmklappen. Die zweite davon zeigte den winterlichen Altausseer See, wo vom 5. und 8. Januar 2015 gedreht wurde. Vor allem am Jagdhaus Seewiese am nordöstlichen Ende des Sees.

Im Film trifft Bond hier auf den 'Blassen König', wie Mr. White innerhalb der Organisation genannt wird. Er ist in Ungnade gefallen und versteckt sich an diesem Ort, der in der Realität gar nicht so abgeschieden ist, sondern ein beliebtes Ziel von Wanderern.



Spectre Filmklappe am Altausseer See
Im Gegensatz zu den Drehorten Obertilliach und Sölden sicherte sich Altaussee vertraglich zu, im Film namentlich genannt zu werden. Im Film wird der Ort dann während der Spectre-Konferenz in Rom erwähnt. Und so zählt der Altausseer See zu den glücklichen Bond-Locations, die nicht nur ihre optischen Reize ausspielen dürfen, sondern auch mit ihrem guten Namen punkten können.

In der Realität würde es weniger Sinn machen, sich an einem touristisch erschlossenen, österreichischen See zu verstecken. Zumal White sich damit auch im Heimatland des Erzfeindes Oberhauser befindet.

James Bond - Spectre: Hütte von Mr. White am Altausseer SeeDas ehemalige Jagdhaus der Familie Hohenlohe Schillingsfürst auf der Seewiese befindet sich heute im Besitz des Red-Bull-Milliardärs Dietrich Mateschitz und wurde zu einer Jause umgebaut. Zur Zeit renoviert Mateschitz am See eine weitere Jausenstation.

Der Bonddrehort ist ideal für einen Halbtages-Ausflug. Von Altaussee aus kann man es Bond gleich tun, und von der Anlegestelle Madlmaier aus mit dem Schiff quer über den See zum Jagdhaus fahren. Jeden Montag, vom 3. Juli bis 28. August, gibt es um 18 Uhr auch eine Sonderfahrt "Auf den Spuren von James Bond", bei der ein Experte von den SPECTRE-Dreharbeiten erzählt. (Dafür anmelden kann man sich hier.)

Walking arround Lake Altaussee from SpectreRund um den See herum führt auch ein breiter und idyllischer Weg von 7,5 km Länge, mit Ausblicken auf die Trisselwand, den Altausseer Hausberg Loser sowie bei gutem Wetter auf das Dachsteinmassiv. Das kürzere Wegstück führt am oberen, nördlichen Ufer entlang von der Altausseer Kirche bis zum Jagdhaus.




James Bond - Spectre am Altausseer See

Am unteren, südlichen Uferwerg dagegen passiert man das Hotel, in dem im Januar 2015 Daniel Craig, Sam Mendes, Kameramann Hoyte van Hoytema und Mitglieder der Crew wohnten: Das Hotel Seevilla. Hier residiert man mit einem wunderschönen Blick auf den See.

Hotel Seevilla in Altaussee, Daniel Craig

Hotel Seevilla in Altaussee, Daniel Craig

Hotel Seevilla in Altaussee, Daniel Craig

Vom Hotel aus wandert man rund eine Stunde lang bis zum Jagdhaus und kann sich dann dort stärken. Auf der Speisekarte stehen zünftige lokale Gerichte, die für Jausenstationen typisch sind. Das heißt, als Veganer oder Vegetarier hat man hier eher schlechte Karten und muss auf Kaiserschmarren und ähnliches zurückgreifen. Auch bondtypisches wie einen Wodka Martini gibt es leider nicht. Aber davon abgesehen speist man hier ausreichend und lecker.









Den Bondbezug gibt es dafür in Form einiger Fotos von den Dreharbeiten im Innenraum, denen man auf dem Weg zur Toilette begegnet.




Die Ablegestelle in Richtung Altaussee zurück ist nur ein paar Schritte entfernt.



In der Nähe von Altaussee befinden sich auch die Salzwelten, ein Erlebnis-Bergwerk. Hier erfährt man etwas über die dort gelagerte Nazi-Raubkunst, die Gegenstand des Films THE MONUMENTS MEN ist. In den Salzwelten inszenierte Klaus Maria Brandauer (NEVER SAY NEVER AGAIN), der im nahegelegenen Bad Aussee wohnt, vor einigen Jahren ein Theaterstück.


Ebenfalls in der Nähe ist der Toplitzsee, Bondfans bekannt aus dem Film GOLDFINGER. Bond bietet im Film dem Gegenspieler Auric Goldfinger einen Goldbarren an, der angeblich aus dem versenkten Nazi-Goldschatz am Grund des Toplitzsees stammt. Dieser Goldschatz war Gegenstand mehrerer Tauchgänge und Schatzsuchen vor Ort, bisher allerdings erfolglos. Man fand nur Kriegsgegenstände und Kisten mit gefälschten Banknoten. Über den Mythos des Schatzes und die erfolglose Suche kann man sich an Schautafeln an der Fischerhütte am See informieren.

Gerd Fröbe spielte bereits 1959 in einem Film mit, der sich mit dem Mythos des Nazi-Goldschatzes beschäftigt: DER SCHATZVOM TOPLITZSEE. GOLDFINGER spielt so gesehen auch auf Fröbes Filmographie an.

Lake Toplitz, known from Goldfinger

Den Toplitzsee, der zwischen Kammer- und Grundlsee liegt, überqueren kann man übrigens mit den als Plätten bezeichneten lokalen Booten, mit der im Film SPECTRE auch James Bond zu Mr. White unterwegs ist.

Plätte wie im Film Spectre zu sehen
Als "Plätte" bekanntes typisches Boot auf dem Altausseer See
Autor Martin Funke am Jagdhaus Seewiese
Der Wanderer am Ziel
Jagdhaus Seewiese aus Spectre, Dietrich Mateschitz


Siehe auch: SPECTRE-Drehort Obertilliach

Schurken mit Superwaffen

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Nordkoreanisches Propaganda-PlakatDieses Jahr feiern einige Bondfilme Jubiläen. Auch der wohl umstrittenste Bondfilm aller Zeiten, DIE ANOTHER DAY (Stirb an einem anderen Tag), wird 15. Neben den bizarren Übertreibungen und Fehlern, die man dem Film zu Recht anlasten kann, gibt es aber auch einige gute Ideen, Schauwerte und phänomenale Stunts, die man nicht übersehen sollte.

Und obwohl das Drehbuch letztendlich nur noch ein Schatten des ursprünglichen Konzeptes ist, wie hier erörtert, zeigt auch der fertige Film eine weltpolitische Situation, die zwar metaphorisch überhöht, aber trotzdem erstaunlich vorausschauend ist. Vor allem angesichts der Meldungen Anfang September dieses Jahres, dass Nordkorea im Besitz einer Wasserstoffbombe ist.





Psychopathenkind mit Vernichtungs-Spielzeug

DIE ANOTHER DAY zeichnet ein Szenario, in dem ein verzogener und unkontrollierbarer Nordkoreaner in den Besitz einer Waffe gelangt, die die Energie der Sonne auf der Erde entfesselt und die Weltgemeinschaft bedroht - Im Prinzip genau das, was so ziemlich genau 15 Jahre nach Erscheinen des Films Wirklichkeit geworden ist. Falls es sich tatsächlich um eine Wasserstoffbombe handelt, die beim jüngsten Kernwaffentest in der nordkoreanischen Provinz Hamgyong gezündet wurde. Die dadurch ausgelöste seismische Aktivität, die auch in Deutschland messbar war, deutet zumindest darauf hin.

Kim Jong Il als Pak Un in der Schweiz
Kim Jong-Un als Schweizer Schüler Pak-Un,
vor seiner Behandlung mit Godzilla-Genen
Im Film ist der Gegenspieler Colonel Moon (Will Yun Lee) der Sohn eines hochrangigen Generals (Kenneth Tsang), der zur Ausbildung ins westliche Ausland geschickt wurde und dadurch mit dem westlichen "Way of Life" in Berührung kam. Wie erst 2016 bekannt wurde, besuchte auch Kim Jong-Un unter falschem Namen eine Schule in der Schweiz und war Kommilitonen als leidenschaftlicher Basketball-Fan bekannt. (Weshalb er später auch Dennis Rodman nach Nordkorea einlud.) Der spätere Machthaber ist der jüngste von drei Söhnen Kim Jong-Ils. Zumindest einer der älteren Söhne soll ebenfalls eine Schweizer Schule besucht haben.

Der Vergleich zwischen dem väterlichen General Moon des Films und dem damals noch herrschenden Kim Jong-Il wäre allerdings völlig verfehlt, da dieser kaum weniger psychopathisch agierte und alles andere als ein friedliebender Vernunftmensch war. Ob sich im nordkoreanischen Militär überhaupt eher gemäßigte Generäle wie General Moon befinden, und ob sie lange genug für eine derartige Karriere überleben würden, ist wohl eher fraglich.

Die Darstellung des Gegenspielers in DIE ANOTHER DAY als verirrten Einzelgänger, der auf eigene Faust entgegen den offiziellen Interessen seines Landes handelt, folgt dem seit OCTOPUSSY mit General Orlov etablierten Schema. Da das Thema Nordkorea durch die langjährige Protektion Chinas durchaus weltpolitischen Sprengstoff hatte, war dieser Ansatz 2002 wohl gerechtfertigt. Trotzdem kann man hier die Frage stellen, ob Bondfilme durch ihren weltweiten Erfolg auch eine politische Verantwortung haben. Sollten die Filme beispielsweise in Ländern wie der Türkei angesiedelt werden, und deren Regime durch die touristische Werbung so indirekt unterstützen?

Pjöngjang, Nordkorea
Pjöngjang
Der verschwenderische Luxus von Colonel Moon im Film - er besitzt massenweise Luxuskarossen - geht wohl eher auf Gerüchte um Vater King Jong-Il zurück, dem ein Dutzend Luxus-Residenzen zur Verfügung gestanden haben sollen. Gerüchte, die sich nach seinem Tod als übertrieben erwiesen.

Die Charakterzeichnung eines Despoten-Sohnes, der in eine Dynastie von derangierten Gewaltherrschern hineingeboren wird, und damit in einen völlig bizarren, sekten-artigen Personenkult - eigentlich Shakespeare-Stoff - wird im Film leider völlig verschenkt. Wie so vieles. Der schauspielerisch ambitioniertere Will Yun Lee wird im Zuge eines sehr seltsam wirkenden 'white-washings' durch den eigentlich shakespeare-erfahrenen Toby Stephens ersetzt, der sich nicht einmal im Ansatz Mühe gibt, einen echten Charakter darzustellen.

Schade vor allem insofern, dass Regisseur Lee Tamahori 2011 mit THE DEVIL'S DOUBLE eine derartige Charakterzeichnung in beeindruckender Form ablieferte. Hier mit Bezug auf einen der Söhne Saddam Husseins.

Cowboy-Rhetorik aus dem Weißen Haus

US-Präsident George W. Bush bezeichnete Kim Jong-Il als Pygmäen und setzte Nordkorea 2002 auf die Liste der Schurkenstaaten, der "Achse des Bösen". Andeutungen, den nordkoreanischen Diktator im Stil üblicher 'regime changes' stürzen zu wollen, waren sicher insofern unklug, dass sie aus Angst vor einer "amerikanischen Aggression" das Atomprogramm des Regimes eher beschleunigten.

Michael Madsen als NSA-Chef Falco in DIE ANOTHER DAY
2005 gab Nordkorea dann tatsächlich an, über Atomwaffen zu verfügen; ein Jahr später erfolgte der erste Test. Dem aktuellen US-Präsidenten traut man ein kluges Handhaben der derzeitigen Krisensituation ebenfalls eher weniger zu.*

Auch das ist eine Situation, die DIE ANOTHER DAY in spielerischer Weise vorwegnimmt: Was wäre, wenn ein junger, skrupelloser Machthaber in Nordkorea in den Besitz einer Massenvernichtungswaffe wie der Wasserstoffbombe kommen und eine Weltkrise auslösen würde, und die US-Politik dabei kein zuverlässiger Handlungspartner mehr wäre?

Im Film sieht man Michael Madsen als impulsiven, aufbrausenden NSA-Chef Damien Falco - eher Cowboy als Stratege. Die Lösung der Krise gelingt letztlich durch die besonnene M und ihren Agenten Bond. Falco gibt am Ende klein bei und folgt deren Strategie. Das ursprüngliche Drehbuch zu DIE ANOTHER DAY thematisierte sogar die US-Taktik, Regime, die später als 'Schurkenstaaten' entmachtet wurden, heimlich aufzubauen und zu unterstützen.


Vielleicht ist die Realität in und um Nordkorea zu tragisch, um sie ernsthaft mit einem Over-the-top-Bondfilm wie DIE ANOTHER DAY zu vergleichen. Und man könnte auch sagen, dass man 2002 kaum hellseherische Fähigkeiten brauchte, um sich einen der Söhne von Kim Jong-Il an der Macht und ein wieder aufgenommenes Atomprogramm vorzustellen. Aber so etwas sagt sich 15 Jahre später auch leicht. Zumal noch die sogenannte 'Sonnenscheinpolitik' seitens Südkorea herrschte, als der Film 2002 herauskam. (Ein Begriff, der in Zusammenhang mit der Superwaffe Ikarus ebenfalls seltsam metaphorisch wirkt.) Der südkoreanische Präsident Kim Dae-Jung hatte 2000 dafür sogar einen Friedensnobelpreis erhalten. Reisen zwischen den beiden koreanischen Staaten waren erleichtert, stillgelegte Bahnstrecken wieder in Betrieb genommen. Es hätte auch alles ganz anders verlaufen können.

Bereits frühere Bondfilme hatten unter der bunten Oberfläche spektakulärer Unterhaltung auf eine spielerische Weise politische Entwicklungen reflektiert. Vor allem unter der Mitwirkung von Produzent Michael G. Wilson - wie Able-Archer-Manöver, Anti-Atom-Bewegung sowie eine Schmuggelaffäre in Zusammenhang mit dem sowjetischen Staatszirkus in OCTOPUSSY 1983 (mehr dazu hier), oder die Oliver-North-Contra-Affäre in THE LIVING DAYLIGHTS 1987.

Als DIE ANOTHER DAY 2002 herauskam, kam mir der Film sehr rückwärts-gerichtet vor. Als wolle man in Ermangelung von Inspiration den guten alten Kalten Krieg noch einmal heraufbeschwören, mit Schauplätzen in noch übrig gebliebenen kommunistischen Ländern. Wer hätte gedacht, dass es 15 Jahre später eher wie die Vorwegnahme eines neuen Kalten Krieges wirkt, inklusive nuklearer Bedrohung. Es zeigt wohl, dass wir in einer verrückten Welt leben, in der Bondschurken real existieren, aber leider niemand wie Bond selbst, der sie aufhalten kann.


* Wobei man auch anmerken muss, dass die auf Vorsicht und Diplomatie begründete Vorgehensweise von Barack Obama, der sogar einen Brief mit Bitten nach Nordkorea schickte, ebenfalls so ziemlich nichts brachte. Im Gegenteil, in nordkoreanischen Zeitungen wurde er auf rassistischste Weise beleidigt. Andererseits hat Trump es geschafft, einen Konsens im Weltsicherheitsrat zu erreichen.

Karin Dor (1938 - 2017)

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Karin Dor, born Kätherose DerrBereits am Montag verstarb die bekannte Schauspielerin Karin Dor in einem Münchner Pflegeheim mit 79 Jahren.

International bekannt wurde Karin Dor, die eigentlich Kätherose Derr hieß, als erstes deutsches Bondgirl an der Seite von Sean Connery in YOU ONLY LIVE TWICE (Man lebt nur zweimal, 1967). Hier verkörperte sie eine Killerin im Auftrag von S.P.E.C.T.R.E. names Helga Brandt, die erst zum Schein auf Bonds Charme eingeht, ihn dann aber mit einem Kleinflugzeug abstürzen lässt. Über die Filmreihe hinaus berühmt wurde ihre Sterbeszene, in der Blofeld sie in einen Pool voller hungriger Piranhas fallen lässt.




Karin Dor mit Gert Fröbe in "Der grüne Bogenschütze"Erste große Rolle hatte Dor in den typischen Heimatfilmen der 50er Jahre. Darauf folgten Rollen in Edgar-Wallace-Verfilmungen, wie DIE BANDEDES SCHRECKENS (1969), DER GRÜNE BOGENSCHÜTZE (1961) zusammen mit Gert Fröbe, DER FÄLSCHERVON LONDON (1961), DIE WEISSE SPINNE (1963) oder DER UNHEIMLICHE MÖNCH (1965) zusammen mit Ilse Steppat (ON HER MAJESTY'S SECRET SERVICE). Bei diesen Filmen lernte sie Regisseur Harald Reinl kennen, den sie später heiratete.

Karin Dor mit Francisca Tu in "Ich, Dr. Fu Man Chu"In ICH, DR. FU MAN CHU spielte 1965 sie an der Seite von Christopher Lee und Francesca Tu, die ebenfalls in MAN LEBT NUR ZWEIMAL mitwirken sollte als Osatos Sekretärin, sowie Tsai Chin, die ebenfalls dort als Ling zu sehen war und zusätzlich in CASINO ROYALE als Madame Wu.


Karin Dor mit Pierre Brice in "Winnetou 3"1962 hatte sie eine Hauptrolle in DER SCHATZIM SILBERSEE, der eine erfolgreiche Welle von Karl-May-Verfilmungn auslöste und zudem das Genre des Eorowestern mit initiierte. In WINNETOU - 2. TEIL spielte sie die tragische Liebe von Winnetou, Ribanna. Und schließlich noch einmal in WINNETOUUND SHATTERHANDIM TALDER TOTEN (1968).



Karin Dor mit Alfred Hitchcock in "Topas"Nach ihrem weltberühmten Auftritt im 5. James-Bond-Film erhielt sie eine Hauptrolle in Alfred Hitchcocks Spionagethriller TOPAS (1969) als Kubanerin Juanita de Cordoba. Auch hier erlangte ihre Sterbeszene Berühmtheit. Hitchcock vertrat oft die Ansicht, dass man Morde wie Liebesszenen inszenieren sollte, und Liebesszenen wie Morde. Dementsprechend wirkt Juanitas Tod durch ihren Liebhaber hier sehr poetisch, indem sich bei ihrem Sturz ihr Kleid wie eine Blüte öffnet. Für die männliche Hauptrolle wollte Hitchcock ursprünglich Sean Connery haben, mit dem er bereits in MARNIE zusammengearbiet hatte.

Nach diesen Karrierehöhepunkten war sie häufiger und Serien zu sehen und konzentrierte sie sich auf Theaterrollen.

Mein Mitgefühl gilt ihren Angehörigen und Freunden.

Quo Vadis, 007?

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Bis auf den Umstand, dass Daniel Craig für den 25. EON-Bondfilm als James Bond zurückkehren wird, und dieser 2019 in die Kinos kommen soll, gibt es bisher nicht viele offiziell bestätigten Neuigkeiten. Produzentin Barbara Broccoli klärte das letztens: “So, to me, that’s the crucial thing… We’ve got our Daniel; we’ve got to find the director. We’re working on the script and we’ll see…" (Express), und fügte hinzu: "Hopefully by the beginning of the year we’ll have more news on all those fronts.”

Einige Meldungen deuten diese Aussage dahingehend, dass es Anfang des neuen Jahres einige große Ankündigungen bezüglich Bond 25 geben wird. Im günstigsten Falle wohl Regisseur, Hinweise zur Handlung oder vielleicht sogar schon ein Titel. Barbara Broccoli machte die Aussage anlässlich der Premiere des von ihr produzierten Thrillers THE RYTHM SECTION. Auf die Frage hin, ob auch 007 mal in Irland im Einsatz sein könnte, sagt sie: “Let’s see, maybe we’ll try and get Bond here at some point. I must say, having experienced it, I would love to come back.”

Welche Neuigkeiten wären hier eigentlich zu erwarten, angesichts der jüngsten Entwicklungen und Gerüchte?




Directed By...

Drei Namen kursieren hier vor allem: Yann Demange (40), ein britischer Regisseur von Musikvideos, Kurzfilmen, Serienepisoden und dem vielbeachteten Spielfilmdebüt '71, das vor dem Hintergrund des Nordirland-Konflikts spielt (womit er der richtige Mann für eine Rückkehr der Crew nach Irland wäre).

HELL OR HIGH WATER, 2017
Ebenfalls Brite ist David Mackenzie (51), der 2011 mit Eva Green das romantische Drama PERFECT SENSE drehte und in diesem Jahr mit HELL OR HIGH WATER auffiel. Letzterer Film gefiel mir sehr gut, sowohl von der Schauspielführung als auch der Stimmung her, so dass ich ihn durchaus begrüßen würde. Mackenzie schafft es, über die Ausstrahlung seiner Darsteller, über Einstellungen und die Musik (Nick Cave) ein Gefühl von Coolness zu erzeugen - Ein Aspekt, den ich für einen neuen Bondfilm mit Blick auf potentielle neue Fans für sehr wichtig erachte. Chris Pine wirkte für mich sowohl schauspielerisch als auch optisch nie besser als in diesem Film. PERFECT SENSE bewies zudem Mackenzies Talent für Romantik. Zwischen diesen beiden Polen - Coolness und Romantik - bewegt sich ein guter Bondfilm.

Auch der Kanadier Dennis Villeneuve (50) war im Gespräch, soll jedoch bereits aufgrund der Vorbereitung einer Neuverfilmung von DUNE ausfallen. Auch er wäre bei Weitem nicht die schlechteste Wahl gewesen, denkt man an so intelligente und zu Recht gelobte Filme wie ARRIVAL und BLADE RUNNER2049.

Sam Mendes (52), der die letzten beiden Craig-Bonds SKYFALL und SPECTRE inszenierte, geriet letztens ebenfalls wieder ins Gespräch, da er aus der Disney-Realverfilmung von PINOCCHIO ausstieg und damit zumindest wohl Zeit hätte. Eine Option, die eher wenige Fans zu begeistern scheint. Da sich Daniel Craig einen Abgang "on a high note" wünscht und er als ausführender Produzent für das kreative Debakel von SPECTRE mitverantwortlich ist, wird er eine erneute Verpflichtung von Mendes wohl eher nicht in Betracht ziehen.

Martin Campbell (CASINO ROYALE) und Franchise-Veredler Christopher Nolan bekundeten in Interviews grundsätzlich Interesse an der Bond-Regie, beide allerdings nur mit der Chance, einen neuen Darsteller samt dessen Welt einführen zu können.

Wird S.P.E.C.T.R.E. zurückkehren?

Zumindest Christoph Waltz scheint für Bond 25 nicht zurückzukehren. So sagte er es bei einem kurzen Interview auf dem roten Teppich. (Siehe auch hier.) Es werde einen anderen Namen geben, so sei eben die Tradition.

Darüber kann man natürlich spekulieren. Bedeutet ein neuer Name einen anderen Schauspieler in der Rolle des Blofeld oder einen ganz anderen Gegenspieler, der dann zumindest wie Largo ebenfalls im Dienste von Spectre stehen könnte?

Immerhin war "Ernst Stavro Blofeld" auch nur ein Name, den sich Bonds Stiefbruder Franz Oberhauser selbst gab, basierend auf dem Mädchennamen seiner Mutter. Damit ist "Ernst Stavro Blofeld" im Grunde genommen gar keine so geborene und benannte Person, und es könnte ohne weiteres auch zu einem Codenamen werden, den der jeweilige neue Boss von S.P.E.C.T.R.E. übernimmt. Vielleicht um Gegner zu verwirren. Dieses Namens-Problem zeigt aber bereits deutlich die enormen Schwächen im Konzept des Films.

Nachdem Oberhauer/Blofeld am Ende von SPECTRE entstellend im Gesicht verletzt wurde, könnte er sich einer Gesichtsoperation unterziehen, wie es schon bei DIAMONDS ARE FOREVER eingeführt wurde. Und es wäre sogar im Sinne der Romanvorlagen, denn hier tritt Blofeld in Thunderball stark übergewichtig und mit kurzen Haaren auf, in On Her Majesty's Secret Service ist er optisch sehr verändert, wesentlich schlanker, mit längeren Haaren, syphilis-zerfressener Nase und operierten Ohrläppchen. In You Only Live Twice sieht er wieder stark verändert aus.

Sowohl in den Büchern als auch in den Filmen war Blofeld schon immer ein Chamäleon; insofern wäre es fast schon naheliegend, ihn mit einem anderen Schauspieler zu besetzen und das mit einer Gesichts-OP zu erklären.

Isaacs in  A CURE FOR WELLNESS, 2017
Hier könnte ich mir beispielsweise zwei Schauspieler vorstellen: Zum einen Jason Isaacs, der angefangen von THE PATRIOTüber Harry Potter bis hin zu Star Trek Discovery und A CURE FOR WELLNESS sein ausgezeichnetes Schurken-Appeal bewiesen hat. Seine Rolle in letzteren Film erinnerte streckenweise sogar an den Blofeld in ON HER MAJESTY'S SECRET SERVICE.

Zum anderen Steve Buscemi, der in Bezug auf Alter und Größe Waltz noch eher entspricht. Buscemi wirkte in der Serie Boardwalk Empire schon entsprechend sinister.

Obwohl man natürlich erst einmal erklären muss, wie Oberhauser/Blofeld aus der Haft entkommen kann, muss ein Ausstieg von Christoph Waltz nicht automatisch das Ende von Blofeld 2.0 bedeuten.






Kann man ihn Ernst-nehmen?
Möglich ist aber auch, dass Christoph Waltz einfach sein Spiel mit den Medien treibt und seine Aussagen nicht der Wahrheit entsprechen. Immerhin hatte er verlauten lassen, dass er das Internet als eine Pest empfindet, und dass er nicht Blofeld spielen werde. Filmschaffende, die mit voller Absicht in die Kamera lügen, um vermeintlich großartige Überraschungen zu schützen, sind auch bei Bond keine Seltenheit mehr.

Waltz hat immerhin einen Vertrag für zwei weitere Bondfilme und hat bekundet, die Rolle weiter zu spielen, sofern auch Craig dabei bleibt (siehe hier). Allerdings hat er in Interviews auch immer wieder betont, sehr unzufrieden mit seiner Interpretation des Erzschurken zu sein.

Laut einigen Meldungen von Mitte Oktober wünscht sich Daniel Craig zumindest eine Rückkehr von Lucia Sciarra alias Monica Belucci. Da Bond sie in SPECTRE in die sicheren Hände von Felix Leiter übergeben hat, könnte damit auch eine Rückkehr von Jeffrey Wright verbunden sein. Für den finalen Craig-Bond eigentlich ein Muss. Das legt immerhin nahe, dass man die Ereignisse von SPECTRE fortführen will.

So he strikes like Shatterhand...

In Bezug auf die Handlung geistern schon seit längerem Gerüchte um eine Neu-Interpretation des Romans On Her Majesty's Secret Service von 1963, beziehungsweise des Films von 1969 durch das Netz, der 2019 50 Jahre alt wird. Bereits der Trailer zu SPECTRE und auch das Teaserposter zitierten diesen Film eindeutig. Somit wäre es naheliegend, dass SPECTRE als der erste Teil eines an OHMSS angelehnten Konzepts war, das 2019 fortgesetzt werden soll.

Ein heikles Unterfangen, da der 1969er Jahrgang bei vielen Fans und Experten als Meisterwerk gilt. Angesichts der wenig geglückten Neu-Interpretation von "Blofeld" wächst die Skepsis eher. Meiner Ansicht nach müsste man hier 1) sich dramaturgisch wesentlich mehr Mühe geben, und 2) mit den durch die OHMSS-Anspielungen geweckten Erwartungen intelligent spielen, statt einfach dasselbe noch einmal zu erzählen.

Interessanter wäre dagegen eine Anlehnung an den Roman You Only Live Twice, dessen Handlung in der 1967er Verfilmung stark verändert wurde. Auch dahingehend gibt es Gerüchte, die sich auf den angeblichen Bond-25-Arbeitstitel SHATTERHAND beziehen - der Deckname von Blofeld in diesem Roman. Wer bei diesem Namen einen französischen Apachen und einen amerikanischen Deutschen durch die jugoslawische Prärie reiten sieht, liegt gar nicht so falsch - Ian Fleming wurde angeblich tatsächlich von Karl Mays berühmter Figur dazu inspiriert.

Immerhin wurde im Zuge des Shatterhand-Gerüchts als Drehort neben Kroatien - speziell Dubrovnik - und Südfrankreich auch Japan genannt.

Später tauchte auch Norwegen in den Gerüchten auf, wo gerade die neueste Episode von MISSION: IMPOSSIBLE gedreht wurde.






Grundsätzlich würde ich trotz der erheblichen Schwächen von SPECTRE eine Rückkehr von Blofeld und seinem Verbrecherclub begrüßen. Vorausgesetzt natürlich, dass man nicht auf diesem Niveau weitermacht.

Da längerfristige Planung und durchdachte Konzepte leider noch nie eine Spezialität von EON waren, ist die Wahrscheinlichkeit aber auch sehr hoch, dass man nie wieder etwas von Bonds ominösen Stiefbruder hört. Das wäre einerseits verständlich, andererseits aber auch eine kreative Kapitulation, die SPECTRE in der Nachwirkung noch schlechter dastehen lassen würde.

Elon Musks wunderbare Welt der Schwerkraft

Vielleicht ist Craigs Wunsch nach "going out on a high note" aber auch einfach buchstäblich zu verstehen, als Ausstieg in sehr großer Höhe. Laut eines ebenso älteren wie wenig erntszunehmenden Gerüchtes entwickelt Elon Musk ein überdimensionales Raumgefährt für Bond 25. Wird der Film also eher ein MOONRAKER-Revival, der 2019 immerhin 40 wird? Gegensätzlicher können Gerüchte eigentlich kaum sein.

Die wie immer vorhandene Quelle dafür besagt: “Bond needs to keep up with the times and will be looking into Elon Musk’s world – spacecrafts, planes that can fly across the earth in an hour, cars turning into submarines. That’s what we need to include now."

Bereits in der neuen Star-Trek-Serie Discovery wurde Elon Musk in einem Atemzug mit den Gebrüdern Wright und Zefram Cochrane, dem Erfinder des Warp-Antriebs, genannt. Musks Pläne, die Gehirne von Menschen über moderne Technik telepathisch zu verbinden, würden allerdings auch sehr gut zu einem megolamanischen Bondschurken passen.


Hugh Jackman in LOGAN - THE WOLVERINE
Das Ende ist nah (LOGAN, 2017)
In einer Meldung (die ich als Quelle leider nicht mehr finde) hieß es, dass Craig gerne einen ähnlich überraschenden und anspruchsvollen Abschied von der Figur nehmen würde wie Hugh Jackman von Wolverine im 2017er LOGAN. Ein sehr rauer und pessimistischer Film, der als Bond-Version noch mal einen ganzen Zacken düsterer als SKYFALL wäre. 

Ganz ehrlich? Da wäre mir Bond zurück im Weltall doch lieber.

Das Imperium hat gewonnen

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Als STAR WARS vor 40 Jahren in die Kinos kam, war es ein ebenso mutiges wie innovatives Projekt. Ein Film, an den niemand in der Filmindustrie wirklich glaubte. Eine Liebeserklärung an trashige Space Operas, gesehen mit den Augen eines Kindes, das den Trash als epische Größe wahrnimmt. Es war somit eine Ode an das kindliche Staunen, inmitten des Pessimismus und der Paranoia des New Hollywood.

Doch unschuldig und weltfremd war STAR WARS deshalb noch lange nicht. George Lucas wurde für seine Geschichte durch den Vietnamkrieg inspiriert, und das Vorbild für Imperator Palpatine war Richard Nixon. Damit behandelte der Film ähnliche Themen wie die Thriller und Dramen des New Hollywood, nur auf eine völlig andere Weise.

Obwohl der mittlerweile achte Film um die Skywalker-Familie optisch und dramaturgisch an die alten Filme anknüpft, wirkt er aus filmgeschichtlicher Sicht mittlerweile wie eine Pervertierung des ursprünglichen Gedankens.




Ende der 1960er Jahre befand sich das alte Studiosystem Hollywoods in kreativer Erstarrung. Es produzierte dieselben Western, Musicals und Monumentalfilme, mit denen es seit Jahren Geld gemacht hatte, und war unfähig, sich verändernden Zuschauer-Interessen anzupassen. Wie ein Fluß, der sich kurz vor der Mündung in ein Delta verzweigt und sich scheinbar mit überbordender Weite gegen die endende Länge zu wehren versucht, pumpten die Studios immer mehr Geld in immer längere und pompösere, aber letztlich belanglose Filme. (Ironischerweise ereilte das New Hollywood ein gutes Jahrzehnt später mit Filmen wie HEAVEN'S GATE dasselbe Schicksal.)

Was wäre passiert, wenn es einen gleichbleibend riesigen Markt für all die Western, Musicals und Monumentalfilme selbst in ihrer lächerlichsten Form gegeben hätte; wenn die Zuschauer der 1970er Jahre dieser Art Film nie müde geworden wäre, sondern sich im Gegenteil in einem vernetzten Fankult scheinbar endlos daran ergötzt hätte? Die nach Meinung vieler Kritiker fruchtbarste Phase der Filmgeschichte mit Werken wie THE GODFATHER, TAXI DRIVER oder CHINATOWN hätte vermutlich nie stattgefunden. Und damit auch nicht erneute Gegenströmungen wie eben... STAR WARS.

Diese Situation existiert heute jedoch. Bereits vor Jahren kritisierten Filmemacher wie Steven Spielberg und Steven Soderbergh die aktuelle Filmindustrie, die nicht mehr nur in Trilogien denkt, sondern in Franchises mit Phasen von zehn bis zwanzig Filmen. Spielberg prophezeite eine Implosion der Industrie ähnlich dem des Studiosystems, die aber auszubleiben scheint. Eine starr kapitalistische Industrie hat mit Marvel und Star Wars die perfekten, ewig zu funktionieren scheinenden Goldesel gefunden. Eigentlich ein Albtraum: Der perfekte Todesstern, der jede Konkurrenz plattmacht. Eigentlich...

Natürlich war Star Wars schon seit dem unerwarteten Mega-Erfolg des ersten Films dieser Widerspruch in sich. Das Hippie-Märchen, das wie Karl Marx auf LSD vom letzten Gefecht der Unterdrückten gegen das faschistische System träumte, entwickelte sich durch sehr cleveres Merchandising schnell selbst zum Imperium. Schien Lucas damals noch kühn, als er andeutete, dass sein Film eigentlich nur der Auftakt eines Neunteilers sein sollte, wirkt er heute schon fast rührend bescheiden, wenn Disney bereits die nächsten 15 Jahre mit einen Star-Wars-Film jedes Jahr verplant hat, oder die nächste Marvel-Phase mit 20 Filmen. Star Wars ist das neue Weihnachten, Marvel das neue Ostern, Pfingsten und Allerheiligen.

Dieser imperiale Gestus erschöpft sich leider nicht nur in diesem industriell-maschinell wirkenden Film-Output und dem allgegenwärtigen Extrem-Marketing, sondern auch in der kompletten Ausbeutung von Kinobetreibern. Disney verlangt für die neue Episode statt der bisherigen 55 bis 60 % der Ticket-Erlöse unverschämte 70 %, und fordert dazu noch eine vierwöchige Laufzeit im größten Saal. Eine Firmenpolitik, die mit einer erschreckenden Arroganz den wirtschaftlichen Ruin kleiner Kinos in Kauf nimmt. Eben jene Kinos, die vor langer Zeit einmal die billigen Weltraumopern zeigten, die Star Wars überhaupt erst inspirierten. Die wahren Rebellen sitzen mittlerweile nicht mehr in X-Wings, sondern in den Kinos, die sich gegen diese Politik zur Wehr setzen.

Die Filmgeschichte wurde immer vorangetrieben von Zuschauern, die nach etwas Neuem verlangten, und von Visionären, die sich von den Fesseln des Zeitgeistes lösen konnten. George Lucas war einmal einer von ihnen. Doch wo sind die heute? Ist es Hollywood tatsächlich gelungen, sich die perfekten Popcorn-Konsumenten heranzuzüchten? Kritiker dieser Entwicklung werden schnell ausgebuht und als Spielverderber hingestellt. Wenn ein James Cameron, der weit mehr für den modernen Blockbuster getan hat als Abrams und Co., die vermeintlich fortschrittliche Frauenfigur von WONDER WOMAN kritisiert, erntet er einen Shitstorm, als wäre er irgendein Provinzkritiker.

Mittlerweile fühle ich mich seltsam fremd in dieser Kinolandschaft, und das nicht als Arthouse-Cineast, sondern als Liebhaber gut gemachter Blockbuster-Unterhaltung. Natürlich könnte man einwenden, dass auch die Bondserie zu diesen scheinbar perfekten Goldeseln gehört, und vielleicht fühlten sich manche Kritiker angesichts des unfassbaren Erfolges der Bondfilme Mitte der Sechziger und des unermüdlichen Zwei-Jahres-Rhythmus über Jahrzehnte hinweg ebenso befremdet. Allerdings beherrschte die Bondmania selbst in ihrer Hochzeit von gerade mal 5 bis 6 Jahren nicht die komplette Filmindustrie und verwandelte sie nicht in eine Monokultur.

Was von Fleming übrigbleibt

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Ian Fleming mit Roman 'Casino Royale'Der jüngste Bondfilm SPECTRE war in gewisser Weise ein Novum. Ähnlich wie FOR YOUR EYES ONLY, der erste Filmtitel nach einer Kurzgeschichte, oder NEVER SAY NEVER AGAIN, der erste selbst-ausgedachte Titel ohne Fleming-Bezug, ist SPECTRE eine Kapitel-Überschrift im Roman Thunderball.* Ursprünglich war es auch ein Arbeitstitel dieses Romans. Nach den Kurzgeschichten von Ian Fleming wären die Kapitel und Arbeitstitel eine weitere Quelle für mögliche Filmtitel.

Welche Möglichkeiten gibt das Werk von Fleming noch her?






Kurzgeschichten

Risico
Die Geschichte ist Teil der 1960 erschienenen Sammlung For Your Eyes Only und wurde zum Teil bereits in der Verfilmung mit diesem Titel verwendet. Der Titel wird vom Schurken Kristatos bei einem Treffen in Rom gebraucht. Es ist alt-italienisch; heute sagt man eher rischio. Gebräuchlich ist diese Form noch im Niederländischen.

Im Deutschen heißt die Kurzgeschichte Riskante Geschäfte, beziehungsweise Risiko in der Neuübersetzung von Cross-Cult. Risico wäre im europäischen Raum ein eher nichtssagender Titel, während er im Englischen wohl einen ähnlichen Klang hat wie Serpico oder Sicario. Er wurde gerüchteweise als Titel des dritten Bondfilms mit Timothy Dalton Anfang der 1990er genannt. Produzent Michael G. Wilson meinte jedoch einmal in einem Interview, dass er diesen Titel nicht besonders mag.

Risico könnte in einem Film alles Mögliche sein: Eine Abkürzung, ein Name oder eine Operation. Naheliegend wären natürlich Schauplätze in Italien oder den Niederlanden.

The Property of A Lady
Erschien zuerst 1966 posthum im Band Octopussy & The Living Daylights und wurde wie Risico als Titel des dritten Dalton-Films gehandelt. Die Handlung findet größtenteils während einer Auktion statt und ebenfalls bereits in OCTOPUSSY verwendet, samt des "Besitzes einer Dame" in Form eines Fabergé-Schmuckstücks. Man hätte hier also freie Hand.

Deutsche Titel dieser Geschichte sind Globus - meistbietend zu versteigern und Die Vorzüge einer Frau bei Cross-Cult.

The Hildebrand Rarity
Teil der 1960er Sammlung For Your Eyes Only. Namen wie Milton Krest oder Wavekrest als Schiffsnamen wurden schon in LICENCE TO KILL benutzt. Eine Anspielung gab es auch im letzten Film SPECTRE, wo sich das MI6-Safe-House hinter der Fassade von 'Hildebrand Prints and Rarities' befindet.

Es könnte also durchaus passieren, dass Bond25 diesen Titel trägt. Obwohl er eher Bond-untypisch ist und mehr an den Stil von Robert Ludlum erinnert. Immerhin könnte der deutsche Verleih hier nicht viel falschmachen.

Die vierte noch verfügbare Kurzgeschichte heißt 007 in New York, dürfte aber keine ernsthafte Option für einen Film darstellen.


Arbeitstitel von Romanen

Hier sind vor allem die Titel interessant, die Fleming für seinen dritten Bondroman Moonraker in Betracht zog.

Mondays Are Hell
Sicher kein typischer Bondtitel, doch ich mag ihn. Im Roman wird Bond hier zu Beginn mit ungeliebter, profaner Büroarbeit konfrontiert, was für einen Film mal ein ebenso amüsanter wie ungewöhnlicher Ansatz wäre.

Hell Is here
Ebenfalls nicht völlig uninteressant. Weitere Varianten waren The Inhuman Element, The Infernal Machine., Out of the Clear Sky (Aus heiterem Himmel) und Wide of the Mark (Weitab vom Ziel).

The Wound Man
Flemings erste Wahl für Dr. No. Für eine TV-Serien-Variante war auch Commander Jamaica auf der Liste (siehe hier).

The Richest Man In The World
Arbeitstitel des Romans Goldfinger, in der Variation The Richest Man In History auch als Kapitel-Überschrift vorhanden. Wobei bei letzterer Version der entsprechende Antagonist nicht nur Bill Gates übertreffen müsste, sondern auch Henry Ford, Jakob Fugger und König Salomo.

Meinem Gefühl nach hätte er was. "Der reichste Mann der Welt" klänge auch im Deutschen nicht zu sperrig.

Death Leaves An Echo
War ursprünglich für die Kurzgeschichte For Your Eyes Only vorgesehen. Er hat einen guten Klang, auch wenn das Wort Death im Titel etwas platt wirkt. Anderen Varianten waren Man's Work und Rough Justice.

The Rough With The Smooth
Ebenfalls ein Arbeitstitel für diese Kurzgeschichte. Es beruht auf der Redewendung "to take the rough with the smooth", was ungefähr bedeutet, die Tiefen des Lebens ebenso zu akzeptieren wie die Höhen. Als Motto für James Bond durchaus passend, auch wenn hier das ironische Spiel mit der Redewendung fehlt, und es im Deutschen auch wohl wieder zu einem 08/15-Titel werden würde.

The Belles of Hell
Meiner Ansicht nach der Interessanteste der Arbeitstitel, der sogar griffiger und cleverer ist als der letztendliche Titel On Her Majesty's Secret Service. The Belles of Hell (Die Schönheiten der Hölle) ist ein Wortspiel mit The Bells of Hell (Die Glocken der Hölle), eine Anlehnung an ein Lied der britischen Airforce-Streitkräfte während des 1. Weltkrieges, The Bells of Hell Go Ting-a-ling-a-ling. Fleming variierte gern populäre Sprichwörter und Titel, wie 'Man lebt nur zweimal', insofern wäre es ein typischer Fleming.

Der Verweis auf ein Soldatenlied aus dem 1. Weltkrieg wäre ebenso passend. Immerhin stammt DIE ANOTHER DAY beispielsweise aus einem Gedicht um einen Soldaten. Der Titel verweist ebenso auf Pflicht wie auf Liebe und ihre dunklen Seite, hat einen ironischen Twist und nicht zuletzt einen guten Klang. Falls man für Bond25 tatsächlich auf Elemente des Romans On Her Majesty's Secret Service zurückgreift, wäre es ein guter Titel.

Andererseits fällt beim Betrachten der Romantitel von Ian Fleming auf, dass er stets die Präposition "of" vermied, vielleicht weil sie ihm zu unelegant erschien. Tatsächlich enthielt auch bei den Filmtiteln erst der 22. dieses Wort. Vielleicht bevorzugte er deshalb auch OHMSS.

Trigger Finger
Das war eine Alternative für die Kurzgeschichte The Living Daylights, ebenso wie Berlin Escape. Beide sind nicht uninteressant, wenn auch nicht sonderlich spektakulär.

Unter Fans wird auch gern der Alterativtitel von Live And Let Die genannt: The Undertaker's Wind, der im Buch auch eine Kapitel-Überschrift ist und sich auf ein meterologisches Phänomen in der Karibik bezieht. Der Totengräber-Wind - Für mich jetzt nicht soo bondig. Der Arbeitstitel für Thunderball, den Fleming zusammen mit Kevin McClory als Drehbuch schrieb, war neben SPECTRE zudem Longitude 78 West.


Kapitel-Überschriften

A Whisper of Hate
A Whisper of Love, A Whisper of Hate ist ein Kapitel in Casino Royale. Der zweite Teil hat einen bondigen Klang.

The Eye That Never Sleeps
Logo der Pinkerton AgenturDas wäre an sich ein brillanter Bondtitel, wenn man es nicht direkt mit der berühmten Pinkerton-Detektiv-Agentur in Verbindung bringen würde. In Diamonds Are Forever arbeitet Felix Leiter für sie, nachdem er in Live And Let Die verstümmelt wurde.

Andererseits, warum eigentlich nicht? Diamonds Are Forever bezog sich auch auf den Werbeslogan von De Beers. Vielleicht könnte man es variieren in Eyes that Never Sleep oder ähnliches.

The Wizard of Ice
Eine ironische Variation von THE WIZARD OF OZ, die sich in From Russia With Love auf Planungsgenie Kronsteen bezieht. Hat was, auch wenn es als Anspielung auf einen derart berühmten Film wohl eher unwachrscheinlich ist. Im selben Roman gibt es auch noch The Moguls of Death.

Death For Breakfast
Ein Kapitel in On Her Majesty's Secret Service. Eine Redewendung, die bereits in DIE ANOTHER DAY zitiert wurde.

All The Time In The World
An sich ein sehr schöner Titel, der allerdings sehr stark mit OHMSS verbunden ist und in dem Film auch schon eine musikalische Interpretation hat, die sehr schwer zu toppen wäre.

The Death Collector
Aus You Only Live Twice, wo es sich auf Blofelds neues Hobby bezieht. Falls man dieses Element einmal in einem Film umsetzen möchte, wäre es kein schlechter Titel. Allerdings gibt es bereits einige Filme, die so benannt sind; zudem taucht er auf Fanpostern immer wieder auf.


Weitere recht interessante Optionen wären The Secret Agent, The Bleeding Heart (Casino Royale), Cards With A Stranger (Moonraker), Death Is (So) Permenant (Diamonds Are Forever), Choice Of Weapons, The Finger On The Trigger, Night Passage (Doctor No).

Wie bei Kurzgeschichten und Arbeitstiteln muss man hier aber auch bedenken, dass der Autor sie aus einem bestimmten Grund nicht als Titel für Romane in Erwägung zog. Wären es wirklich gute Optionen, hätte Fleming sie wohl für seine Haupt-Geschichten ausgewählt. Ein Titel, der einen ganz netten Klang, aber keine echte Beziehung zur Handlung hat, ist für das Marketing eher ungeeignet. Siehe beispielweise der Science-Fiction-Thriller EDGE OF TOMORROW, der dann unter dem Werbeslogan Live. Die. Repeat vermarktet wurde. Insofern sind Eigenkreationen mit starkem Bezug zur Handlung wie SKYFALL oftmals die bessere Lösung.

Weitere Möglichkeiten ergeben sich durch lose Bezüge zu den Romanhandlungen, wie etwa der Name Shatterhand, der als Tarnname von Blofeld in You Only Live Twice erscheint. Hier wäre allerdings zu klären, inwieweit Erben von Karl May beziehungsweise die Produktionsfirma Rialto Film Namensrechte zumindest für den deutschsprachigen Raum innehaben. Oder auch Death To Spies (Tod den Spionen), die Übersetzung der KGB-Organisation Смерть Шпионам (Smert Schpionam) aus den Romanen bis einschließlich Goldfinger. Derartige Titel tauchen aber auch immer wieder auf Fanpostern auf und haben dadurch etwas zweitklassiges.

Flemings andere Bücher sind wenig ergiebig, wie The Black Daffodil (Die schwarze Narzisse, 1926), Death, On Two Occasions (Tod bei zwei Anlässen, 1927) oder The Diamond Smugglers (1957). Interessant wäre noch, inwieweit es in Flemings Notizen Titel-Ideen für Romane nach The Man With The Golden Gun gibt.

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* Da FOR YOUR EYES ONLY und OCTOPUSSY jeweils Titel von Sammlungen sind, sind sie im Prinzip auch Titel von Fleming-Büchern. Der erste tatsächlich auf einer einzelnen Kurzgeschichte beruhende Titel wäre damit A VIEW TO A KILL, der gleichzeitig auch der erste ist, den man veränderte - wenn man vom fehlenden Komma in FROM RUSSIA WITH LOVE absieht. 

Die Ehre des ersten Nicht-Fleming-Titels gebührt einer Konkurrenz-Produktion. In der EON-Reihe war es GOLDENEYE, wobei TOMORROW NEVER DIES erstmals keinen Fleming-Bezug hatte. GOLDENEYE bezog sich immerhin noch auf das jamaikanische Anwesen, auf denen die Bondbücher geschrieben wurden.

Happy End!

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BOND& BEYOND wünscht allen Lesern und Bondfans einen schönen und erholsamen Jahresausklang!

Vodka Martini aus James Bond 007 - The Living Daylights

Happy New Year!

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BOND& BEYOND wünscht allen Fans unseres Agenten ein wunderschönes Jahr 2018 voller Gesundheit, Erfolg, Liebe und natürlich bondigen Momenten - hoffentlich auch in Form von Neuigkeiten zu BOND25!

Begleitet wird dieses Jahr von vier Jubiläen, davon ein rundes: FROM RUSSIA WITH LOVE (55 Jahre), LIVE& LET DIE (45 Jahre), OCTOPUSSY (35 Jahre) sowie QUANTUMOF SOLACE (10 Jahre).


Macht Boyle doch Bond?

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Daniel Craig und die Queen in Danny Boyle Olympia-Eröffnungsfilm
Danny Boyles Olympia-Clip
Einen Bondfilm hat er bereits gedreht: Der britische Regisseur Danny Boyle (TRAINSPOTTING, SLUMDOG MILLIONAIRE), anlässlich der Olympischen Sommerspiele 2012. Daniel Craig holte in diesem kurzen Spot die Queen persönlich ab und sprang mit ihr über der Eröffnungsfeier aus einem Hubschrauber. Dadurch war Danny Boyle dann auch als Regie-Kandidat für SKYFALL und SPECTRE im Gespräch, aber in Interviews äußerte er damals kein Interesse an einem Bondfilm.

Laut dem Fachblatt VARIETY scheint Boyle nun aber wieder für Bond 25 im Gespräch zu sein. Und gemäß DEADLINE wandte sich Boyle mit einer eigenen Idee für den wohl finalen Craig-Bond an die Produzenten, welche TRAINSPOTTING-Autor John Hodge nun zu einem Drehbuch ausarbeitet. EON scheint diese Idee so vielversprechend zu finden, dass man Hodge Zeit einräumt. Bisher hatte man bereits selbst ein Drehbuch den beiden Stammautoren Purvis und Wade in Auftrag gegeben. Falls man sich für Boyle und seine Story entscheidet, wäre das Purvis-Wade-Script wohl hinfällig, beziehungsweise vielleicht eine Option für einen späteren Film. Einen ähnlichen Vorgang gab es kürzlich bei STAR TREK, wo Quentin Tarantino mit einer eigenen Idee an Paramount herantrat und damit offenbar auf Interesse stieß. (Siehe auch hier.)

EON hätte damit die Auswahl zwischen zwei verschiedenen Drehbüchern, wobei Boyle als Regisseur sicher nur für seine Idee zur Verfügung stehen würde. Der Nachteil der Boyle-Version könnte dabei eine Verzögerung der Produktion sein.
Musikalisch wäre die Wahl für Boyle interessant, da er anders als Sam Mendes keinen Hauskomponisten mitbringt. Er arbeitet häufig mit der britischen Band Underworld zusammen, die sicher ein Kandidat für den Titelsong wären. Ansonsten arbeitete er mit John Murphy, A.R. Rahman, Daniel Pemberton und auch David Arnold (für A Life Less Ordinary). Neben einer Rückkehr von Arnold wäre für mich vor allem Pemberton interessant, der mit CODENAME U.N.C.L.E. bereits auf den Spuren des jungen John Barry wandelte.

Event zu 35 Jahre OCTOPUSSY in Berlin

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Octopussy-Event in Berlin vom James Bond Club Deutschland 2018
Der James Bond Club Deutschland präsentiert zum 35. Jubiläum von OCTOPUSSY ein besonderes Event am 14. Juli in Berlin, einem der Drehorte des 13. James-Bond-Abenteuers. Stargast ist Titelheldin Octopussy in Person der schwedischen Schauspielerin Maud Adams. Hier wird es ein 'Meet & Greet' mit Autogrammstunde und Fotomöglichkeiten geben.

Weitere Highlights des Events sind eine geführte Bustour zu allen Film-Locations, ein Besuch des Spionagemuseums Berlin und eine Kinovorführung des Jubiläumsfilms OCTOPUSSY.

Anmeldung und weitere Informationen gibt es unter: Events@James-Bond-Club.de. Anmeldeschluß ist der 30. Juni 2018.

Lewis Gilbert verstorben

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Lewis Gilbert, Roger Moore und Richard Kiel bei Dreharbeiten zu "Der Spion, der mich liebte"
Lewis Gilbert mit Roger Moore und Richard Kiel
Er war der Meister der überlebensgroßen Bond-Epen: Der britische Regisseur Lewis Gilbert verstarb kurz vor seinem 98. Geburtstag in Monaco. Seine Karriere begann mit Dokumentarfilmen für die Royal Air Force im 2. Weltkrieg. Der Krieg als Thema zieht sich auch durch einige seiner Spielfilme, wie SINKTHE BISMARCK! (1969). Nach dem erfolgreichen und oscar-nominierten Film ALFIE (Der Verführer läßt schön grüßen, 1966) mit Michael Caine engagierte ihn Albert R. Broccoli für die Regie des fünften Bondfilms YOU ONLY LIVE TWICE. Der Film wurde durch die gigantischen Vulkan-Interieurs von Ken Adam und die surreale Geschichte von Roald Dahl zum Inbegriff des phantastischen Bondfilms.

Zehn Jahre später inszenierte Lewis Gilbert mit THE SPY WHO LOVED ME einen weiteren Bondfilm, der einem ähnlichen Handlungsmuster folgt, aber gleichzeitig etwas glaubwürdiger angelegt ist. SPY bedeutete nicht nur den endgültigen Durchbruch von Roger Moore in der Bondrolle, sondern auch einen Meilenstein im Weiterbestehen des Franchises. Mit MOONRAKER folgte man zwei Jahre später ein drittes Mal einer Geschichte um entführtes High-Tech-Equipment durch einen größenwahnsinnigen Superschurken, wobei die Elemente hier größtenteils sich selbst parodieren. MOONRAKER war lange Zeit der erfolgreichste Film der Reihe.

Die drei Bondfilme von Lewis Gilbert sind eine Klasse für sich und ragen selbst innerhalb des eh schon durch spektakuläre Attraktionen geprägten Bondfranchises noch einmal heraus. Sie fesselten Millionen Zuschauer sowohl vor der Leinwand als auch vor dem Bildschirm, und mehr als andere Beiträge der Reihe auch ein jüngeres Publikum. Sie prägten ganze Generationen von Fans und schufen überdurchschnittlich viele der weltbekannten ikonischen Bilder der Bondwelt.

Auch mein erster Bondfilm war Man lebt nur zweimal im Fernsehen (siehe hier), und Der Spion, der mich liebte und Moonraker gehören zu meinen frühen und prägenden Bonderlebnissen. Danke dafür, Lewis Gilbert!

Eon's unmögliche Mission

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Nachdem mittlerweile Danny Boyle selbst bestätigt hat, dass er Ende des Jahres mit den Dreharbeiten zu BOND 25 beginnen wird, sobald das Drehbuch von John Hodge fertig ist und von EON abgenommen wurde, stellt sich die Frage, was der Ansatz von Boyle und Hodge sein wird. The Hollywood Reporter fragt, ob für Craigs Bond nach seinen vier Filmen überhaupt noch etwas zu tun übrigbleibt. Gemessen an der klassischen Bondformel gibt es da sicher noch zahlreiche Möglichkeiten.

Doch die entscheidende Frage für BOND 25 ist eine ganz andere.





Der To-Do-Liste von Craigs Bond hatte ich mich nach SKYFALL hier schon mal gewidmet: 7 Dinge, die Daniel Craig als Bond noch tun muss. Interessanterweise wurden vier davon in SPECTRE erledigt: Eine Szene in seiner Wohnung, eine Gadget-Armbanduhr benutzen, den Film mit der Leading Lady im Arm beenden (mehr oder weniger) und einen Countdown zu einer globalen Bedrohung stoppen (auch mehr oder weniger).

Übrig bleiben: eine Navy-Uniform tragen, Tauchen und Skifahren. Schön wäre vielleicht auch mal wieder ein Showdown in einem riesigen Schurkenversteck, mit sich bekämpfenden Armeen. Fans fällt hier sicher noch vieles mehr ein. Letztlich dürften das aber Dinge sein, die weder Daniel Craig noch Danny Boyle vorrangig interessieren. Ihnen geht es vermutlich eher um die Sachen, die Bond noch nie getan hat. Wie etwa... sterben. So richtig natürlich, nicht nur für zwei Sekunden, wie in DIE ANOTHER DAY oder CASINO ROYALE. In dieser Kategorie wären auch: Nachwuchs bekommen (wurde aber schon für QUANTUMOF SOLACE verworfen), das Gedächtnis verlieren, vor Gericht angeklagt oder von der Gegenseite korrumpiert werden.

Der Heldentod ist seit dem Marvel-Erfolg LOGAN sicher eine Option, die schon mal im Raum stand. Und wenn man die Serie nicht dauerhaft einstellen will (was mich bei dem von EON an den Tag gelegten Elan leider auch nicht mehr wundern würde), wäre es durch einen kompletten Reboot mit neuem Darsteller danach grundsätzlich möglich. In Science-Fiction-Franchises wie STAR TREK ruhen selbst die Hauptcharaktere ja mittlerweile niemals wirklich in Frieden und sterben fast routiniert. Eine im Voraus geplante Auferstehung per Reboot würde allerdings doch recht stark nach Zuschauer-Verarschung riechen.

Das eigentliche Novum, das EON anstrebt, dürfte aber ein gelungener und sehr guter Abschiedsfilm für eine Ära sein. Wenn man sich die Franchsie-Historie anschaut, ist ihnen das bisher nie geglückt. Selbst Ian Fleming scheiterte an der Aufgabe, seinem literarischen Ur-Kanon einen qualitativ hochwertigen Abschluss zu geben. The Man With The Golden Gun zählt eher zu den schwächeren Romanen.

Sir Sean Connerys offizieller Schwanengesang DIAMONDS ARE FOREVER hat durchaus seine Fans, aber selbst bei denen ist er nie auf den ersten drei Plätzen. Obwohl es Connery hier schaffte, seiner Darstellung noch einmal eine neuartige, sehr selbstironische Note zu verleihen - die gewissermaßen das gesamte Jahrzehnt definierte und vorwegnahm - ist der Film verglichen mit seinen früheren Filmen eher enttäuschend.

Mit NEVER SAY NEVER AGAIN hatte er mehr als eine Dekade später die einmalige Chance, sich doch noch mit einem denkwürdigen Feuerwerk von der Rolle zu verabschieden, doch irgendwie sollte es nicht sein. Auch dieser Film zählt eher zu der Kategorie "Ganz nett, aber...". Immerhin kann man EON nicht dafür verantwortlich machen.

Bei Sir Roger Moore hätte potentiell jeder Bondfilm seit MOONRAKER der Abschiedsfilm sein können, hätte er bei den Gagenverhandlungen nicht letztlich eingewilligt. FOR YOUR EYES ONLY wäre da wohl der perfekte Kandidat für einen Ausstieg gewesen. Auch OCTOPUSSY hat großartige Momente und hatte immerhin das historische Duell Moore gegen Connery für sich entschieden. Aber Roger Moore ließ sich noch auf einen weiteren Film ein, der dann weder Fans noch Kritiker sonderlich begeisterte, obwohl er noch einmal alle Kernelemente seiner Ära enthielt.

Valentin de Boulogne: Die vier Zeitalter des Menschen
Pierce Brosnan ist schließlich der Darsteller, bei dem die Abschiedsvorstellung wohl am wenigsten glückte. Und das, obwohl man hier einen großen Aufwand betrieb und mit einem zusätzlichen Jahr aus dem eingefahrenen Rhythmus ausbrechen und etwas mehr Abstand gewinnen konnte.

Während die Debüts der jeweiligen Darsteller zu den größten Erfolgen und Meilensteinen der Reihe gehören, scheint der finale Film einer längeren Ära eines Bonddarstellers grundsätzlich unter einem schlechten Stern zu stehen - egal wie viel Aufwand man hineinsteckt, und egal wie viel Zeit man vergehen lässt, um Abstand von eingefahrenen Routinen zu bekommen. Es wirkt fast so, als könne man dem Zahn der Zeit nicht entkommen, der unsichtbaren Betriebsblindheit und dem ewigen Kreislauf, der unerbittlich nach Erneuerung ruft. Und vielleicht ist das auch gut so, denn eine zur Last gewordene Ära war ja schließlich auch immer der fruchtbare Boden, auf dem Klassiker wie THE LIVING DAYLIGHTS oder CASINO ROYALE gedeihen konnten.

Vielleicht war EON deshalb so offen für das frische Input eines Außenstehenden, und vielleicht ist das tatsächlich die beste Entscheidung, um diesem 'Fluch' des enttäuschenden Abschlussfilms zu entgehen. Für die bisherigen Stammautoren Neal Purvis und Robert Wade ist diese Praxis natürlich wenig erfreulich, aber als Teil des Systems hätten sie vielleicht auch nichts besseres abliefern können, trotz aller Bemühungen.

Nachdem bereits SPECTRE deutliche Zeichen von zyklischer Ermüdung zeigte (siehe dazu auch hier), wird es spannend sein zu sehen, wie BOND 25 diesem 'Franchise-Fluch' zu entkommen versucht. Daniel Craig ist der Bond, der zahlreichen festgefahrenen Klischees gerade dadurch entging, dass er nicht den ausgetretenen Pfaden folgte. Die 'unmögliche Mission' eines seiner Ära würdigen Abschiedsfilms wäre ihm daher durchaus zuzutrauen. Ich wünsche es ihm auf jeden Fall.

Superhelden und Agenten

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Superman, First Edition Cover
Man beachte das versteckte Smiley
Vor achtzig Jahren, im Frühjahr 1938, erschien die erste Ausgabe von Superman. Damit erblickte der erste Superheld das Licht der Welt - ein Konzept, das die Populärkultur entscheidend prägte und bis heute enorm erfolgreich ist. Dass eine relativ naiv und pathetisch wirkende Verschmelzung von fast unbegrenzter Macht mit purem Edelmut ein Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs eine goldene Ära von Superhelden einläutete, verwundert aus heutiger Sicht nicht. Unter G.I.s waren die Geschichten um den stählernen Helden ebenso beliebt wie in Japan, bis hin zu Kaiser Hirohito.

Das Erfolgsrezept von Superhelden ist dabei noch deutlich älter als 80 Jahre  und wird heimlich auch von zahlreichen anderen Helden benutzt. Auch James Bond ist eigentlich ein Superheld!



Mister Glass, Unbreakable
Samuel L. Jackson in UNBREAKABLE,
im Marvel-Universum ein Super-Agent
Die klassischen Vorbilder der Pulp-Recken sind bekannt. Die Erzählungen um Gilgamesch, Herkules oder Siegfried sind eigentlich Superhelden-Origins. Der Idee um Superman voraus ging Philip Wylies Roman Gladiator von 1930, um einen Wissenschaftler, der seinem Kind durch ein Serum Superkräfte verleiht. Interessant ist, dass die Schöpfer der berühmten Superhelden-Comics, Jerry Siegel, Joe Schuster, Will Eisner und später Stan Lee, Kinder jüdischer Immigranten waren. Man kann die Geschichten daher durchaus als eine Übertragung messianischer Hoffnungen in den Bereich der Popkultur betrachten. (Diesen religiösen Aspekt der Comics hat M. Night Shyamalan 2000 in UNBREAKABLE auf geniale Weise herausgearbeitet.)

1978, aus heutiger Gesicht genau in der Mitte von Supermans achtzigjähriger Geschichte, war SUPERMAN dann auch passenderweise die erste wirklich ernstzunehmende, groß angelegte Superhelden-Comic-Verfilmung. Wegweisend sowohl in Bezug auf die Tricktechnik als auch auf das Marketing. Es war einer der ersten "Amphibienfilme", die gleichzeitig für den Kino- und den Fernsehmarkt gedreht wurden; gleichzeitig entstanden bereits Teile der Fortsetzung, so dass das insgesamt gedrehte Material monumentale 180 Minuten umfasst. Marketing und Tricktechnik sind heute mehr denn je die größten Domänen von Superheldenfilmen. Während CGI Franchises wie Bond eher schadet, kann für Superhelden die Tricktechnik nie gut genug sein. Insofern ist für sie im Gegensatz zu Bond der technische Fortschritt fast automatisch auf ihrer Seite.

Clifton James in SUPERMAN (1978)Was mittlerweile eher invasive und heuschrecken-kapitalistische Formen angenommen hat, hatte 1978 und in den Fortsetzungen noch jede Menge Charme, Selbstironie und Klasse. Vor allem SUPERMAN I und II sind großartige und auch heute noch sehr gut funktionierende Film-Feuerwerke. Mit den Auftritten von Shane Rimmer als NASA-Techniker oder Clifton James als Sheriff haben sie amüsante Anspielungen an die Bondfilme.



Bondplakate: Thunderball, You Only Live Twice, Moonraker, Diamonds Are Forever
Die Plakate der Bondfilme erinnern in Stil und Übertreibung oft an Superhelden-Comics. Bond fliegt per Raketenantrieb wie Iron Man, kann ohne Hilfsmittel unter Wasser ebenso kämpfen wie im Weltraum, überwindet die Schwerkraft oder steht wie Ant-Man auf dem zentimetergroßen Greifer eines Mondautos.


Die allgemeine Faszination von Helden mit übermenschlichen Fähigkeiten, die weit über Pulp Fiction hinausgeht, wird in der heutigen Dramaturgie oft unterschätzt. You can't relate to a superhero, to a superman, sagte Timothy Dalton beispielsweise. But you can identify with a real man who in times of crisis draws forth some extraordinary quality from within himself and triumphs but only after a struggle. Generationen von begeisterten Lesern beweisen das Gegenteil. Man kann sich sehr gut in Supermenschen hineinversetzen! Es ist eine andere Art von Empathie als diejenige, die man für Normalmenschen und Underdogs empfindet, aber sie funktioniert genauso gut!


Marc McClure in SUPERMAN (1978)
Marty McFlys großer Bruder Marc McClure
in SUPERMAN (1978)
Das Publikum liebt Helden, die einfach 'klarkommen'. Die Gegner besiegen, eine ausgeglichene Psyche haben und mit überdurchschnittlicher Intelligenz und Erfahrung selbst die unmöglichsten Situationen meistern. Filme wie TAKEN ("deutscher" Titel 96 Hours, 2008) beweisen das. Liam Neesons Charakter gerät hier nur einmal kurz in die Bredouille gegen Ende, aber auch ohne diese Szene wäre der Film ein großer Erfolg gewesen. Es genügt völlig, wenn die Herausforderungen, die der Held meistern muss, rein physischer Natur sind. Marty hat in BACK TO THE FUTURE beispielsweise nur Probleme, die von außen kommen. Eine Szene, die eine Veränderung seines Charakters zeigt, wurde herausgeschnitten, was der bis heute anhaltenden Faszination für diesen Film keinerlei Abbruch tat. (Im Gegenteil. Martys Chicken-Problem wirkt in den Fortsetzungen eher ein bisschen übergestülpt.)

Die Begeisterung für Helden, die für Normalmenschen unmöglich erscheinende Dinge tun, mag ebenso schlicht sein wie Farben und Stil der Comics, die Namen und Dialoge, aber sie funktioniert immer und überall. Und das oft entgegen den Glaubenssätzen vieler Drehbuch-Gurus. Bonds "So does England" steht ebenso wie Dirty Harrys "Make my day" im Gegensatz zu der modernen Überzeugung, dass der Held zu Beginn unbedingt ein Kätzchen retten sollte, um sympathisch zu wirken. 


Sir Roger Moore und Christopher Reeve
Zwei Nasen tanken Super
Leider hat diese Vorstellung, dass in einem guten Film der Held ein großes Trauma überwinden muss, das zu Beginn möglichst schick in schwarzweißen Flashbacks präsentiert wird, mittlerweile Comic-Verfilmungen ebenso geprägt wie Bondfilme. Der Vorteil liegt aber auch hier bei den Superhelden, die selbst in ihrer gebrochenen Form fast automatisch trotzdem die Faszination überdurchschnittlicher Kompetenz bedienen.

Bond spiegelt diese Faszination ebenfalls wider, aber eher in subtiler Form. Wenn man bedenkt, dass Figuren wie Bruce Wayne oder Tony Stark, die außer Intelligenz, Willen und Training keine übernatürlichen Eigenschaften mitbringen, nur dank genialer Gadgets zu den Superhelden zählen, dann kann Bond auch ohne weiteres als Superheld bezeichnet werden. Natürlich nur, solange er selbige auch benutzt. Aber auch Bonds Omnipotenz, seine magnetische Wirkung auf praktisch das gesamte andere Geschlecht oder seine Fähigkeit, durch Intelligenz, Witz und Technik selbst den tödlichsten Situationen zu entgehen bedienen das Verlangen des Publikums nach Superhelden. (Und auf einer Meta-Ebene natürlich auch seine ewige Jugend, bedingt durch das Schlüpfen in verschiedene Verkörperungen, die aber alle denselben Charakter bilden. Eigentlich ist es diese filmhistorische Superkraft, die ihn zu einem wahren Superhelden macht.)

Leider gilt all das bei Bondfilmen als negativ und als Haschen nach flüchtigem Erfolg. Dabei sind genau das eigentlich die Mittel, durch die er in einer von 'Cinematic Universes' beherrschten Welt bestehen könnte.

Parodien und Hommagen: CONDORMAN (1981)

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Disney's CONDORMAN, offizielles PlakatVor 25 Jahren wurde ich zum Bondfan, als ich eine CD mit den Bond-Titelsongs anhörte, die zum 30jährigen Jubiläum 1992 erschienen war. Beim Hören kamen mir all die kultigen Szenen aus den Bondfilmen wieder in den Sinn. Eine Szene jedoch, die ich YOU ONLY LIVE TWICE oder THE SPY WHO LOVED ME zuordnete, konnte ich beim Ansehen der Filme nicht wiederfinden: Der Superspion ist mit seiner Begleitung in einem klapprigen Lastwagen unterwegs. Als Verfolger auftauchen, drückt er einen Knopf - die beiden rutschen nach unten in die Sitze eines Sportwagens, der daraufhin die Front des Lastwagens durchbricht.

Erst später stellte ich fest, dass die Szene zu der Bond- und Superhelden-Parodie CONDORMAN von 1981 gehört. Eine Disney-Produktion, die auch heute noch Spaß macht und zu den amüsantesten Bondparodien gehört.




Barbara Carrera in CONDORMANDer Autor und Zeichner Woodrow Wilson ist der Schöpfer zahlreicher Superhelden, vor allem von Condorman, der sich durch den Einsatz extravaganter Gadgets auszeichnet. Da er den Spleen hat, seine Comics realitätsnah zu gestalten und entsprechende Stunts selbst auszuprobieren, verschafft ihm ein bei der CIA arbeitender Freund einen leichten Spionage-Job: Die Übergabe von Papieren in Istanbul. Dabei trifft Wilson die attraktive Russin Natalia und verliebt sich in sie. Er macht offenbar soviel Eindruck auf sie, dass sie kurz darauf überlaufen will und explizit von "Condorman" beschützt werden will.

Die CIA kann sich diese Chance nicht entgehen lassen und muss Wilsons phantastische Comic-Gadgets in die Realität umsetzen. Darunter oben erwähntes Condormobile oder ein Schnellboot mit Laserkanone.

Eine Bondparodie im Superheldenstil lag nach MOONRAKER (1979) wohl nahe, ist Bond hier doch mehr denn je fast übermenschlich cool, und eigentlich eine Parodie seiner selbst. Mit einem Budget von 14 Millionen Dollar und einem für Disney-Verhältnisse rasanten Tempo schafft CONDORMAN tatsächlich Momente, die sehr "bondig" wirken und mich und viele andere im Kindesalter sehr beeindruckten.

Nova SterlingDas Condormobile war sogar ein modifizierter britischer Luxus-Sportwagen: ein Nova Sterling mit hochfahrbarem Dach, der auch gut in einen Roger-Moore-Bond gepasst hätte. Die Stunts und Verfolgungsjagden wurden von Rémy Julienne koordiniert, der dann auch für FOR YOUR EYES ONLY arbeitete und an den weiteren Bondfilmen bis GOLDENEYE. Unter den Stunts ist ein Sprung vom Eiffelturm, ähnlich dem vier Jahre später in A VIEW TO A KILL. Gedreht wurde in Paris, Monte Carlo und Zermatt, sowie in den Pinewood Studios.

Condor-Girl Barbara Carrera hatte zwei Jahre später einen denkwürdigen Auftritt in einem Bondfilm - als Fatima Blush in NEVER SAY NEVER AGAIN. Der damalige CEO und Walt-Disney-Schwiegersohn Ron Miller bezeichnete ihren Charakter als "the sexiest in Disney history". Tatsächlich wirkt sie auf mich hier noch attraktiver als in ihrer Bondrolle.

Nova Sterling in CONDORMAN
Flammenwerfer à la SPECTRE
Ein Highlight neben der Action und der sehr aparten Miss Carrera ist außerdem Oliver Reed als Bösewicht. Anders als in derartigen Parodien üblich, spielt er ernsthaft und bedrohlich und vermeidet jegliches Over-acting, was ihn sogar angenehmer als einige 'offizielle' Bondgegenspieler macht. Reed war trotz seiner Alkoholprobleme ein Perfektionist und Profi, und erschreckte Carrera einmal sehr real, um ihr eine echte Reaktion zu entlocken. Neben Reed wirkt auch Vernon Dobtcheff (Max Kalba in THE SPY WHO LOVED ME) mit.

Die Story ist recht simpel und anspruchslos, aber nicht ohne Reiz. Auch in THE LIVING DAYLIGHTS (1987) gab es später einen russischen Überläufer, der unbedingt einen Superspion und dessen Gadgets für seine Flucht haben will. Und Bond schleust eine Dame in einem Superauto aus dem Ostblock heraus.

CONDORMAN DVDCONDORMAN floppte leider in den Kinos, und die von Disney bereits geplante Fortsetzung wurde damit aufgegeben. Zehn Jahre später produzierte Disney mit THE ROCKETEER wieder einen Film um einen Gadget-Superhelden, in dem auch Timothy Dalton mitwirkte, der aber leider ebenfalls an den Kinokassen enttäuschte. Erst mit der Übernahme von Marvel gelang dem Mäuse-Imperium der Durchbruch auf diesem Gebiet. (Womit man sich darüber streiten kann, ob Condorman und Rocketeer nun zum "MCU" gehören...)

Der Film wurde als VHS, Laserdisc und DVD veröffentlicht. Hierzulande leider in einer sehr dürftigen Version, ohne Extras und in sehr schlechter Bildqualität. Dazu noch mit riesigen schwarzen Balken rundherum, die den Flachbildschirm wieder zum Mäusekino machen. Eine Restaurierung im Bluray-Format wäre für diesen Disney-Klassiker sehr wünschenswert!

OFFIZIELL: Universal neuer Verleihpartner

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Danny Boyle auf der Berlinale 2017
Danny Boyle auf der Berlinale 2017
(wikipedia)
Endlich gibt es mal wieder etwas offiziell Bestätigtes: Universal Pictures treten in die Fußstapfen von Sony und übernehmen den internationalen Verleih der Bondfilme außerhalb Nordamerikas. (Für Nordamerika ist Annapurna Pictures zuständig, wie bereits vor einigen Monaten bekanntgegeben wurde.) Bestätigt werden außerdem Danny Boyle als Regisseur, John Hodge als Drehbuchautor sowie der Starttermin am 25. Oktober in Großbritannien, beziehungsweise am 8. November in den USA. Drehbeginn ist noch in diesem Jahr, am 3. Dezember 2018.

Universal beherbergt unter anderen das Bourne- und das Fast-and-Furious-Franchise. Nach der Verpflichtung von Vic Armstrong für BOND 25 lässt auch das auf großartige Actionszenen hoffen, die auch jüngere Zuschauer wieder ansprechen.

Ladehemmung

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Bond-Marathon #000: CLIMAX! - CASINO ROYALE (1954)

In einigen Franchises gibt es Versuche einer Erstverfilmung, die heute eher als Kuriosität gelten. Bei STAR TREK wäre das der erste Pilotfilm Der Käfig (1965), bei LORD OFTHE RINGS die Zeichentrick-Verfilmung von 1978. Bei James Bond ist es die TV-Adaption von Casino Royale aus dem Jahr 1954. Während bei Der Käfig aber beispielsweise die Effekte und das Drehbuch hochwertiger sind als die der meisten späteren Serienfolgen, lässt sich bei Casino Royale das Potential der späteren Filmen nur erahnen.

Man könnte sich sogar darüber streiten, ob die Adaption überhaupt als James-Bond-Film bezeichnet werden kann, da es sich nur eine Fernseh-Aufzeichnung handelt, und James hier nur Jimmy genannt wird. Aber trotz aller offensichtlicher Mängel würde man Casino Royale damit Unrecht tun, denn er hat auch einige überraschende Pluspunkte.




Barry Nelson 1962 (wikipedia)
Zu den offensichtlichen Defiziten zählt hier wohl der Hauptdarsteller Barry Nelson, der als Bond nicht so ganz überzeugen kann. Es ist natürlich unfair, ihn an den späteren Filmen zu messen, aber auch im Vergleich zum Roman-Bond wirkt er ziemlich blass und deplaziert. Dazu kommen noch die Amerikanisierung der Figur und nicht zuletzt ein lächerlich unpassendes Jackett, das wahrscheinlich irgendjemand sehr kurzfristig aus dem Fundus organisiert hat.

Der amerikanische Schauspieler Barry Nelson, eigentlich Robert Haakon Nielsen, spielte seine erste Hauptrolle in dem Film Noir THE MAN WITH MY FACE. Auch sein Bond ist noch sehr dem typischen Protagonisten der Schwarzen Serie verbunden. Der Held dort war ein tragischer und getriebener; einer, der nie wirklich die Kontrolle über sein Schicksal gewinnt. In Casino Royale wirkt Bond auch eher als Gespielter im großen 'Spiel der Könige', denn als Spieler. Seine Vertrauten Clarence Leiter (ein anglisierter Felix Leiter) und Valerie Mathis (eine Mischung aus Vesper Lynd und René Mathis) erscheinen professioneller, wissender und letztlich auch eleganter als er. Zwischen dieser Darstellung und dem später von Sean Connery verkörperten Männerbild liegen nicht nur Welten, sondern ganze Universen.

Linda Christian 1948 (wikipedia)
Neben Barry Nelson, der stark gekürzten und amerikanisierten TV-Fassung der Geschichte ist auch die Inszenierung eher schlicht und aus heutiger Sicht wenig überzeugend. Casino Royale war die dritte Episode der Anthologie-Serie Climax Mystery Theater von CBS. Zahlreiche Stars hatten Gastauftritte in der Serie. Neben Steve McQueen, Charlton Heston oder Boris Karloff war auch der spätere Bondschurke Louis Jourdan dabei.

Zu den Highlights des Fernsehfilms gehört dagegen neben dem ersten 'Bondgirl' Linda Christian, die schon fast traditionell sexy und selbstbewusst auftritt, vor allem Peter Lorre als namenloser Schurke, der nur als Le Chiffre bekannt ist. Lange vor Lotte Lenya und Gert Fröbe gab Peter Lorre den verschlagenen Bondgegenspieler deutschsprachiger Herkunft. Es wäre schön gewesen, ihn in der späteren EON-Serie noch einmal zu sehen.

Lorre im Film Noir QUICKSAND (1950) (wikipedia)

Lorre mit Lotte Lenya auf der Bühne
Peter Lorre, der eigentlich László Loewenstein hieß und in Fritz Langs M - EINE STADTSUCHTEINEN MÖRDER eine der genialsten Schauspielleistungen der Filmgeschichte ablieferte - hatte in dem Punkt etwas Pech. Der Bondbösewicht, den niemand kennt. Ebenso wenig Glück hatte er übrigens auch mit seiner einzigen Regie-Arbeit, dem in Deutschland gedrehten Film Noir DER VERLORENE. Das deutsche Publikum nahm Lorre seine Flucht und spätere Rückkehr übel, vor allem in einem Film über die moralischen Abgründe des 3. Reiches, und beachtete den Film kaum. Und so geriet dieser sehenswerte deutsche Noir-Beitrag ebenso wie sein Auftritt als Bondgegenspieler in Vergessenheit. Dabei haben beide Charaktere sogar die Gemeinsamkeit, dass es sich um 'Displaced Persons' handelt, bei denen der Verlust der Heimat auch den des moralischen Kompasses bedeutet.

Ian Fleming war von der Adaption seines ersten Bondromans dann auch eher ernüchtert. Mit einer Amerikanisierung der Handlung musste er auch bei der US-Ausgabe des Romans vorlieb nehmen, die dann in typischer Pulp-Manier You Asked For It genannt wurde. Auch hier wurde aus James ein Jimmy.

Der positivste Aspekt der TV-Version war für ihn wohl auch die Performance von Peter Lorre - zeigte er hier doch seinen Respekt in der für ihn typischen Art: Mit einer Verewigung in einem seiner Romane. Im Roman Moonraker von 1955 heißt es über Krebs, den Henchman von Sir Hugo Drax, dass er aussehe wie eine jugendliche Version von Peter Lorre.

Von dem Verkauf der Rechte an CBS für 1000 $ kaufte sich Fleming dann seinen ersten amerikanischen Wagen - einen Studillac, dessen Motorleistung ihn so begeisterte, dass er von der Polizei angehalten wurde. This never happened to the other feller. Den Studillac baute Fleming dann auch sogleich in Diamonds Are Forever ein, als das Auto der Wahl von Felix Leiter.

Studebaker Commander Starliner 1953 (wikipedia)

Der Deal mit CBS und Gregory Ratoff für die Rechte an Casino Royale sollte - wie auch der spätere mit Kevin McClory - noch einen langen Schatten auf das Franchise werfen. Der Verkauf der Filmrechte für 1000 US-Dollar, später sogar unbefristet für 6000 - war für Fleming nicht gerade lukrativ. Auf die TV-Version, die weit hinter den Möglichkeiten des Stoffes zurückblieb, folgte 1967 eine extrem überdrehte Parodie, die man fast als filmisches Attentat auf das Franchise sehen kann. Man kann wohl fast froh sein, dass Fleming diese Version nicht mehr miterleben musste.

Zum Glück gingen die Filmrechte an Flemings Debüt letztlich in die verantwortungsvollen Hände von EON, die daraus 2006 einen grandiosen Neustart der Reihe zauberten.

35 Jahre OCTOPUSSY mit Maud Adams in Berlin

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35 Jahre OCTOPUSSY in Berlin - Event des James Bond Club DeutschlandDa der Bondfilm OCTOPUSSY zum Teil in Deutschland gedreht wurde, war das diesjährige Event des James Bond Club Deutschland ein Heimspiel. Das 35jährige Jubiläum des Klassikers wurde am Samstag, dem 14. Juli, in Berlin gefeiert - mit dem Besuch der Drehorte, Original-Requisiten, einer Vorführung des Films und schließlich mit Stargast Maud Adams, die in OCTOPUSSY die Titelrolle verkörperte.






Sitz des Britischen Botschafters in BerlinLos ging es am Morgen mit einem bis auf den letzten Platz besetzten Reisebus vom Checkpoint Charlie, und damit bereits vom ersten Film-Drehort. Über den Kudamm ging es dann über den AVUS zur Autobahn-Abfahrt Hüttenweg, wo Bonds Flucht vor der deutschen Polizei in Szene gesetzt wurde. (Siehe zum Drehort Hüttenweg auch hier.)

Wappen des britischen Botschafters
Das Wappen des Botschafters
Weiter ging es in den Grunewald zum Sitz des britischen Botschafters (nicht zu verwechseln mit der Botschaft an sich in der Wilhelmstraße), welche zwar keine Film-Location ist, im Film aber eine Rolle spielt. Überraschend war hier die Ähnlichkeit des Eingangs-Tores mit dem im Film zu sehenden. (Das im Film zu sehende Anwesen steht in Wirklichkeit in England.)




Octopussy-Location SpandauNächste Station war die Altstadt von Spandau, wo Szenen von Bonds Abfahrt mit dem entwendeten Alfa Romeo gedreht wurden. Im Film sollen diese Szenen in Süddeutschland spielen, in der Nähe des fiktiven US-Stützpunktes Feldstadt. Und so gab es hier jenes ur-deutsche Bier, das Bond in einem Käfer von "Schatzi" und "Mausi" angeboten wird. Bond hat es abgelehnt - sein Fehler.





Event vom James Bond Club Deutschland
Im Deutschen Spionagemuseum Berlin traf kurz darauf dann der Stargast des Tages ein: eine gutgelaunte und charmante Maud Adams. Die schwedische Schauspielerin wirkte bereits 1974 in THE MAN WITH THE GOLDEN GUN mit, als Scaramangas Geliebte Andrea Anders. Damit ist sie eine der sehr wenigen Schauspielerinnen, die in zwei Bondfilmen tragenden Rollen spielten.





Bond-Requisiten
Kopf-Abguss und Kostüm
vom Beißer, sowie von Nick Nack
Spionagemuseum Berlin, Modell der Glienicker Brücke
Miniatur eines Agenten-Austausches auf der
Glienicker Brücke - DAD lässt grüßen
Bei einer Sonderführung durch das Spionagemuseum gab es viele faszinierende Exponate aus der echten Welt der Agenten zu bestaunen, die den Erfindungen aus den Bondfilmen zum Teil sehr nahe kommen.

Teil der Ausstellung sind auch originale James-Bond-Requisiten, wie Gesichtsabgüsse der Hauptdarsteller für die Stuntmen, Kostüme und Gadgets.






Maud Adams mit Michael FrederiksenIm Museum gab es dann ein Fotoshooting und eine Autogrammstunde mit Maud Adams, sowie eine Show-Einlage des dänischen Illusionskünstlers Michael Frederiksen, der passenderweise das eine oder andere Ei hervorzauberte.

Und schließlich war OCTOPUSSY auf der großen Leinwand zu sehen.





Maud Adams
Maud Adams mit Club-Präsident Andreas Pott
Maud AdamsNach dem Film beantwortete Maud Adams Fragen zum Film und zu ihrer Karriere.








35 Jahre OCTOPUSSY in Berlin, mit Maud Adams


An dieser Stelle ein Dankeschön an alle Organisatoren dieses sehr schönen Events!
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